Afrika Löwenjagd am Pfannenrand

Der Etosha National Park ist Namibias touristische Top-Attraktion. Und absolute Weltklasse, wenn es um Begegnungen mit Tieren geht.

 Auftritt, Löwe: Der mächtige Kerl hat sein Ziel fest im Blick. Dass ein paar Meter weiter ein anderer Leckerbissen auf ihn wartet, scheint ihn nicht zu interessieren.

Auftritt, Löwe: Der mächtige Kerl hat sein Ziel fest im Blick. Dass ein paar Meter weiter ein anderer Leckerbissen auf ihn wartet, scheint ihn nicht zu interessieren.

Foto: Ekkehart Eichler

Ein Löwe! Wie aus dem Nichts taucht Seine Majestät zwischen zwei Safari-Jeeps auf und fängt an zu traben. Doch kein Zebra, Gnu oder Springbock muss sich heute um Leib und Leben sorgen - der Löwe hat nur Augen für eine Dame. Doch die Artgenossin hat ganz offensichtlich null Bock. Selbst unser Guide Francois reibt sich verdutzt die Augen: "Normalerweise laufen Paarungsrituale bei Löwen ganz anders ab: Meist verpennen die Männer den halben Tag und werden erst abends aktiv."

Ein Wasserloch weiter sorgen drei Damen und ein Kind für die nächste Löwen-Show: trinken, in der Sonne räkeln, die Zähne zeigen, mal das Kleine stupsen, dehnen, gähnen. Ganze zehn Minuten geht das so, gerade mal 50 Meter entfernt von den hingerissenen Beobachtern mit ihren wie wild klickenden Kameras. Dann tritt das Quartett ganz entspannt den Rückzug an - vorbei an einer Herde Gnus, die in respektvollem Abstand verharren.

Doch nicht nur wegen der Löwen ist der erste Nachmittag im Etosha National Park in Namibia bereits ein Volltreffer. Schon Stunden zuvor hatten wir am Wasserloch des Okaukuejo-Camps ein faszinierendes Bild bestaunt. Quirlige Springböcke und bildschöne Oryx-Antilopen beim Bad. Zebra- und Gnu-Grüppchen, die in geraden Reihen trinken und schon bei Mini-Störungen panisch in alle Richtungen auseinander rennen. Scheue Giraffen, die sich erst zum Wasser beugen, wenn das Umfeld akribisch auf Feinde gescannt wurde. Wuselige Schabrackenschakale, die unermüdlich zwischen den Steinen nach Futter schnüffeln. Und nicht zuletzt ein Elefanten-Opa, der sich in aller Seelenruhe mit Modder zukleistert und dick verkrustet aussieht wie vom Lehrling schlecht getöpfert.

Nicht nur in Namibia gibt es nichts Vergleichbares, auch für Afrika ist dieses Schutzgebiet einzigartig. Sein Herzstück bildet eine 5000 Quadratkilometer große Ton- und Salzpfanne, die sogar aus dem All sichtbar ist und ein knappes Viertel der Gesamtfläche einnimmt. Durch den Park führen etwa 700 Kilometer unbefestigte Straßen unter anderem zu sechs Camps sowie Dutzenden natürlicher und künstlicher Wasserlöcher, an denen sich bis auf Krokodile, Flusspferde und Büffel alles tummelt, was in der Tierwelt des südlichen Afrikas zu Hause ist. Plus jeweils Hunderte Vogel-, Reptilien- und Amphibienarten. Ein Schauspiel.

Der nächste Morgen. Schon zwischen Dusche und Frühstück geht es erneut zum Wasserreservoir, an dem sich im frühen Tageslicht Zebras und Oryx-Antilopen beim Trinken und Baden perfekt spiegeln. Die anschließende Frühpirsch führt von Camp Okaukuejo im Westen zu Camp Namutoni im Osten - zwischen den beiden ehemaligen Polizei- und Militärstationen liegen 125 Kilometer Strecke und diverse ausgesprochen populäre Wasserlöcher. Für Tier und Mensch.

Elf faszinierende Hüttentouren in den Ostalpen
13 Bilder

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Foto: dpa, pla

Eine ruhende Tüpfelhyäne am Wegesrand inspiriert Francois zu einem Vortrag über Jagdintelligenz und Mut: "Hyänen schrecken nicht davor zurück, sich mit Löwen anzulegen - beim Kampf um Beute oder der Verteidigung des Nachwuchses." Zwei junge Giraffenbullen, die um die Dame ihres Herzens kämpfen und mit ihren Köpfen und Hälsen aneinander hauen, leben gefährlich - "das kann zur Bewusstlosigkeit führen oder gar zum Tod." Und das Geparden-Pärchen, das im Schatten einer Dornakazie gut getarnt nach Beute Ausschau hält, erinnert Francois an eine bedrohliche Situation - als er mal einen Reifen wechseln musste in Reichweite eines dösenden Löwen.

Apropos Löwe: Vor uns stoppt ein anderer Guide und berichtet aufgeregt von einem einsamen Stromer am Rande der Salzpfanne. Francois gibt Gas und hat ihn wenig später tatsächlich gefunden. Anfangs noch sehr weit weg und kaum zu sehen im hohen Gras, tut uns der prächtige Tierkönig den Gefallen und kommt näher. Und näher. Und immer näher. Ein weiterer Glücksmoment für die Fotografen, die ihn in aller Ruhe ablichten, bis er irgendwann wieder entschwindet.

Ecuador: Trekking auf dem Chimborazo
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Foto: dpa, pla

Als wäre das nicht schon genug an Safari-Seligkeit, setzen am Nachmittag die großen Grauen noch einen drauf. Es beginnt mit einer Elefantenherde, die kurz vor uns die Straße quert, eskortiert von einem Rudel Springböcke wie ein hellbraunes Absperrband. Und als mehrere Familien das Wasserloch entern, geht die Post ab - eine Show der Extraklasse und in Spielfilmlänge.

Klitzekleiner Wermutstropfen: Nashörner und Leoparden haben wir nicht zu Gesicht bekommen. "Kein Wunder", frotzelt Francois, "die einen haben hier nur dienstags Ausgang, die anderen nur donnerstags. Da müsst ihr halt noch mal wiederkommen." Grinst vergnügt und dreht ab zum nächsten Wasserloch.

Die Redaktion wurde von Gebeco zu der Reise eingeladen.

(RP)
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