Urlaub Ist Hawaii auch für Familien ein Traumziel?

Honolulu · Stell' dir vor, es ist Traumstrand - und niemand geht hin. Es gibt sie wirklich, die weiten Palmenstrände auf Hawaii, an denen kaum ein Mensch ist. Aber funktioniert auf den Inseln auch Familienurlaub?

Hawaii - Der perfekte Urlaubsort für Groß und Klein
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Foto: dpa, gab

Hawaii ist ein Sehnsuchtsziel. Weiße Strände und azurblaues Wasser, sich sanft im Wind wiegende Palmen und praktisch das ganze Jahr 28 Grad. Die Inseln im Pazifik gelten vor allem als Ziel für Aktivurlauber: Wandern, Bergsteigen, Tauchen und Surfen lassen viele um die halbe Welt fliegen. Aber was ist mit Familien? Ist das Paradies ein Ort für Urlaub mit Kindern?

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Foto: shutterstock/ Natalia Pushchina

Die Entfernung zu Deutschland und die Kosten dürften die größten Hindernisse für einen Familienurlaub auf Maui oder Kauai sein. Rund 20 Stunden dauert der Flug, die Kleinen wollen bespaßt werden, und dann müssen Familien mit Hotelpreisen rechnen, die im Rest der USA nur noch in New York oder San Francisco erreicht werden. Unter 100 Dollar pro Nacht für ein Zimmer ist praktisch nichts zu bekommen. 200 Dollar sind realistischer. Gerade für Familien bieten sich deshalb Ferienwohnungen an. Dann kann man allein kochen und Geld sparen.

Warum machen trotzdem jedes Jahr mehr als 40 000 Deutsche die weite Reise? Weil Hawaii fast alles zu bieten hat, was einen Traumurlaub ausmachen kann. Köstliches Essen, faszinierende Natur, fast alle Klimazonen, interessante Geschichte und vor allem Strände wie aus dem Reiseprospekt. Und einen Lebensstil irgendwo zwischen der Leichtigkeit Jamaikas und der Zuverlässigkeit Nordamerikas.

Der Strand von Waikiki ist immer voll, aber selten überfüllt. Kleine Schneisen verheißen nicht etwa freie Plätze - das sind die Laufrouten für die Surfer. Auch Laien können sich versuchen. Länger als ein paar Sekunden hält es kein Anfänger auf dem Brett aus. Aber das ist ja auch zweitrangig. Dabei sein ist alles. Und wenn man sagen kann, dass man mal vor Hawaii in der Brandung gesurft hat - für wie lange auch immer - klingt das doch schon mal gut. Für Kinder sind Schwimmwesten vorgeschrieben. Aber um richtig Spaß auf dem Brett zu haben, sollten die Kleinen schon mindestens zehn Jahre sein.

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Foto: saiko3p / Shutterstock.com

Es ist gerade einmal ein Menschenalter her, dass Hawaii zum Traumziel für Urlauber wurde. Noch vor 80 Jahren gab es im heute legendären Waikiki nur zwei Hotels: Das "Moana Surfrider" nennt sich heute noch stolz "Hawaiis First Lady", das "Royal Hawaiian" gleich daneben "the Pink Lady". "Damals war Hawaii noch ein Geheimtipp", sagt Dara Young vom "Royal Hawaiian". "Und die Fenster wurden alle nach hinten heraus gebaut, zu den Bergen." Der Grund: "Die Menschen waren wochenlang auf dem Schiff unterwegs, bevor sie in Hawaii ankamen. Da wollte keiner mehr das Meer sehen." Erst als Urlauber per Flugzeug kamen, wurde Meerblick zum Kriterium schlechthin.

Abseits des Strandes ist Pearl Harbor der wichtigste Besuchermagnet. Am 7. Dezember 1941 vernichtete ein japanischer Angriff mitten im Frieden nicht nur die Schlachtschiffe der Pazifikflotte, sondern zog das Land in den Zweiten Weltkrieg hinein. Bevor man in kleinen Booten zum knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Wrack der "USS Arizona" gefahren wird, gibt es einen kurzen Dokumentarfilm. Der ist sehr fair gegenüber dem Angreifer - aber nichts für kleinere Kinder.

An der Gedenkstätte für die etwa 2000 getöteten Menschen werden die Amerikaner ganz still, während sich viele Japaner mit Victory-Zeichen fotografieren lassen. Dort müssen Eltern mit vielen Fragen ihrer Kleinen rechnen. Zum Beispiel, warum nach einem Dreivierteljahrhundert immer noch ein Ölfilm über der "Arizona" ist.
"Sie weint immer noch", erklärt dann manchmal ein Angestellter.

Eines von Honolulus beliebtesten Ausflugszielen für Familien ist das Aquarium. "Eigentlich sind wir ja nur eine forschende Außenstelle der Universität von Hawaii", sagt Direktorin MaryLou Foley. "Aber inzwischen haben wir jedes Jahr gut 300 000 Besucher. Und es werden immer mehr." Kinder rennen schreiend durch die Gänge und bleiben dann plötzlich vor einem großen Tintenfisch stehen, der sich an die Scheibe saugt. Die Aquarien werden nur von oben von Tageslicht beleuchtet, was ihnen zu jeder Zeit eine andere Färbung gibt. Den Sprachführer gibt es auch auf Deutsch.

