Urlaub in Norwegen Den Tanz der Polarlichter beobachten

In Nordnorwegen hat man im Winter die größte Chance, die zauberhaften Polarlichter am Himmel zu erleben.

 Das Volk der Samen nennt das Polarlicht "Guovssaha" - das Licht, das man hören kann.

Das Volk der Samen nennt das Polarlicht "Guovssaha" - das Licht, das man hören kann.

Foto: Thinkstock/Denise108

Die Nacht ist kalt und klar. Der Schnee knistert unter den Winterstiefeln. Dick eingemummelt stehen die Besucher neben dem Wildniscamp, die Köpfe in den Nacken gelegt. Am Himmel tuscheln die Sterne. Plötzlich flammen lautlos grüne Lichtschleier vom Horizont hoch, wie Geister, die jemand aus der Flasche gelassen hat. Sie bewegen sich mal langsam, mal schnell, im Takt einer imaginären Musik. Es ist ein magischer Moment, wenn an der Eismeerküste die Polarlichter tanzen. "Als ich sie das erste Mal sah, bekam ich eine Gänsehaut", sagt Sonnenforscher Pål Brekke. Er ist Berater am norwegischen Weltraumcenter und kennt sich aus mit dem Phänomen.

Seit Jahrtausenden zieht es die Menschen in den Bann. Viele Maler und Schriftsteller inspirierte das hellgrün bis dunkelviolette Flimmern. Das Volk der Samen nennt es "Guovssaha" - das Licht, das man hören kann. Früher dachten Menschen, dass Trolle den Himmelszauber inszenieren. Heute weiß man, dass die Sonne Regie führt. Sie spuckt elektrisch geladene Teilchen in die Erdatmosphäre. "Die größte Chance, Nordlicht zu sehen, ist in sternenklaren Winternächten, abseits jeder künstlichen Lichtquelle", empfiehlt Pål. 400 Kilometer nördlich des Polarkreises sind die Bedingungen ideal.

Dort liegt die "Polarlichtmetropole" Tromsø, die größte Stadt in Nordnorwegen, umgeben von Fjorden und Bergen. Eine 1000 Meter lange Brücke verbindet die Insel mit dem Festland. Sie führt direkt auf die Eismeerkathedrale zu, dem Wahrzeichen Tromsøs. Das imposante Gebäude hat die Form von dreieckigen, hintereinander aufgerichteten Eisschollen und soll das Nordlicht, Eis und Dunkelheit symbolisieren. Eine Seilbahn bringt Besucher auf den 420 Meter hohen Storstein. Von dort reicht der Blick über die Stadt bis in die Berge.

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Foto: dpa, lea ah

Besonders mystisch ist es zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar, wenn der Winter die Schneelandschaft in schwarz-bläulichen Schummer taucht. Dann geht man auf "Polarlichtjagd". Guides checken jeden morgen die Wettervorhersage und die Aktivität der Sonnenwinde. Am Abend versuchen sie mit ihren Gästen dem Licht hinterher- oder entgegenzufahren, in der Hoffnung, dass der Himmel seine Late-Night-Show präsentiert. Im Planetarium fliegen die Farbschleier per Knopfdruck über eine hemisphärische 360- Grad-Leinwand.

Tagsüber bleibt Zeit für einen Bummel durch die vielen Geschäfte, Restaurants, Cafés und Museen: Das Universitätsmuseum zeigt die Lebensweise der Sami; im arktischen Aquarium sind Bartrobben die Hauptattraktion. Das vielleicht schönste Museum ist das Polarmuseum in einem der ältesten Hafengebäude. Es erzählt die Geschichte der Polarforscher Roald Amundsen und Fridtjof Nansen. Wer Bewegung braucht, kann in der Umgebung skifahren oder auf Schneeschuhen querfeldein durch die weiße Pracht stapfen.

Auch die Inselgruppen Vesterålen und Lofoten sind gute Spots für die Fans der Aurora Borealis. Nirgendwo sonst spült der Golfstrom so nah an die Küstenlinie. Das beschert den Inseln ein mildes Mikroklima, in dem sich nur wenige Wolken auftürmen. Schäreninseln und schroffe Berge bilden einen perfekten Vordergrund für Fotos. Hier lockt das fischreiche Meer Seeadler sowie Schwertwale und Orcas an. Neben dem Tourismus leben die Menschen hauptsächlich vom Fischfang. Über allem wacht der "Mann aus dem Meer", eine langbeinige, meterhohe Skulptur. Er hält einen Kristall in den Händen, in dem je nach Tageszeit die Sonne leuchtet.

So schön ist die Inselgruppe Spitzbergen in Norwegen
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Foto: Visitnorway.com/Kristin Folsland Olsen

Ein Erlebnis ist eine Fahrt mit dem Rentier- oder Hundeschlitten. Im Husky-Camp bellen die Tiere vor Freude, bevor es losgeht. Ihr Fell fühlt sich weich und dick an, die Augen schimmern eisblau. Als jagten sie eine Beute, rennen sie dem ersten Schlitten, angeführt vom Musher, hinterher. Am Abend prasselt ein Lagerfeuer im Samen-Zelt. Es duftet nach Kaffee und Rentiergeschnetzeltem. Die Besucher lauschen den Geschichten von Rentieren und Schamanen. Und irgendwann erfüllt der traditionelle Joik das Zelt, ein Gesang, der unter die Haut geht. Er handelt von Elchen, Rentieren und der Natur - und natürlich vom Zauber des Nordlichts.

Die Redaktion wurde von Innovation Norway zu der Reise eingeladen.

(RP)
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