Mauritius Eine Wanderung auf den Le Morne

Le Morne · Am Strand liegen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen? Standard auf Mauritius. Aber das muss längst nicht die einzige Beschäftigung auf der Insel sein: Eine Wanderung auf den Le Morne Brabant bringt Urlaubern die Geschichte von Mauritius näher.

Zum Wandern nach Mauritius
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Foto: dpa, zeh

Am Horizont gehen die verschiedenen Blautöne ineinander über. Oben Hellblau, darunter Tiefblau, eine Schicht weißer Schaumkronen, dann Türkis, Graublau: das Riff vor Le Morne Brabant. Der Berg im Südwesten von Mauritius ist ein Klotz. Er ragt aus der Halbinsel empor wie hingeworfen. Hinaufklettern bedeutet, Mauritius so zu sehen wie auf den Postkarten.

Aufstieg. Ein Tor versperrt den Weg. Nico Queland und Zack Herbst schließen auf. Sie sind Tourguides von Yanature, eine der zwei Organisationen, die hier mit Urlaubern wandern dürfen. Denn das Gelände, auf dem der Berg steht, ist seit Jahrhunderten in Privatbesitz. "Selbst die Regierung muss um Erlaubnis fragen", erklärt Queland. Nur eine kleine Ausnahme gibt es: Denn ab 300 Metern Höhe sei der Berg öffentlich, sagt Queland. Wer ihn anfliegt und auf dem Gipfel landet, braucht keine Erlaubnis der Besitzer. Den entsprechenden Landeplatz für Helikopter gibt es.

So einfach wird es heute aber nicht. Klettern statt fliegen - so heißt die Devise. Der Wanderpfad schlängelt sich den Berg entlang. Sanft geht es bergauf. Ab und zu rutschen die Füße auf dem schwammigen Untergrund aus, es hat geregnet. Urlaubsparadies hin oder her: Regen ist auf Mauritius keine Seltenheit. Vor allem in den Wintermonaten wechselt das Wetter hier gerne mal jede halbe Stunde.

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Der erste Aussichtspunkt über die Lagune ist erreicht. Eine kleine Insel liegt darin, ein Sonnenstrahl durch eine Lücke in den Wolken hebt sie aus dem türkisfarbenen Wasser hervor. Bis auf 200 Meter steigt die Gruppe noch weiter gemeinsam auf den Le Morne hinauf. Dann aber hört der breitere Pfad auf, von nun an wird es schmaler - und vor allem steiler.

Wie steil, das zeigt der Blick hinauf. Der Berg ist insgesamt rund 550 Meter hoch, oben wartet schroff abfallendes Gestein bis zum Gipfel. Mit zusammengekniffenen Augen erscheinen kleine bunte Pünktchen kurz darunter: Eine andere Wandergruppe muss bereits früh am Morgen aufgebrochen sein, sie steigt schon wieder hinab.

Bei diesem Anblick verlässt einige der Mut. Sie werden am zweiten Aussichtspunkt warten, der Rest der Gruppe beginnt mit dem schwierigeren Teil des Aufstiegs. Und dann das: Regen setzt ein.
Ausgerechnet jetzt steht ein Abschnitt bevor, auf dem geklettert werden muss. Die Füße finden auf den nassen Felsen keinen Halt, die Hände klammern sich an kleine Vorsprünge. Von einer Sicherung keine Spur.

Dafür gibt es nach der Kletterpartie mit dem Berg im Rücken einen noch besseren Ausblick: rechts die Lagune, geradeaus die Hügelketten der Insel und links die kleine Île aux Bénitiers. Von hier ist es nun auch nicht mehr weit bis zum Gipfelkreuz. Es hat eine besondere Bedeutung, die mit der wechselhaften Geschichte von Mauritius zu tun hat.

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Mauritius war ursprünglich unbewohnt. Dann wurde die Insel im Indischen Ozean erst holländische, dann französische, später englische Kolonie - und schließlich unabhängig. Die Franzosen brachten Sklaven aus Afrika auf die Insel, die Engländer Arbeiter aus Indien. "Die Sklaven hatten sich hier versteckt", erzählt Queland und deutet auf Le Morne Brabant. Als 1835 die Sklaverei abgeschafft wurde, kamen die Briten auf den Berg, um den Geflohenen die gute Nachricht zu überbringen. "Aber sie konnten nicht glauben, dass die Sklaverei tatsächlich abgeschafft worden war." Also sprangen sie in den Tod, um der gefürchteten erneuten Gefangenschaft zu entgehen.

So zumindest die Legende. Ganz sicher ist man sich nicht, wie es sich damals abgespielt hat, erzählt Queland. 2008 wurde der Berg in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen. Für die Nachfahren der Sklaven sei das sehr wichtig, sagt er. Um an die Verstorbenen zu erinnern, sei das Kreuz aufgestellt worden.

Queland und Herbst sind selbst keine Nachfahren der Sklaven. Quelands Ahnen kamen aus Frankreich und Irland nach Mauritius, die von Herbst waren französisch und englisch - der Vater stammt aus Südafrika. Die beiden führen fast täglich Touristen hinauf auf den heiligen Berg. Mögen sie es noch? "Ja, jeden Tag", sagt Queland.

(dpa)
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