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Wintersport in Alaska Vom Skifahren zum Surfen

Anchorage/Girdwood · Im Winter sinken die Temperaturen im Süden Alaskas oft und lange unter minus 20 Grad. Doch das hindert die Einwohner von Anchorage und in der Umgebung nicht daran, die kalte Jahreszeit zu genießen: auf dem Hundeschlitten, dem Fatbike - oder einer perfekten Welle.

Zum Skifahren nach Alaska
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Ethan Tyler ist Sportler durch und durch. Im Winter steht er auf Abfahrts- und Langlaufskiern, fährt mit dem Schneemobil über zugefrorene Seen und mit einem Fatbike auf den Loipen. Alle Arten von Sport, die man in Alaska machen kann, macht Ethan auch, nur ein Schlittenhundegespann hat er nicht. Und wenn der arktische Winter mal Pause macht, die Temperaturen also um den Gefrierpunkt liegen, dann holt Ethan das Longboard aus der Garage. Und geht zum Surfen.

Zwei Grad Celsius im Wasser und an Land

"35 Grad Fahrenheit sind meine Grenze", sagt der dunkelhaarige Mann mit den strahlend blauen Augen, der in Anchorage bei der Regierung arbeitet. Knapp zwei Grad Celsius sind das. Die Wasser- und die Lufttemperaturen unterscheiden sich in diesem Fall nicht sehr. Doch Ethan geht nicht einfach zum Wellenreiten. Er geht auf eine sogenannte Bore Tide. "Das ist ein ganz besonderes Phänomen, das es nur an wenigen Orten auf der Welt gibt", erklärt Ethan.

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Foto: shutterstock/Galyna Andrushko

Denn an die Strände am Cook Inlet, südlich der größten Stadt Alaskas, schlagen mit den Gezeiten keine großen Brecher auf, wie man sie aus Hawaii oder anderen Surfrevieren kennt. "Die Bore Tide ist eine große lange Welle, auf der man mehrere Meilen gleiten kann." Man kann sie sich wie die Welle eines Tsunamis im Mini-Format vorstellen.

Dafür müssen gleich mehrere Umstände zusammenkommen. Vor allem muss die Differenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser mindestens neun Meter betragen. Das ist hier nicht so selten - denn im Turnagain Arm, in dem einst James Cook nach der Nordwestpassage suchte, gibt es nach der Bay of Fundy an Kanadas Ostküste die größten Schwankungen zwischen den Gezeiten. Zwei bis gut drei Meter kann die Welle hoch sein und eine Geschwindigkeit von bis zu 25 Stundenkilometern haben. "Darauf kann man lange reiten", sagt Ethan.

Schwierig ist aber nicht nur, den richtigen Zeitpunkt zum Surfen zu erwischen - sondern vor allem trockenen Fußes ins Wasser zu kommen. "Man will sich keine nassen Hände oder Füße holen, wenn es nur ein paar Grad über Null hat", sagt Ethan. Denn meistens ist es am Turnagain Arm recht windig, so dass die Temperaturen deutlich kälter erscheinen. Einen dicken Neoprenanzug, Handschuhe und eine Mütze tragen die meisten Surfer, wenn sie mit Bord und Paddel ins Wasser gehen. Eisbrocken und Treibgut schwimmen oft im Wasser.

Nordlichter beobachten

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Foto: shutterstock.com/ ChameleonsEye

Ethan hat eine App auf seinem Handy, die ihm die besten Gezeiten für die Bore Tide voraussagt. Und eine, die ihm die Wahrscheinlichkeit für die Aurora Borealis, die Nordlichter, in Girdwood anzeigt. Je nach Wetterlage und Stärke strahlen die grünen und manchmal roten Lichter bis in den Süden des größten Bundesstaates der USA. Doch es braucht klare Nächte - und die sind meist kalt. Im "Alyeska Resort" können sich Fans der kosmischen Strahlen in der Nacht aufwecken lassen, um das Phänomen in einer kalten Winternacht zu erleben. Am Tag ist das Hotel mit direktem Zugang zum größten Skigebiet Alaskas ein Hub für alle möglichen Ausflüge in die Kälte: Abfahren und Langlaufen, Heli- und Catskiing, Ausflüge mit dem Schneemobil oder dem Hubschrauber über die Gletscher in der Umgebung.

Als Chris von Imhof Anfang der 1960er Jahre hierher kam, war Alyeska, so der Name des Gebietes, ein wintersportliches Entwicklungsland. "Es gab einen Sessellift und so etwas wie eine Hütte", erzählt der Garmisch-Partenkirchener, der in den 1950ern in die USA ausgewandert ist. Imhof hatte verschiedene Jobs, schließlich landete er bei Alaska Airlines, der das Resort gehörte. Damals habe noch jeder Langstreckenflug aus Asien in Anchorage zwischenlanden müssen, erzählt er. Eine gute Gelegenheit, die Crews in das frühere Goldgräberstädtchen Girdwood zu bringen, in dem die Straßen Arlberg Avenue und Garmisch Road heißen.

