Reise-Tipps So rechnet sich Havanna

Es muss nicht immer nur Altstadt, Hemingway-Bar und Cabaret Tropicana sein. Wer Havanna pur erleben will, verlässt ausgetretene Pfade, tanzt in den Gassen, fährt mit Cubanos im Strandbus und spart Geld bei Hotels und Privatquartieren.

Havanna - Rhythmus, Zigarren und bunte Autos
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Foto: shutterstock/ Kamira6

Nahe der Kathedrale in La Habana Vieja hüpfen wie seit Jahren Stelzentänzer. Junge und betagte Señoras in historischen, farbenfrohen Roben lächeln und sagen "una foto". Alle halten dezent die Hand auf. Auch Touristen, die schon oft in Havanna waren, zieht es immer wieder in die Altstadt. Cafés, Straßenmusikanten, flanierende Hauptstädter sowie staunende und fotografierende Ausländer sind ein aufregender Mix. Doch Havanna hat mehr zu bieten.

Die sozialistische Regierung investiert seit Jahren so kräftig, wie es die magere Devisenkasse erlaubt, in historische Viertel, Boulevards und alte Prachtbauten. Gäste aus aller Welt honorieren das. Viele spazieren auch ein paar Straßenzüge weiter und sehen dann, wie alte Gebäude verfallen und Balkone mit Bohlen gestützt werden müssen. Hier fehlen die Mittel, seit Jahrzehnten schon. Besonders Individualtouristen, deren Zahl wächst, freuen sich über die günstigen Preise. Für eine "Casa particular", ein Privatquartier, zahlen zwei Personen pro Nacht umgerechnet 15 bis 30 Euro - je nach Ausstattung und Lage. Touristen mögen besonders die Altstadt und das westlich anschließende Centro Habana, alles möglichst im Radius von gut einem Kilometer um den Parque Central. Von dort sind viele Highlights zu Fuß zu erreichen.

Wer es ein bisschen komfortabler mag, kann auch direkt bei kubanischen Hotels im Internet buchen, zum Teil recht günstig. Gern werben historische Herbergen wie das fast 100 Jahre alte "Plaza" am Parque Central, das sich vier Sterne gibt, mit Promis vergangener Zeiten. Was Albert Einstein damals zahlte, bleibt jedoch offen. Das Einzelzimmer mit Frühstück gibt es für Frühbucher ab 40 Euro, das Doppelzimmer ab 60.

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Wer privat nächtigt, hat dagegen Familienanschluss. Er kann mit der Oma auf dem Bauernmarkt einkaufen, der Vater stellt seine Dominofreunde vor und der Sohn geht mit dem Gast zum Fußball oder Baseball. Wer mit einem kubanischen Führer oder neuen Amigo auf Quartiersuche geht, zahlt pro Tag in der Regel fünf CUC mehr, meist ohne es zu wissen. Die Kommission gibt der Vermieter dezent dem Vermittler, der auch sein Nachbar sein könnte. Für Kubaner gehören solche Geschäfte zum Alltag.

Kubas Alltag lässt sich aber auch allein entdecken, zum Beispiel bei einem gemütlichen Spaziergang durch den Stadtteil Vedado. Zwei Währungen gehören in die Tasche: die eine ist der CUC, der harte, konvertierbare Peso, dessen Wert an den US-Dollar gekoppelt ist. Für einen CUC gibt die Bank rund 25 Peso cubano (CUP). In dieser Landeswährung, moneda nacional (mn), erhalten die meisten Kubaner ihr Gehalt. Wenn der Euro 1,35 Dollar wert ist, sind das 1,35 CUC oder gut 32 CUP oder mn.

Von der Währung hängt oft ab, wie viel bezahlt wird. Für einen CUC, das sind ungefähr 75 Cent, bekommt der Gast in einem Touristencafé ein Gläschen Rum oder einen kleinen kubanischen Kaffee. In der Eckkneipe, wo der Alkohol in Strömen fließt, gibt es dafür bis zu acht Gläschen. Die Rechnung, 24 Peso, wird in mn bezahlt.

Im Callejón de Hamel steigt an diesem Sonntagnachmittag eine Rumba-Session. Wandgemälde, Metallskulpturen und Grafittis schmücken die kleine Gasse. Santiago, der Haupttänzer, feuert die Band zu immer heißeren afro-kubanischen Rhythmen an. Seine Mutter hilft mit Zurufen und rhythmischem Klatschen. Viele Kubaner und einige Touristen zucken mit. "Uns geht es um traditionelle Kultur. Warum sollen wir nicht auch Geschäfte machen", sagt einer der Musikanten. Der Eintritt ist frei, aber viele Ausländer geben ein Trinkgeld.

15 Fußminuten weiter wartet ein besonderes Eiserlebnis. Coppelia heißen die staatliche Kette und der gleichnamige Park nicht weit vom Freiluftmarkt der Kunsthandwerker und vom Hotel "Habana libre". In einem der Eiscafés ist es fast leer. "Die Qualität ist besser, mehr Milch", verrät ein Kellner auf die Frage, warum hier eine Kugel ein CUC kostet. Woanders kostet eine Kugel ein Peso, also ein Vierundzwanzigstel und ist staatlich subventioniert. Viele Gäste bestellen sich riesige Portionen. Auch Ausländer dürfen in mn zahlen.

Auf dem Malecón sind am späten Nachmittag viele kubanische Familien unterwegs. Die Gischt spritzt über die niedrige Mauer auf den Bürgersteig. Palmen gibt es kaum, aber Parks, revolutionäre Denkmäler, Cafés und Restaurants, davon immer mehr private. Auf der Uferstraße fährt ein rot-weißes Cabrio vor, Baujahr etwa 1959, darin zwei junge Paare mit kubanischem Fahrer. Eine Stunde im antiken US-Schlitten kostet ungefähr 30 CUC. Lust auf Fassbier und Bratwurst? Die "Factoría" am Plaza Vieja braut selber, drei Sorten: hell, braun, schwarz - das große Glas für je zwei CUC. Die Gäste des staatlichen Restaurants können sich die Produktion anschauen und draußen die Aussicht auf den Platz mit Arkaden, Galerien und Boutiquen genießen. Er wurde 1599 angelegt und ist inzwischen vollständig restauriert.

Das nahe private "Henky's" an der Ecke von Compostella und Amargura ist recht neu. Deutsche und Kubaner haben das Restaurant in Erinnerung an den in Ulm geborenen Autor Henky Hentschel (1940-2012) eröffnet. Der lebte in Havanna. Ein Loblied auf die Wurst singt auch ein 60-Jähriger aus Wien. "Hier stimmt alles, auch die Rechnung." Er meint damit auch, dass Touristen, die gutgläubig und nicht firm mit dem Peso sind, in etlichen Altstadt-Restaurants oft zu viel bezahlen, ohne es zu merken. Wer nachrechnet, hat es besser.

(RP)
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