Havanna Auf den Spuren des Tabaks

Havanna · Kuba und Zigarren werden meist in einem Atemzug genannt. Denkt man an diese Insel, dann sieht man vor seinem inneren Auge Zigarren paffende ältere Männer und Zigarren drehende junge Frauen. Alles nur ein Klischee? Vielleicht, aber um das herauszufinden, muss man nach Kuba reisen und eintauchen in die Welt des Salsa, Rums und Tabaks. Und ganz bestimmt gibt es dort noch mehr zu bestaunen.

 Auf den Spuren des Tabaks

Auf den Spuren des Tabaks

Foto: gms

In die "Bodeguita del Medio" passt mal wieder kein Mensch mehr. Die kleine Kneipe in Havanna, in der sich der Überlieferung nach Ernest Hemingway fast täglich seinen Mojito gönnte, quillt förmlich über von Touristen. Der legendäre Rum-Cocktail muss einfach sein beim Bummel durch Kubas Hauptstadt. Dazu noch ein bisschen Salsa und Son, am besten vom "Buena Vista Social Club" - fertig ist das perfekte Kuba-Gefühl.

Fast perfekt. Denn für José Antonio Candia gehört dazu auch noch eine Zigarre. "Wer eine echte Havanna raucht, dem geht es nicht um den schnellen Nikotin-Kick wie dem Zigarettenraucher", sagt der Marketing-Manager des halbstaatlichen Tabak-Exporteurs Habanos. "Er will vielmehr genießen, und auf diese Weise nach einem guten Essen oder zu einem passenden Drink entspannen." Und so ist der blaue Dunst allgegenwärtig - auch wenn die Regierung offiziell den Tabak-Konsum in der Öffentlichkeit einschränken will.

Ernest Hemingway: Zigarren rauchender Werbeträger

Einer der bekanntesten Werbeträger von Rum und Zigarren aus Kuba ist noch immer Ernest Hemingway. Der amerikanische Autor, der einige Jahre auf der Insel verbrachte und hier unter anderem seine Erzählung "Der alte Man und das Meer" schrieb, hat Spuren hinterlassen in Havanna. So kann man im altehrwürdigen Hotel "Ambos Mundos" sein Zimmer bewundern, in der Bar "Floridita" neben einer bronzenen Hemingway-Statue an der Bar den angeblich hier erfundenen Cocktail Daiquiri schlürfen oder eben wie der Meister selbst in der "Bodeguita del Medio" den Mojito.

Im 18. Jahrhundert entstanden auf Kuba noch unter spanischer Kolonialherrschaft die ersten Zigarrenmanufakturen. Und spätestens ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Zigarre so etwas wie das Nationalsymbol des Landes. In dieser Zeit entstanden auch die meisten wichtigen und noch heute bekannten Habanos-Marken wie Partagás (1827), H. Upmann (1844) und Romeo y Julieta (1850), die den Mythos bis heute lebendig halten.

Zigarren-Manufakturen: Wie in alten Zeiten

Bei einem Besuch in der Manufaktur von Partagás - gelegen mitten in Havanna hinter dem Capitol - erleben Touristen, dass sich an der Handarbeit aus dieser Zeit offensichtlich bis heute nicht viel geändert hat. Rund 700 Mitarbeiter sitzen hier in großen Räumen in Reih und Glied und drehen täglich fast 25.000 Zigarren - unterhalten von Musik oder von einer Vorleserin, die ihnen Nachrichten aus der Zeitung oder einen Roman zu Gehör bringt. Die besten von ihnen schaffen 150 Stück am Tag.

Die Tabake müssen aus der Provinz Pinar del Rio am westlichen Ende Kubas kommen. Nur hier sind Regenmenge, Bodenbeschaffenheit und Temperaturen ideal für Tabakpflanzungen. "Da bei einer echten Havanna die Herkunft von Füllung und Deckblatt identisch sein muss, ist ihre Zahl - besonders für die bis zu 17,5 Zentimeter langen Formate Doppel-Corona und Churchill - begrenzt durch die verfügbare Menge erstklassiger Deckblätter", erläutert Candida. Die genaue Menge der in der Region um Pinar del Rio gezogenen Deckblätter gilt in Kuba als Staatsgeheimnis.

