Libyen soll Reiseziel werden Gaddafi entdeckt den Tourismus

Kyrene/Libyen (RPO). Viele Tausend Kilometer Strand, beeindruckende Wüstenlandschaften und antike Ruinen wie in Griechenland. Libyen, lange abgeschottet, öffnet sich nun behutsam für den Tourismus. Noch gibt es Hindernisse.

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Die Sanktionen der Vereinten Nationen haben Urlauber über ein Jahrzehnt lang davon abgehalten, Libyen zu besuchen. Jetzt versucht der exzentrische Staatschef Muammar Gaddafi, sein Land behutsam für den Tourismus zu öffnen. In der Hauptstadt Tripolis entsteht ein neuer Flughafen. Die nationale Fluglinie Afriqiyah Airways kauft neue Airbus-Maschinen.

Im September verkündete einer von Gaddafis Söhnen umfassende Pläne, um in den mit Pinien und Olivenbäumen bewachsenen Grünen Bergen im Nordosten des Landes dem Tourismus auf die Sprünge zu helfen. Für Libyen, das vor allem von seinen Ölexporten lebt, sei es nun Zeit, seine Wirtschaft auf ein breiteres Fundament zu stellen, befand er.

Libyen - das war immer nur Öl

Der libysche Fremdenführer Ibris Sahleh Abdussalam stimmt zu: "Libyen - das war immer nur Öl. Jetzt haben wir aber ein anderes Werkzeug für unsere Zukunft: Tourismus. Und Libyen ist noch jungfräulich."

Doch die Pläne und Versprechungen sind Zukunftsmusik. Touristen, die bequeme oder gar luxuriöse Ferien wünschen, sollten auf der Hut sein. Die libysche Tourismusindustrie hinkt denjenigen in den Nachbarländern rund ums Mittelmeer weit hinterher. So gibt es beispielsweise kaum Geldautomaten - und wenn, dann funktionieren die oft nicht verlässlich. Viele Hotels scheinen zudem direkt aus den 70er Jahren ins neue Jahrtausend geworfen zu sein. Und ein schönes Glas Wein zum Abendessen muss sich der Libyen-Urlauber auch abschminken: In dem muslimischen Land ist Alkohol verboten - da macht selbst das "Corinthia Bab Africa" in Tripolis, das zu den luxuriösesten im Land zählt, keine Ausnahme.

Land muss Infrastruktur entwickeln

"Libyen hat ein unglaubliches Potenzial", befindet Amr Abdel-Ghaffar von der UN-Welttourismusorganisation in Madrid. "Aber der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen. Das Land muss noch seine Einrichtungen und Infrastruktur entwickeln."

Die nackten Zahlen belegen den Nachholbedarf. So zählte Libyen 2004 - neuere Zahlen liegen nicht vor - gerade einmal 149.000 Touristen. Zum Vergleich: Nachbar Ägypten lockte im vergangenen Jahr neun Millionen Menschen ins Land. Auch Tunesien und Marokko liegen um Längen vor Libyen.

Die Visabestimmungen für Europäer sind etwas lockerer als die für US-Bürger. Doch üblicherweise sind auch sie angehalten, nur als Teil einer Gruppe mit einer von der Regierung genehmigten Reiseagentur das Land zu besuchen.

Die libysche Bevölkerung ist im Allgemeinen freundlich zu Touristen. Besucher aus dem Westen werden oft mit neugierigen Blicken und einem freundlichem Hallo begrüßt.

Eindrucksvolle Ruinen und unberührte Küste

Und die Sehenswürdigkeiten - sowohl die der Natur als auch die der Kultur - sind spektakulär. An der Nordwestküste, rund 120 Kilometer östlich von Tripoli, befindet sich Leptis Magna, das in der Antike zu den wichtigsten Städten des Römischen Imperiums zählte. Es ist eine von fünf Stätten in Libyen, die von der Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnet worden sind. In der gut erhaltenen Ruinenstätte sind Säulen, Bögen, Tempel, ein Theater und Badehäuser zu bewundern.

An der Nordostküste lohnt das antike Kyrene einen Besuch. Auch diese 631 vor Christus von den Griechen gegründete Stadt gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Riesige Ruinen - Tempel, Foren und Theater - stehen malerisch auf einer Anhöhe, die den Blick auf eine praktisch unberührte Mittelmeerküste freigibt.

Und dann ist da natürlich noch die Sahara, die rund 90 Prozent des Landes ausmacht. Zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten in der libyschen Sahara gehört die kleine Oasenstadt Ghadames und weiter im Süden die Bergkette des Dschebel Acacus, die Heimat der Tuareg. Dort sind prähistorische Felszeichnungen zu bestaunen, deren Alter auf 12.000 Jahre geschätzt wird.

(ap)
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