Luxuspaläste für Touristen und quirliges Treiben Marrakesch — Stadt wie aus dem Märchen

Marrakesch · Trotzig ist Marrakesch in den letzten Jahren gewachsen. Beinahe wehrhaft reihen sich die Kasbah aneinander. Sie erinnern mit ihren Türmen und Zinnen an die großen Paläste der marokkanischen Stadt aus dem 14. Jahrhundert. Denn hier soll der Gast ein König sein – im Land aus 1001 Nacht.

Sehenswürdigkeiten in Marrakesch
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Trotzig ist Marrakesch in den letzten Jahren gewachsen. Beinahe wehrhaft reihen sich die Kasbah aneinander. Sie erinnern mit ihren Türmen und Zinnen an die großen Paläste der marokkanischen Stadt aus dem 14. Jahrhundert. Denn hier soll der Gast ein König sein — im Land aus 1001 Nacht.

Prächtige Ornamente, lauschige Innenhöfe und großzügige Terrassenanlagen — wer die Straße von Gibraltar überquert, die den europäischen Kontinent vom Nordwesten Afrikas trennt, für den werden die Geschichten aus dem Orient Wirklichkeit. Der mystische Schleier hebt sich innerhalb der Festungsmauern der historischen Stadt Marrakesch. Auf den Basaren locken Händler, die ihre Ware anpreisen, ein Rausch von Farben überkommt die Besucher, die durch die quirligen Gässchen der pulsierenden Stadt streifen. Das alles mischt sich mit dem Geruch von Zedernholz, blühendem Jasmin, Orangenblüten und orientalischen Gewürzen.

Berauschende Blicke aus neuen Palästen

Luxuriöse Ruheoasen sind in Jahren des Baubooms unzählige entstanden, doch auch alte Kasbah, was aus dem Arabischen übersetzt so viel wie "Burg" heißt, wurden im Modernisierungswahn aufwendig in Stand gesetzt. Vor den Toren der Altstadt liegt so das alte Kasbah Tamadot, das zu den besten Hotels der Welt zählt. Es war der von der Queen geadelte Multiunternehmer Sir Richard Branson, der den Komplex in ein Luxushotel der Sonderklasse umwandelte. In einem von 27 edlen Zimmern lebt der Gast dort heute seinen eigenen orientalischen Traum. Er sitzt auf in landestypischen Stoffen eingerichteten Räumen, wandelt durch stringent durchgestylte Parks und hat vom neuerwachten Palast aus einen berauschenden Ausblick auf das Atlas-Gebirge und ein uraltes Berberdorf, das sich in lehmbraunen Tönen vor die Bergkuppen geklebt hat.

Ebenfalls nur wenige Minuten von der Medina entfernt liegt mit dem "Ksar Char Bagh" ein weiterer Luxustempel vor den Toren der Stadt. Blendend weiß spiegelt sich die burgähnliche, doch neu erbaute Fassade mit den geschwungenen Orientfensterchen im Pool. Man mag es nicht glauben, aber Kinder sind in diesem Edelhain, dem Ort der Ruhe und Muße willkommen, verspricht eine Werbung. Auch hier vermischen sich Düfte von Kräutern, Feigen- und Olivenbäumen, wenn sich die Gäste aus ihren Privatappartements herauswagen in den eigenen Garten.

Marrakesch hat nicht geschlafen und lockt mit einem dritten Luxushotel, dem Amanjena vor allem die Prominenten dieser Welt. Angelina Jolie und Brad Pitt sollen schon zu den Gästen gezählt haben, die sich zwischen pompösen Brunnen und kostbar eingerichteten Salons die Zeit vertrieben haben sollen.

Dauerparty auf dem Gauklerplatz

Doch auch für weniger wohlhabende Gäste, für die diese Türen verschlossen bleiben, öffnet sich in der Königsstadt eine Märchenwelt, wenn sie vorbei an orientalisch verspielte Stadthäuschen und verträumten Innenhöfen vorbeischlendern. Nicht auslassen sollte man den Gauklerplatz Djamaa al-Fna im Herzen der geschichtsträchtigen Stadt und damit der Redewendung folgen: "Hast Du einen Tag in Marokko, verbringe ihn in Marrakesch. Hast Du nur eine Stunde, verbringe sie auf dem Djamaa al-Fna." Nicht abschrecken lassen sollt eman sich dabei von der Namensübersetzung des Platzes, der nämlich eigentlich "Platz der Geköpften" heißt. Die Herrscher von einst ließen an dieser Stelle Hinrichtungen vollstrecken.

Das gehört heute zur Geschichte, merkt man schnell am fröhlichen Treiben. Unbeschwert macht sich vor allem in der Nachtzeit das Leben hier breit. Schlangenbeschwörer, Feuerschlucker, Geschichtenerzähler, Musikkapellen — sie alle verwandeln das Zentrum Marrakeschs in einen Ort der Magie. Schon nachmittags beginnt das rege Treiben, wenn auf Karren die ersten Garküchen an den Rand des Platzes rollen und damit allabendlich den Auftakt zur größten Party Marokkos bilden. Organisiert hat diese Feier, die erst im Morgengrauen endet niemand. Marrakesch feiert sich selbst.

Der Duft des Orients lockt zum Basar

Zu lange aber sollte man den nächsten Tag nicht verstreichen lassen, damit auch das Leben im Licht der orientalischen Sonne für die Touristen sichtbar wird. In den Gassen der Medina vermischen sich Kräuter- und Gewürzdüfte, der Geruch von Holz und Metall mit dem der vielen knatternden Mopeds. Schon 1985 wurde die Altstadt mit ihren engen Gassen und unzähligen bunten Läden zum Weltkulturerbe ernannt. Der besondere Zauber des Orientalischen hat schon im 19. Jahrhundert viele Künstler und Dichter hierher gelockt. Heute sind es Modeschöpfer, die sich zu den Künstlern gesellen und sich in der berühmten Stadt inspirieren lassen.

Der ideale Platz, um Ruhe und Frieden zu finden sind die Menara-Gärten, die sich über eine Fläche von rund 100 Hektar erstrecken. Zentrales Element ist ein Pavillon mit einem Wasserbecken. Seit 700 Jahren fängt man an dieser Stelle das Wasser der Benge auf und leitet es über ein hydraulisches System über 30 Kilometer, um eine Wasserreserve zur Bewässerung der duftenden Olivenhaine zu haben.

Selbst in den Ruinen wohnt ein Märchen

Einen wachen Blick in die Geschichte und Kultur sollte man zwischen Palästen und geschichtsträchtigen Bauten für die Koranschule Medersa Ben Youssouf haben. Sie bildet eine Augenweide aus Marmor, Zedernholz, Stuck und prächtigen Mosaiken. Von dort kann man einen Abstecher zu den Ruinen des Palastes El Badi machen. Er zählte zu den Wundern der muselmanischen Welt, denn Der Herrscher Ahmed Al-Mansour ließ einst die prächtige Anlage mit den wertvollsten Werkstoffen seiner Zeit erbauen: Onyx, Gold und italienischer Marmor wurden zu gleichem Gewicht gegen Zucker getauscht. Ganze 360 Privaträume zählte einst der Komplex. Heute allerdings ist das, was noch nicht dem Verfall preisgegeben ist, von Störchen bewohnt. Mit ihnen schließt sich das Märchen von 1001 Nacht.

(wat)
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