Nach Anschlag in Istanbul Das müssen Türkei-Reisende beachten

Düsseldorf · In Nordrhein-Westfalen beginnen Ende kommender Woche die Sommerferien. Nach dem Anschlag auf den Atatürk-Flughafen in Istanbul sind viele Reisende besorgt. Wir erklären, ob Sie noch umbuchen können und was Türkei-Reisende jetzt beachten sollten.

Zerstörungen am Flughafen Istanbul nach dem Anschlag
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Zerstörungen am Flughafen Istanbul

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Der Reiseveranstalter "Der Touristik" hat alle seine Kunden, die am Dienstagabend über Istanbul fliegen sollten, telefonisch erreicht und informiert sie über SMS, wie die Weiterreise heute verlaufen soll. Auch andere Reiseanbieter und Fluglinien haben ihre Kunden auf andere Flughäfen oder die kommenden Tage umgebucht, teilt der Deutsche Reiseverband mit.

Der Krisenstab der Bundesregierung hat unmittelbar nach Bekanntwerden des Anschlags im Auswärtigen Amt die Arbeit aufgenommen. "Über unsere Vertretungen in Ankara und Istanbul stehen die Mitarbeiter seit gestern Abend in ständigem und engem Kontakt mit den türkischen Behörden um zu klären, inwiefern Deutsche betroffen sind und wie ihnen geholfen werden kann", teilte das Auswärtige Amt am Dienstagmorgen auf Anfrage der Redaktion mit.

Das Auswärtige Amt ist dafür zuständig, die Sicherheitslage in anderen Ländern zu bewerten. Bei starker Gefährdung der Sicherheitslage spricht das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für ein Land aus. Daran halten sich dann auch die Reiseveranstalter. Gebuchte Reisen in die entsprechenden Regionen können storniert werden. Seit Januar gab es mehrere Anschläge in der Türkei. Teils von islamistischen Terroristen, teils von prokurdischen Gruppen.

Aktuell warnt das Amt allerdings nicht vor Reisen in die Türkei. Nach dem Anschlag auf den Istanbuler Flughafen hat das Auswärtige Amt auf seiner Homepage seinen Sicherheitshinweis für die Türkei wiederholt.

Allgemein rät das Auswärtige Amt Türkei-Reisenden in Istanbul, Ankara und anderen Großstädten insbesondere an öffentlichen Plätze, vor touristischen Attraktionen und bei Menschenansammlungen besonders vorsichtig zu sein. Von Reisen in das Grenzgebiet zwischen Türkei, Syrien und Iran wird dringend abgeraten. Auch vor militärischen Einrichtungen sollten sich Touristen nicht aufhalten.


Einen Rechtsanspruch auf eine kostenlose Stornierung gibt es ohne eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes nicht. Die meisten großen deutschen Reiseveranstalter bieten aber zumindest für Istanbul-Reisen eine kostenlose Umbuchung oder Stornierung an. Bei "Thomas Cook" gilt diese Regelung zum Beispiel für Istanbul-Reisen bis zum 4. Juli, bei "DER Touristik" bis Ende Juli.

Für Reisen zum Beispiel an die türkische Riviera oder Ägäis sind die Urlauber auf die Kulanz der Veranstalter angewiesen. Die haben sich allerdings breits Anfang des Jahres auf die weltweit schwierige Sicherheitslage eingestellt. Alltours bietet für Reisen in die Türkei oder nach Ägypten, die ab Januar 2016 gebucht worden sind, bis 30 Tage vor der Abreise eine kostenfreie Umbuchung an. "Wer also am 29. Juli in die Türkei fliegen wollte und das jetzt lieber nicht mehr möchte, der muss jetzt umbuchen", sagt ein Sprecher von Alltours.

Ähnlich verfährt "DER Touristik". "Weil es eine generelle Unsicherheit bei den Kunden gibt, bieten wir für alle Ziele den Service an, dass man bis 30 Tage vor der Abreise noch umbuchen kann", sagt eine Sprecherin des Reiseveranstalters. Allerdings habe sie derzeit den Eindruck, dass die Reisenden durchaus zwischen der Gefahrenlage in den türkischen Großstädten und den entlegeneren Strandgebieten differenzieren.

Ausflüge von den Badeorten nach Istanbul oder Ankara haben nahezu alle Reiseveranstalter wegen der anhaltend schwierigen Sicherheitslage eingestellt.

Antalya, Ismir oder Bodrum liegen mehrere hundert Kilometer von Istanbul entfernt und gelten nicht als vorrangige Anschlagsziele. Da es keine Reisewarnung gibt, gehen die deutschen Reiseveranstalter davon aus, dass es dort sicher ist. "Wir nehmen keine eigene Einschätzung der Sicherheitslage vor. Dafür sind die Sicherheitsbehörden im Land zuständig, die eigene Sicherheitskonzepte haben", sagt eine Sprecherin von Tui. Allerdings habe man nach den Anschlägen von Dienstagnacht eine Hotline eingerichtet, über die sich alle Türkeireisenden über die aktuelle Situation informieren können.

Auch der Deutsche Reiseverband (DRV) betont, dass die Sicherheitsvorkehrungen in den Badeorten in den vergangenen Monaten erhöht wurden. "Es gibt sichtbare und unsichtbare Maßnahmen. In einigen Hotels gibt es zum Beispiel Kontrollen mit Sicherheitsschleusen oder vermehrte Kameraüberwachung. Viele Sicherheitskräfte patrouillieren in zivil", sagt Torsten Schäfer, Sprecher des DRV.

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