Trier Museumsstadt Trier punktet 2016 mit Ausstellungen

Trier · Der eine war nie in Trier, der andere hat gleich nach dem Abitur das Weite gesucht: Römerkaiser Nero (2016) und dem berühmtesten Sohn der Stadt, Karl Marx (2018), sind zwei große Ausstellungsprojekte gewidmet, die an den Erfolg des Konstantin-Jahres 2007 anknüpfen sollen.

Der Begriff "Konstantinische Schenkung" steht gemeinhin für einen der größten Bluffs des Mittelalters: Angeblich soll der Römerkaiser mit dem Beinamen der Große um 315 die Oberherrschaft über das gesamte weströmische Reich an Papst Silvester und alle Nachfolger übertragen haben. Auf immer und ewig. Dummerweise ist die Urkunde eine Fälschung aus dem Jahr 800.

In Trier gab es im vergangenen Jahrzehnt tatsächlich so etwas wie eine "konstantinische Schenkung". Bevor das Land Rheinland-Pfalz anno 2007 dem Imperator in dessen erster Residenzstadt eine Großausstellung widmete, musste erst einmal die Infrastruktur dafür geschaffen werden. Viele Millionen Euro flossen in die Modernisierung des Rheinischen Landesmuseums und des Stadtmuseums Simeonstift, letzteres erhielt gar einen neuen Anbau.

Die fünfmonatige Konstantin-Schau übertraf dann alle Erwartungen - sie erreichte außerordentliche 354 000 Besucher. Kaiser sei Dank: Trier darf sich seither mit Fug und Recht Museumsstadt nennen. Die 2007 erstmals propagierte enge Kooperation von Landesmuseum, Stadtmuseum und kirchlichem Museum am Dom lebt fort. Nächstes Großprojekt, das in allen drei Häusern über die Bühne geht, ist die Nero-Ausstellung vom 14. Mai bis 16. Oktober 2016. "Kaiser, Künstler und Tyrann" untertitelt, soll die erste umfassende Nero-Schau nördlich der Alpen unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse auch weitgehend unbekannte Facetten zeigen.

Dass der angebliche Brandstifter und Christen-Verleumder nie auch nur in der Nähe von Trier war, spielt keine Rolle. Den blutigen Herrscher kennt wohl jeder, und wenn auch nur aus Kreuzworträtseln (Römerkaiser mit vier Buchstaben; Regierungszeit 54 bis 68). Und er trifft den Nerv des Publikums. Trier-Touristiker verkaufen bereits fleißig Pauschalarrangements.

Der ganz große Coup soll allerdings im Jahr 2018 steigen. Zu Karl Marx' 200. Geburtstag steht Trier ganz im Zeichen seines berühmtesten und oft missgedeuteten Sohnes. Mittendrin natürlich das Haus in der Brückenstraße 10, in dem er am 5. Mai 1818 das Licht der Welt erblickt hat. Mit 17, gleich nach dem Abitur, suchte Karl Marx das Weite und wurde zum Weltveränderer. In drei Jahren kommt er auf anderem Wege zurück in seine Heimatstadt - als Protagonist einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen und einer Ausstellung auf vier unterschiedlichen Schauplätzen.

(RP)
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