US-Ostküste Wie der Weiße Hai Touristen nach Cape Cod lockt

Chatham · Vor der US-Ostküste gibt es dank Schutzmaßnahmen wieder mehr Haie. Für den Tourismus ist das keine Gefahr, sondern ein Segen. Denn die Urlauber sind neugierig auf die Raubfische und geben gerne Geld für Andenken mit Haimotiven aus.

Weiße Haie locken Touristen nach Cape Cod
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Seinem Ruf als gefährliches Raubtier zum Trotz erweist sich der Weiße Hai auf Cape Cod an der US-Ostküste als Touristenmagnet.

Ganz anders als in dem Filmklassiker aus dem Jahr 1975, in dem ein weißer Hai auf einer kleinen Insel Angst und Schrecken verbreitet, locken die vor der bei Urlaubern beliebten Halbinsel im Staat Massachusetts zuletzt wieder häufiger auftretenden Raubfische zahlreiche Neugierige an. Besonders gerne kaufen die Touristen Souvenirs mit Haimotiven.

Hai-T-Shirts sind überall erhältlich, "Der weiße Hai" wird in örtlichen Kinos gezeigt, und Ausflugsboote fahren Touristen zu den riesigen Robbenpopulationen, deretwegen die Haie kommen. Die Hafenbehörden haben zwar Warnungen herausgegeben, aber im allgemeinen gelten die Haie nicht als Gefahr für Badende.

Zu den Profiteuren zählt Justin Labdon, Besitzer der Cape Cod Beach Chair Company. Er begann mit dem Verkauf von T-Shirts mit Haimotiven, nachdem Kunden, die Paddelbretter und Kajaks bei ihm mieteten, fragten, ob es denn sicher sei, sich damit aufs Meer zu wagen.

"Ehrlich, wir haben wahrscheinlich beim Verkauf von unseren Hai- Accessoires etwa 500 Prozent zugelegt", sagt Labdon. Der Umsatz seines Ladens mit Haiartikeln betrage Tausende Dollar. Die T-Shirts, Mützen, Gürtel, Hundehalsbänder und anderes Zubehör tragen das typische, torpedoförmige Bild eines Hais und kosten zwischen zehn und 45 Dollar (7,40 und 33 Euro).

Touristen am Strand von Chatham blicken in der Hoffnung auf den Anblick einer Haiflosse durch Münzferngläser. Örtliche Geschäfte verkaufen Schmuck, Süßigkeiten, Kleidung, Plüschtiere und Getränke mit Haimotiven.

Laut einer im Juni veröffentlichten Studie der US- Meeresbehörde (NOAA) steigt die Zahl der Weißen Haie vor der Ostküste der USA und Kanadas nach jahrzehntelangem Rückgang wieder. Schutzbemühungen und ein größeres Auftreten von Beutetieren wie Robben werden als Ursache dafür angegeben.

Vor 2004 wurden jährlich noch weniger als zwei Haie vor Cape Cod gesichtet, in den vergangenen Jahren waren es mehr als 20. Der wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Region ist der Sommertourismus, und entsprechend positiv fallen die offiziellen Reaktionen aus.
"Weiße Haie sind eine Kultspezies in der Gesellschaft, und sie ruft eine erstaunliche Menge Aufmerksamkeit hervor", sagt der Biologe Gregory Skomal, der das Haiforschungsprogramm von Massachusetts leitet. Die Menschen kämen, um die Tiere in voller Pracht zu erleben.

"Mir hat noch niemand gesagt: "Lasst uns diese Haie töten."" Die Haie kämen näher ans Ufer, um Robben zu erbeuten. Auch diese seien wegen erfolgreicher Schutzmaßnahmen inzwischen wieder zahlreicher, sagt Skomal. Nach Zahlen der Universität von Florida kommt es selten zu Zwischenfällen mit Menschen - in US-Gewässern seit 1916 nur 106 Mal, 13 Fälle davon tödlich. Dennoch fürchten die Behörden den möglichen Schaden für den Tourismus, sollte ein Hai tatsächlich einmal jemanden beißen.

Weißer Hai greift Taucher im Käfig an
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Weißer Hai greift Taucher im Käfig an

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Broschüren sollen über das richtige Verhalten im Fall einer Haisichtung aufklären. "Wenn man an den Strand geht und dort eine Robbenfamilie sieht, ist das vermutlich nicht der beste Ort, um dort herumzuhängen", sagt die Vorsitzende der Handelskammer von Cape Cod, Wendy Northcross.

Laurie Moss McCandless aus Tennessee macht schon seit ihrer Kindheit jeden Sommer Urlaub auf Cape Cod. Damals war nach ihrer Erinnerung von Haien nie die Rede. Aber ihr Sohn sei ganz begeistert von Haien, und sie wolle mehr über sie erfahren. "Er liebt alle seine Hai-Accessoires", sagt die 39-Jährige, während sie ein Sweatshirt mit Haimotiv für eines ihrer drei Kinder kauft.

(ap)
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