Westküste Mit dem Boot durch den Schärengarten

Stockholm · Die kleinen Inseln erkundet man am besten in aller Ruhe. Denn beinah jedes Eiland hat seine eigene spannende Geschichte.

Am Heck der "Svea von Bohuslän" weht eine ganz besondere Flagge. Gelbes Kreuz auf blauem Grund. Nichts ungewöhnliches in Schweden. Doch dazu kommt im oberen Eck eine Kombination aus der schwedischen und norwegischen Flagge. "Das ist das Unionsfeld. Es stammt aus der Zeit, als es noch die schwedisch-norwegische Union gab", erklärt Hanna, während sie die Leinen losbindet. Nur Boote, die vor der Trennung der Union im Jahr 1905 vom Stapel gelaufen sind, dürfen diese Flagge tragen, sagt die Deutsche, und legt warme Decken über die Stühle an Deck. Zur Sicherheit. Falls es frisch werden sollte während der Fahrt. Die Studentin des Bauwesens ist auf dem kleinen Boot Crew und Reiseführerin zugleich. Sie nimmt Besucher mit zu einer Kulturkreuzfahrt durch den schwedischen Schärengarten.

Sehenswürdigkeiten in Stockholm
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Foto: shutterstock/ Oleksiy Mark

Über 8000 Inseln verteilen sich zwischen Göteborg und der norwegischen Grenze im Meer. Dazu kommen noch jede Menge rundgewaschene Steine, die aus dem Wasser hervorlugen. Schaut man vom Festland auf das riesige Wasserreich, kann man gerade einmal die erste oder zweite Inselreihe erkennen. Um zu sehen, was dahinter liegt, muss man aufs Boot. Am meisten zu sehen bekommt man auf den Booten, die langsam und gemütlich zwischen den Engen hindurchtuckern und oft genug anlegen, um Land und Leute zu erleben.

Die über 100 Jahre alte "Svea" ist so ein Boot. Ganz altersgemäß lässt sie sich Zeit auf ihrer kleinen, fast schon privaten Kreuzfahrt. Zeit zum Schauen und Erzählen - wahre Geschichten und historische Ereignisse. Vieles, womit Hanna die Passagiere unterhält, hat sie an Land aufgeschnappt, bei unzähligen Plaudereien an der Hafenmole. Andere geschichtliche Fakten und Anekdoten hat sie sich angelesen. Die kleine Reisegruppe an Deck genießt ihre Erzählungen - und den Ausblick auf die Schären. Sonnenstrahlen lassen den Granit rosa schimmern. "Wisst ihr eigentlich, wie berühmt unser Granit aus Bohuslän ist?", fragt Hanna ihre Passagiere. "Den kennt ihr auch von zu Hause." Hanna lehnt an der Reling und erzählt. In Form gehauen, liegen die Steine vor dem Hamburger Rathausmarkt und dem Vorplatz des Ludwigmuseums in Köln.

Auch die Kirche von Lysekil ist aus dem schwedischen Granit entstanden. Hoch und spitz ragt ihr Turm aus einem bunten Häusermeer hervor. Gegenüber liegt Fiskebäckskil, ein kleiner Fischerort, der es einst durch die Frachtschifffahrt zu Reichtum gebracht hat. Zeit für einen Übernachtungsstopp - geschlafen wird an Land. Am Morgen sieht man die Einheimischen nur im Bademantel von ihren bunten Häusern zum Strand hinunter laufen. Möglichst abgegriffen soll der Mantel sein. Denn er gilt als Beweis für eine jahrzehntelange Zugehörigkeit zum Morgondopp - dem Morgenbad. Einmal eintauchen in den kühlen Skagerrak - wie das Meer im Norden heißt - und schnell wieder nach Hause.

Göteborg - interessant und vielseitig
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Foto: Ekkehard Beisker, ddp

"Das mach ich in meinem Alter nicht mehr", erzählt eine grauhaarige, ältere Dame später in Fjällback. Sie lächelt, als sie die kleine Gruppe Schiffsreisender an Land begrüßt. Die Kulturführerin macht vor einem roten Bootsschuppen Halt, Kameras werden gezückt. Es ist die Badehütte von Camila Läckberg. Die Krimiautorin ist mit mehr als zwölf Millionen verkauften Büchern die erfolgreichste Schriftstellerin Schwedens. Da wird eine Stadtführung schnell zur Tatortbesichtigung, inklusive einer Stippvisite bei Gunnel, der Mutter der berühmten Fjällbackerin. Die freut sich über die Prominenz der Tochter und über deren Swimmingpool am Badehaus. Denn der ist wesentlich wärmer als das Meer.

Die Redaktion wurde von visitsweden zu der Reise eingeladen.

(RP)
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