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Foto: gms

"Besonders stolz sind wir auf unsere Korallen", sagt Foley. "So wie bei uns zeigt sie kein anderes Aquarium, und gerade die Korallen sind es, die Hawaii ausmachen. Ja, wir sind kein großes Aquarium, und springende Wale sucht man bei uns vergebens. Wir sind eben ganz Hawaii." Kinder stehen natürlich weniger auf Korallen. Aber die Seepferdchen und ein echter Hai, das ist spannend.

Auf Hawaii nur eine Insel zu sehen, wäre Verschwendung. Zwischen den Inseln fliegen ständig große und kleine Maschinen hin und her. Die größte Insel, die der Kette ihren Namen gab, wird einfach Big Island genannt. Es sieht aus, als sei alles frisch gepflügt. Doch die schwarzen Furchen sind nicht Ackererde, sondern aufgebrochene Lava. Die Inselkette verdankt ihre Existenz Vulkanen. Nirgendwo sieht man es besser als auf der größten Insel, Hawaii. Entsprechend ist der Vulkan-Nationalpark auch eines der wichtigsten Ziele für Touristen.

Vor genau 100 Jahren wurde der Volcanoes National Park gegründet, dessen Attraktionen sind aber Millionen Jahre alt. Spritzende Lava bekommt man nur selten zu sehen, dafür aber gewaltige Krater, von Lavaflüssen gebildete Höhlen und dampfende Felder. Hawaii ist immer noch aktiv, an jeder Ecke findet man Lavagestein. Freiwillige erklären Familien gern, wo die Geheimnisse des Parks zu finden sind - manchmal sogar auf Deutsch. Kinder lieben es, durch die von der Lava gegrabenen Höhlen zu laufen. Und ganz nebenbei bekommen sie noch etwas Geologie mit auf den Weg.

Die Luft im Nationalpark ist kühl und trocken, warm und feucht ist es dagegen im Akaka State Park. Der ist klein und schnell durchwandert, dafür bietet er zwei atemberaubende Wasserfälle. Bei dem einen stürzt das Wasser 120 Meter in die Tiefe - und er ist familientauglich. Denn Hawaii hat zwar viel größere Wasserfälle, einige sind 800 Meter hoch. Aber sie zu sehen, erfordert entweder eine stundenlange Wanderung oder eine Tour mit Boot oder Hubschrauber.

Big Island bietet fast alle Klimazonen dieser Erde, selbst Schnee auf dem Mauna Kea, dem höchsten Berg der Inselgruppe. Der Vulkan ist gleichzeitig Heimat von mehreren gewaltigen Teleskopen, weil er mit seiner klaren Luft perfekte Arbeitsbedingungen für Astronomen bietet. Die Anlagen sind ein beliebtes Touristenziel, Familien könnte aber die lange Fahrt abschrecken, für die man ein Fahrzeug mit Allradantrieb sowie Zeit und Geduld braucht. Zu Fuß geht es zu der Stelle, an der 1779 der Entdecker James Cook getötet wurde. Die Strecke ist schön - aber nichts für Kinder, Ältere oder Leute, die nicht in Form sind.

Die östliche Region der Insel heißt Kona. Dieser Name ist Musik in den Ohren von Kaffeetrinkern. Kona-Kaffee gilt als einer der besten - und teuersten - der Welt. Boden und Klima sollen für einen Geschmack sorgen, der weltweit einzigartig ist. 800 Plantagen gibt es in der Region - und eine ist das perfekte Ziel für Familien mit Kindern.

"Der Kaffee ist Teil unserer Kultur, und wir wollen den Kindern zeigen, wie er gemacht wird und wie die Menschen damals gelebt haben", sagt Ku'ulani Auld von der Kona Historical Society. "Unsere kleine Plantage produziert nach wie vor Kaffee. Wir haben auch Tiere, vor allem soll aber jedes Kind sehen, wie die Urgroßeltern ohne Strom und Wasserleitung gelebt haben." Die Kinder können auch Brot backen und erfahren, warum die Beine des Vorratsschranks in ölgefüllten Dosen stehen - damals eine einfache Methode gegen Kakerlaken.

Maui ist für viele die Trauminsel schlechthin. Und in der Tat bietet sie die längsten Strände Hawaiis. Aber auch den mit Abstand meisten Regen. Weite Teile sind von Regenwald bedeckt. Wer sich mit einem Auto zum Grab des Atlantikfliegers Charles Lindbergh ganz im Osten quält, kommt nur mit etwa 20 Kilometern die Stunde auf den engen, gewundenen Bergstraßen voran. Kindern könnte auf den kurvigen Straßen schlecht werden. Bei Laune halten kann man sie mit den vielen Wasserfällen am Straßenrand, dem Dschungel und den Tieren.
Quietschbunte Papageien kommen bis ans Auto geflogen.

Baldwin Beach ist ein Klischee-Strand: breit, weiß und trotzdem nie überlaufen. Die Brandung ist beträchtlich, und selbst größere Kinder sollten nie außerhalb der Zonen mit Rettungsschwimmern sein. Aber auch die sind nicht übervölkert. Und das ist das seltsame an Hawaii: Obwohl jede Woche Dutzende Kreuzfahrtriesen anlegen, obwohl jeden Tag Flugzeuge Zehntausende Touristen bringen, findet man überall weiße Strände mit türkisem Wasser, an denen kaum Menschen sind. Das ist vielleicht das Geheimnis des Traumziels Hawaii - auch für Familien.

(dpa)
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