Flusskreuzfahrt Lehrstunden auf der schönen Donau

Esztergom · Kreuzfahrten müssen nicht immer auf dem Meer stattfinden. Stattdessen zieht es vieler Urlauber zur Flusskreuzfahrt auf die Donau. Auf einer Fahrt von Österreich nach Ungarn erfahren Passagiere auch, warum der Fluss nicht mehr blau ist.

So schön ist eine Flusskreuzfahrt auf der Donau
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So schön ist eine Flusskreuzfahrt auf der Donau

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Foto: A-Rosa Flussschiff GmbH

Sanfte Wellen schlängeln sich an der Bordwand der Arosa Bella entlang, als sich das Schiff seinen Weg flussabwärts bahnt. Malerische Auen ziehen im Wechsel mit grüner Uferböschung links und rechts vorbei. Die Donau selbst zeigt sich allerdings nicht im viel besungenen Blau, das Wasser wirkt eher grünlich-braun. "Die schöne blaue Donau werden Sie auch nicht zu sehen bekommen", dämpft Katrin Edelbacher gleich nach dem Anlegen unterhalb des romantischen Örtchens Dürnstein alle Erwartungen der Kreuzfahrer. "Das Lied entstand 1805 nach der Schlacht gegen Napoleon, in der rund 5000 französische Soldaten fielen. Die Sieger warfen sie in die Donau und ihre blauen Uniformen färbten das Wasser bla", fährt die Fremdenführerin fort, die beim Landgang den Kurs vorgibt und in die schmale, kopfsteingepflasterte Gasse abbiegt, die steil nach Dürnstein ansteigt.

Himmelblaue Türme

Die zweitkleinste Stadt Österreichs schmiegt sich zwischen den Weinbergen an die schroffen Felsen. Weithin sichtbares Wahrzeichen ist der himmelblaue Turm des barocken Augustinerstifts. "Im Kontrast zu den Klostergebäuden in Terrakotta und Grau soll er die Begegnung von Himmel und Erde verdeutlichen." Die Chorherren bewohnten den prunkvollen Bau nach seiner Fertigstellung 1740 allerdings nur 40 Jahre, dann schloss das Kloster seine Pforten.

Von der mittelalterlichen Burgfeste, die einst hoch über der Donau thronte, ist dagegen nur noch eine Ruine übrig. Ende des 12. Jahrhunderts hielt Leopold V. Richard Löwenherz dort oben gefangen, um Lösegeld für ihn zu erpressen. Nach dem steilen Aufstieg zu den mittelalterlichen Mauern liegen den Besuchern heute das Donautal und die Weinhänge der Wachau zu Füßen. Bekannt ist die Gegend für ihren Riesling und den Grünen Veltliner.

Den Weißwein schenkt Sommelier Christian Budde auch beim abendlichen Dinner von Spitzenkoch Andreas Senn an Bord aus. Sein frischer Geschmack harmoniert sowohl mit dem Melonen-Gazpacho an Zitronenverbene, Jakobsmuschel und Schinkenpulver als auch mit der Pluma vom Iberischen Schwein mit weißer Zwiebel und Chorizo-Krautstrudel. Vor den großen Panorama-Fenstern des Restaurants ist unterdessen die nächtliche Kulisse Wiens zu sehen.

Am nächsten Morgen macht die Arosa-Bella im Hafen von Esztergom fest. Den ungarischen Ort mit seinen 30.000 Einwohnern beherrscht die Basilika, die noch immer die größte katholische Kirche des Landes und Kardinalssitz ist. Vom einstigen Glanz, den Palästen und Prachtbauten der Königsstadt ist wenig geblieben. Der mittelalterliche Dom wurde zunächst im 16. Jahrhundert im Renaissance-Stil renoviert. Nach erheblichen Kriegszerstörungen ließ der Kardinal die Kirche im 18. Jahrhundert abreißen und auf ihren Fundamenten ab 1822 einen Neubau errichten.

Grabkapelle aus rotem Mamor

Im Inneren des beeindruckenden Kuppelbaus, der mit einer Höhe von 71 Metern zu den größten weltweit gehört, hat nur die Grabkapelle aus rotem Marmor die Umbauten überdauert. Die Kassettendecke — die zahlreichen Rosetten und kunstvollen Schnitzereien von italienischen Meistern der Renaissance — sind in mehr als 1600 Stücke zerlegt und 15 Meter von ihrem ursprünglichen Standort wieder auferstanden.

Am Fuße des Hügels, auf dem die Basilika sich erhebt, fließt die Donau als breites Band vorbei, am Anleger liegt die Arosa Bella vor Anker. Wenig später setzt das Schiff seine Reise flussabwärts in Richtung der Stadt Budapest fort. Idyllische kleine Dörfer, Kapellen, die sich an raue Felsen drücken, Ziegen und Schafe markieren die Ufer. Als die sinkende Sonne ihr goldenes Licht auf dem Wasser tanzen lässt, taucht die Silhouette der ungarischen Hauptstadt auf. Auf der hügeligen Seite des Stadtteils Buda grüßt die Freiheitsstatue vom Gellertberg herab, am flachen Ufer von Pest erhebt sich eindrucksvoll das Parlamentsgebäude im neugotischen Stil.

Ungezählte Türmchen, Zinnen und Verzierungen in cremefarbenem Sandstein flankieren den mächtigen Kuppelbau in der Mitte. Der Regierungssitz erinnert entfernt an das britische Abgeordnetenhaus in London. Dort hatte sich der ungarische Architekt Imre Steindl einst zu seinen Entwürfen inspirieren lassen. Während sich der Palast der Demokratie langsam entfernt, zeichnen sich die grünen Masten der Freiheitsbrücke vor dem Abendhimmel ab. Sie verbindet Buda und Pest und führt zur berühmten Markthalle hin, die mit ihren glasierten Ziegeln, den Türmen und den großformatigen Fenstern eher an eine Kirche als an ein Einkaufsparadies erinnert.

Im Inneren herrscht reges Treiben. Menschen mit großen Einkaufskörben hasten durch die Gänge, vorbei an den Ständen mit großen Trauben von Bananen, langen Ketten aus roten Paprika und Chili, überdimensionalen Salamiwürsten, feinen Pasteten und rosafarbenen Schinken, verhandeln mit den Händlern, kosten und kaufen. Der Gang durch die Halle ist ein Erlebnis für die Sinne und braucht Zeit. Bepackt mit Mitbringseln und Andenken geht es schließlich zurück zum Schiff. Das kehrt Budapest wenig später das Heck zu und tritt die Rückreise flussaufwärts an.

(anch)
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