Kolberg: Wohlfühloase an der Ostsee

Kolberg · Kolberg ist mit seiner mehr als 200-jährigen Kurtradition der touristische Leuchtturm Westpommerns.

Wellnessurlaub an der Ostsee
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Wellnessurlaub an der Ostsee

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Meeresrauschen mischt sich mit dem Gezänk der Möwen. Ansonsten erholsame Stille am breiten, sechs Kilometer langen Sandstrand von Kolberg (auf Polnisch: Kolobrzeg) — derzeit ein polnisches Wintermärchen. Gerade erst gelang der alten Hafenstadt an der Persante-Mündung beim alljährlichen internationalen "Walrosstreffen" im Januar mit 1322 Teilnehmern ein Guinnessbuchrekord. Doch Ostseeurlaub in der kalten Jahreszeit und noch dazu in Hinterpommern ist keineswegs nur etwas für tollkühne Eisbader.

"Winteraufenthalte bei uns werden immer beliebter", sagt Adam Hok in perfektem Deutsch. Wie der junge Hoteldirektor des "Pro Vita" ist nahezu das gesamte Personal des Seebades mit über 200-jähriger Kurtradition auf die Touristen aus Deutschland eingestellt, die 90 Prozent der ausländischen Gäste ausmachen. Hotelaufenthalte und Anwendungen sind unschlagbar günstig. Schon früher galt die pommersche Küste als "Badewanne der Berliner".

Medizinisch wirksame Solequellen, der lokale Heilschlamm Borowina ("weißes" und "schwarzes Gold") und dazu die jodhaltige Seeluft hatten die ehemalige Hansestadt Anfang des 19. Jahrhunderts als See- und Heilbad bekannt gemacht. Mit der Gründung einer Badeanstalt für Sole- und Moorbehandlungen begann 1830 die Entwicklung zum Kurort. Bald teilte die Eisenbahn Kolberg in das Kurviertel am Meer mit hohen alten Parkbäumen und das landeinwärts gelegene Altstadtzentrum.

Im Herzen der Kurzone schiebt sich seit Anfang der 1970er Jahre die mit 220 Metern längste Seebrücke Polens ins Meer hinaus. Auch im modernen Jachthafen legen Segler und Motorboote aus vielen Ländern an. Nicht zuletzt durch das Engagement Adam Hoks als Chef der Stiftung Polskie Centrum Spa mit sechs Hotels hat Kolberg das Image eines Seebads für "die älteren Semester" abgelegt und ist zur größten Spa- und Wellnessstadt Polens mutiert, die mehr und mehr junge Leute und Familien anspricht. In den vergangenen sechs Jahren wurden über 125 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur investiert. Dazu gehört ein Teilstück des internationalen Radwanderweges "R 10", der rund um die Ostsee führt. Vielleicht dekorieren deshalb aus Pflanzen und Drahtgeflecht gestaltete Radler-Figuren die Strandpromenade.

Besonders stolz ist Hok auf den 70 Meter breiten und drei Kilometer langen Strand, der mit 15 Millionen Euro EU-Mitteln vor zwei Jahren östlich der Seebrücke dem Meer abgerungen wurde. Sein Wellness-Hotel, in dem nach einem frostigen Winterspaziergang Sauna, Schwimmbad und wohltuende Anwendungen warten, liegt nur wenige Schritte von dem aufgespülten weißen Sand entfernt. Davon profitieren nicht nur die Badegäste, sondern auch Spaziergänger und Nor-dic-Walker, die sich häufig den Leuchtturm an der Persante-Mündung zum Ziel nehmen.

Denn Kolberg ist mit seinen vielseitigen Angeboten — von der Eisbahn über den Schwimmbadkomplex bis hin zur Golfanlage — nicht nur der touristische Leuchtturm Westpommerns. Es hat auch einen echten Leuchtturm. Das Wahrzeichen mit Aussichtsplattform in 26 Metern Höhe wurde 1945 auf den Grundmauern einer alten Festung errichtet, die Schweden nach dem 30-jährigen Krieg erbaut hatten. 1653 gelangte die Stadt an Brandenburg. So ist Kolberg auch immer ein Ausflug in eine wechselvolle Geschichte.

Der einzigartige Blick über den Hafen mit "Piratengaleonen" für Touristen reicht bis zum 74 Meter hohen, fünfschiffigen Mariendom. Zwar legte der Zweite Weltkrieg 90 Prozent der Altstadt in Schutt und Asche, aber viele der alten Gebäude mit prunkvollen Fassaden wurden in den 1970er Jahren liebevoll wieder aufgebaut. Dazu gehört auch das Rathaus, das unter preußischer Herrschaft nach Plänen Schinkels auf den Überresten eines gotischen Bauwerks aus der Hansezeit (1380) entstanden war.

Die 1255 gegründete Stadt entwickelte sich rasch zu einem Zentrum der Salzsiederei. Bereits die ersten Siedler im 7. Jahrhundert lebten von Salzgewinnung und Fischfang. Unermüdlich sprudelt noch heute die Solequelle auf der Salzinsel zwischen Persante und Holzkanal. Mit einem Salzgehalt von fünf Prozent eignet sich das "weiße Gold" zudem hervorragend, um zum Beispiel Salzgurken einzulegen, die Hok als Delikatesse empfiehlt — wie übrigens auch das natürliche Kolberger Mineralwasser "Jantar" (Bernstein), das für eine gesunde Lebensweise steht.

Denn seine Stiftung setzt auf Sport, Spaß, Stressbewältigung und Familienangebote sowie leichte Kost statt auf klassische Moorbäder. Nicht von ungefähr sei die Möwe zum Logo der "Spa-City" Kolberg erkoren worden, sagt Hok. Schließlich bleibe das Möwengeschrei allen Ostseebesuchern in unvergesslicher Erinnerung, und damit die Strandspaziergänge, das Meer und die entspannte Urlaubsatmosphäre.

(RP)
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