Kubas traumhafte Landschaften

Nach Pinar del Rio fährt man durch eine traumhafte Landschaft. Einen Abstecher lohnt der rund 50 Kilometer nördlich von der Provinzhauptstadt gelegene Nationalpark Valle de Vinales. Aus flacher roter Erde erheben sich hier gigantische, von üppigem Grün bewachsene Kalkfelsen, die von Wasser ausgehöhlt bizarre Formen bilden. Der Stadt Pinar del Rio selbst merkt man ihre 100 000 Einwohner nicht an. Mit Säulengängen geschmückte Häuser säumen die Calle Martí und zeugen vom früheren Reichtum der selbstständigen Tabakfarmer. Bis heute leben hier Pflanzer mit eigenem Land, die auf eigene Rechnung arbeiten, ihre Ernte jedoch an den Staat verkaufen. Auch hier gibt es Zigarrenfabriken wie die "Fábrica de Tabacos Francisco Donatién", wo man den Torcaderos bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen kann.

Die Ebene ist gesäumt von Kuppelbergen und kleinen Palmenhainen - und plötzlich ist man mittendrin im Tabakgebiet. Grüne Plantagen so weit das Auge reicht, einige zum Schutz vor Schädlingen bedeckt von weißen Stoffbahnen, prägen das Bild von Ortschaften wie San Juan y Martinez. Den gesamten Prozess von Pflanzung, Wachstum, Ernte und Trocknung kann man bei einem Besuch verfolgen. In traditionellen Trockenhäusern reifen die Blätter paarweise aufgefädelt, wechseln ihre Farbe von sattem Grün in dunkles Braun, werden schließlich nach Qualität sortiert, in die Zigarrenfabriken geliefert, per Hand zu edlen Glimmstängeln gedreht - und lösen sich dann irgendwann in blauen Dunst auf.

Infos:

- Plantagen: Als Herkunftsort für besten Zigarrentabak gilt die Provinz Pinar del Rio im Westen Kubas. Die Anbaugebiete Vuelta Abajo und San Miguel y Martinez sind von Havanna aus in zwei bis drei Stunden Autofahrt zu erreichen. Wer mit dem Mietwagen fährt, sollte sich bei einem Reiseunternehmen in Havanna oder im Hotel über Besuchsmöglichkeiten erkundigen. In der Provinz liegt auch das Touristenzentrum "Las Terrazas".

- Manufakturen: Habanos werden auf Kuba in rund 30 Fabriken aus bestem Blattgut und unter strikten Qualitätsvorgaben meist komplett in Handarbeit hergestellt. Nur bei wenigen Marken kommen Maschinen zum Einsatz. Havanna ist Sitz berühmter Manufakturen wie El Laguito, Partagás und Romeo y Julieta. Die Fabrik von Partagás liegt zentral in der Nähe des Capitols und kann im Rahmen von spanisch- und englischsprachigen Führungen täglich ohne Anmeldung besichtigt werden (rund 15 Euro pro Person). Bei Kuba-Rundreisen gehört ein Besuch in einer Fabrik meist zum Programm.

- Zigarren-Kauf in Kuba: Bei der Ausreise kann man 23 einzelne Habanos ohne offizielle Bescheinigung mitnehmen. Wer mehr ausführen möchte, muss die Kaufquittung und die Schachtel mit dem Hologramm-Siegel vorzeigen, ansonsten werden die Zigarren durch den Zoll eingezogen. Ein "Festival del Habano" findet jährlich im Februar in Havanna statt. Gewarnt wird vor dem Kauf auf der Straße, wo oft minderwertige Qualität angeboten wird.

- Zigarren-Kauf in Deutschland: Alleiniger Importeur in Deutschland ist 5th Avenue Products Trading, das Tabakfachgeschäften mit kompetenter Beratung - zur Zeit bundesweit 65 - das Qualitätssiegel "Habanos Specialist" verleiht. In Berlin und Bergheim bei Köln gibt es darüber hinaus jeweils ein "Casa del Habano" mit einer besonders breiten Produktpalette. Informationen und Adressen: 5th Avenue Products Trading GmbH, Postfach 20 11 66, 79751 Waldshut-Tiengen, Tel.: 07741/607261, Fax: 07741/607246.

- Kuba-Reisen: Rundreisen mit Badeverlängerung gibt es bei allen großen Veranstaltern. Wer individuell unterwegs sein will, bucht eine Mietwagen-Rundreise bei einem Kuba-Spezialisten. Hotel-Übernachtungen in der Altstadt von Havanna gibt es ab 30 Euro pro Tag und pro Person im Doppelzimmer, einen Mietwagen ab 80 Euro pro Woche. Bei Condor zum Beispiel kosten Flüge nach Kuba nach dem neuen Billigflug-Konzept ab 99 Euro pro Strecke.

Weitere Informationen: Kubanisches Fremdenverkehrsamt, An der Hauptwache 7, 60313 Frankfurt/Main, Tel.: 069/288322, Fax: 069/296664.

(afp/born/chk)
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