Alaska Wilde Tiere im Land der Gletscher

Anchorage · In der Wildnis Alaskas finden Urlauber Naturerleben und Nervenkitzel. Bären gibt es im Katmai Nationalpark im Süden des nördlichsten Bundesstaates zu sehen.

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Foto: shutterstock/Galyna Andrushko

Alle Kameras sind auf den Bären gerichtet. Das gut genährte Tier ist keine 50 Meter entfernt, könnte seinen Beobachtern mit den bratpfannengroßen Pranken gehörig zusetzen. Aber der Koloss schert sich nicht um die Zuschauer, die er dank seines feinen Geruchssinns schon längst bemerkt haben muss. Nicht einmal den Kopf hebt er, als die Touristen mit ihren hüfthohen Gummistiefeln über die Wildblumenwiese trampeln und sich atemlos und umständlich ins Gras plumpsen lassen. Naturerleben und Nervenkitzel - beides finden Urlauber in der Wildnis Alaskas. Der größte und nördlichste Staat Nordamerikas ist mit seinem Nationalparks und wilden Tieren ein Paradies für Tierliebhaber, für Naturburschen und Abenteuerlustige.

Etwas weiter entfernt steht ein weiterer Grizzly - und auch er hat die sprichwörtliche Bärenruhe weg. Wie ein buckliger Büffel rupft er Gras und wilde Geranien aus dem Boden. "Er läuft, als hätte er Pantoffeln an", sagt Buschpilot und Naturführer Gary Porter zu seinen sprachlosen Begleitern. Nur, wenn er ab und zu den Kopf hebt und die Schnauze reckt, ist der braune Riese überhaupt als Raubtier zu erkennen. "Schaut euch den aggressiven Bären an", raunt Porter spöttisch, nimmt einen Erdbeerjoghurt aus seinem Rucksack und rührt mit einem Plastiklöffel gleichgültig darin herum, als der Bär hinter den Touristen in einem Gebüsch verschwindet.

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Foto: Shutterstock.com/ Jim David

Einige Stunden zuvor: Alle Teilnehmer der bevorstehenden Bärentour müssen ein mehrseitiges Dokument mit Verhaltensregeln und Verzichtserklärungen unterschreiben. Dabei erzählt Porter vom Grizzly Man, einem naiven Dokumentarfilmer, der mehrere Sommer bei den Braunbären in Alaska gelebt hat - bis Meister Petz das Futter ausging. "Er hat 13 Jahre lang vergeblich versucht, die Bären davon zu überzeugen, ihn zu fressen. Dann haben sie ihm den Gefallen getan", kommentiert er trocken das unheilvolle Ende des Naturschützers. Bei der nun folgenden Tour sei alles anders: "Die Bären werden sich nicht für euch interessieren. Sie haben nur zwei Dinge im Kopf: fressen und fortpflanzen - und keine Zeit, Leute zu drangsalieren."

Eine Waffe, ergänzt er, werde er nicht mitnehmen und auch kein Abwehrspray. Wichtig sei lediglich, dass die Gruppe immer zusammenbleibe. Dann würden die Bären denken, sie sei ein noch größeres Tier und ließen einen in Ruhe. Hemdsärmelig steht Porter mit einem Plastikbecher Kaffee in der einen Hand und einem Zigarillo in der Westentasche vor dem Eingang einer Holzhütte am See, die amerikanische Flagge hängt schlaff herunter, neben ihm ein Dixi-Klo. Im Sommer bringt er mit seinen Kollegen vom Bald Mountain Air Service Touristen zu den Bären, hilft bei Waldbränden und macht per Flugzeug Krankentransporte. Im Winter unterstützt er in Südamerika Drogenbekämpfer aus der Luft.

Wenig später sitzen die 20 Touristen in zwei Wasserflugzeugen, unter sich das breite Cook Inlet. Dies erstreckt sich wie ein langer und breiter Fjord bis zur etwa 350 Kilometer entfernten Hauptstadt Anchorage. Über Inseln, Gletscher, Fichtenwälder, weiße Treibholzstämme, Salzwiesen und silbrig schimmernde Gletscherflüsse fliegen die Touristen in den Katmai Nationalpark am Anfang der Aleuten und dem Ende der Zivilisation. Ziel ist die Bäreninsel.

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Foto: shutterstock.com/ ChameleonsEye

Der Hunger des braunen Riesen ist ansteckend. Nach und nach packen die Besucher ihre Lunch-Pakete aus und beobachten bei Turkey-Sandwich, Keksen und Salz-Chips den grasenden Grizzly. "Ich war erst dagegen, dass die Leute Essen mit zu den Bären bringen", erzählt Gary und steckt sich einen Zigarillo an. "Aber dann wurde ich im Laufe des Tages etwas hungrig." Wie ein Entertainer führt er durch den Tag, an dem die Bären mit ihren Jungtieren viel schlafen und grasen, und schweigt erst, als sich später noch zwei Bären vor den Augen ihrer staunenden Zuschauer näherkommen.

Alleine möchte man den gewaltigen Tieren nicht begegnen. In Alaska ist das aber durchaus möglich, denn hier ist die Natur in weiten Teilen unberührt. "Wenn ich in den Wald gehe, nehme ich immer mein Bärenspray mit", sagt Reiseleiterin Cordula Page, die vor etwa zehn Jahren der Liebe wegen nach Alaska gezogen ist. Auch in Anchorage wanderten zwar ab und zu Schwarzbären durch die Vorgärten, aber die 2000 Elche, die die Stadt besuchen, seien problematischer - vor allem in der Rush Hour. Das Motto der eher kleinstädtisch gebliebenen Hauptstadt lautet ganz zu Recht "Big Wild Life".

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Wer absichtlich auf wilde Tiere treffen möchte, sollte sein Glück im Hinterland versuchen, zum Beispiel im etwa drei Stunden entfernten Küstenort Seward, von wo aus viele Walbeobachtungstouren starten. Denn im Kenai Fjord tummeln sich viele Schweins- und Buckelwale, Seeotter, Seelöwen und Papageientaucher. Als wäre das nicht schon spektakulär genug, machen viele der Schiffe Halt an einem der imposanten Gletscher. Zurück im Hafen ist das Staunen für die meisten noch nicht vorbei: Dort werden nachmittags die mächtigen Heilbutte, die die Fischer an diesem Tag dem Meer abgetrotzt haben, gewogen, aufgehängt und verarbeitet. 90 Kilo bringt der Fang des Tages auf die Waage, der Rekord liegt bei mehr als 200 Kilo. Denn auch wenn Alaska oft vor lauter Bodenständigkeit fast unamerikanisch wirkt, ist es doch ein Land der Superlative und bietet auf kleinstem Raum Naturschauspiel, Abenteuer, Geschichte und einen besonderen Schlag Menschen. "Die Alaskaner sind ungewöhnlich für Amerika. Sie sind sehr naturverbunden und aktiv, auch wenn die Tage im Winter kurz und kalt sind, - und sie sind gelassener", sagt Page. "Denn die Leute, die hier im Sommer und auch im langen Winter bleiben, haben sich bewusst für Alaska entschieden und wissen, was es bedeutet, hier zu leben."

Die Redaktion wurde von DER Touristik zu der Reise eingeladen.

(RP)
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