Von Imhof baute nach und nach das Skigebiet aus, das heute das größte in Alaska ist. Und er verzahnte es mit dem Hotel, dessen Geschäftsführer er viele Jahre war. Doch zu weit weg war Alyeska für die Europäer. Exoten allerdings gab es immer, die ihre Skier einpackten und in der Nähe des Polarkreises Wintersport betrieben.
Und der war zwar einerseits so, wie man ihn aus Europa kannte - mit farbig markierten Pisten, Liften und ein bisschen Après Ski. Trotzdem war alles auch anders.

Denn ähnlich wie in den riesigen Gebieten in Kanada und den übrigen US-Staaten, in denen es Skigebiete gibt, passiert auch am Mount Alyeska vieles "off-piste", also im Terrain abseits der markierten Pisten. Dort kann sich jeder austoben, wie er will. Nur mit seinen Ski oder dem Snowboard muss er sehr vertraut sein und extrem steiles Gelände bewältigen können. Für alle, die es weiterhin markiert mögen: 76 Abfahrten gibt es heute am Mount Alyeska. Ob auf oder abseits markierter Pisten - eines ist einzigartig in dem Gebiet: Der Blick auf das Cook Inlet, auf den Nordpazifik sowie das Gebirge und die Gletscher im Hintergrund. 115 000 Gletscher soll es in Alaska geben, ein ganzer Haufen davon unweit von Anchorage.

Mit dem Heli über die Gletscher

Martin Hössinger fliegt mit seinem Helikopter eine spektakuläre Tour: durch das Hinterland von Chugach, über den Lake George Glacier, den Whiteout Glacier und den Colony Glacier. Doch Hössinger, in Österreich geboren, saust nicht nur über die Gletscher und dreht ein paar Runden über das Meer. Auf dem Colony Glacier landet er den roten Heli. Man kann dann ein paar Minuten auf dem ewigen Eis spazieren. Mit dem Heli fliegen außerdem viele Skifahrer in völlig unberührten Tiefschnee im Hinterland - denn Skigebiete, wie man sie in Europa kennt, sind in Alaska nicht allzu verbreitet. Zwei kleine gibt es noch vor den Toren von Anchorage, ein weiteres in Fairbanks. Doch die Temperaturen nördlich des Polarkreises sind ziemlich unangenehm.

In Anchorage sitzt kaum ein Einwohner den Winter zu Hause aus: Es gibt mehr als 80 Kilometer präparierter Langlaufpisten, um deren Pflege sich ein Club von Freiwilligen in der Stadt kümmert. Bis Ende April fällt im Schnitt doppelt so viel Schnee wie in den Staaten der "Lower 48", der kontinentalen Bundesstaaten im Süden. "Mancher nutzt die Gelegenheit, dann mit den Skiern zur Arbeit zu fahren", sagt Ethan Tyler. In den vergangenen Jahren sind die Wege aber nicht nur für Langläufer zum Trainingsgelände geworden. Menschen mit ganz speziellen Fahrrädern breiten sich hier aus: mit Fatbikes. Sie haben gut doppelt so breite Reifen wie herkömmliche Mountainbikes, bis zu fünf Zoll oder 12,5 Zentimeter. Und die greifen im Schnee.

Am ersten Samstag im März ist Ausnahmezustand in Anchorage. Der Iditarod wird gestartet, jenes legendäre Hundeschlittenrennen, bei dem die Hundegespanne und ihre Lenker 1000 Meilen bis nach Nome an der Beringsee fahren. Ohne Handy, dafür mit Gewehr. Acht Tage, dreizehn Stunden und vier Minuten brauchte der dreimalige Gewinner Dallas Seavey im Jahr 2014 - die bislang schnellste Zeit für den Ritt durch die Prärie im Westen Alaskas.

In den vergangenen Jahren hat sich am Starttag des Iditarod eine Veranstaltung zum Publikumsschlager erwischt, die ein Radiosender vor ein paar Jahren aus Spaß ins Leben gerufen hat: das Running of the Reindeer beim traditionellen Fur Rondy - ein bisschen Karneval, ein bisschen Volkslauf und dazwischen ein Dutzend Rentiere. In mehreren Starts werden die Läufer an den Start geschickt, immer 200 auf einmal. Sie laufen im Rudel los - das hat auf Eis und Schnee ohnehin schon seine Tücken, die Verkleidungen sorgen oft für weitere Risiken.

Die eigentliche Herausforderung für die Läufer: 20 Sekunden nach ihnen startet das Rentier-Rudel. Die Tiere suchen sich den Weg - und meistens dauert es keine zwei Straßen-Blocks, bis sie die Menschen überholt haben. Das klingt gefährlicher, als es ist, sagt Organisator Bob Lester. "Verletzt wurde noch nie jemand vom Geweih oder den Tieren. Für ihre Verletzungen sorgen die Läufer selbst." Etwa dann, wenn sie mehr nach hinten als nach vorne schauen - oder sich im Vorfeld etwas zu viel Mut angetrunken haben.

(dpa)
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