Aktivurlaub in Cinque Terre Delfine sehen und Weinberge retten

Varnazza/Levanto (RPO). Cinque Terre ist längst kein Geheimtipp mehr. Auf den Wanderwegen drängen sich jedes Jahr Millionen von Touristen. Doch wer seinen Urlaub aktiv gestaltet, kann eine prächtige Unterwasserwelt sehen - und helfen, das Welterbe Cinque Terre zu retten.

Cinque Terre: Sehenswertes Weltkulturerbe
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Dahin fahren, wo alle sind? Wo sich Deutsche, Japaner und Amerikaner auf die Füße treten, insgesamt zwei Millionen Touristen jedes Jahr? Nach Cinque Terre an der Riviera di Levante? Ja, unbedingt. Denn die Küste der fünf weltberühmten Dörfer ist immer noch zauberhaft. Doch wer ihre Schönheit erleben will, muss sich um sie bemühen und aktiv werden: auf Wanderpfaden hoch über dem Meer, beim Mitarbeiten in den steilen Weinterrassen oder beim Tauchen unterhalb der Klippen.

Morgens um Sieben gehört der Aussichtspunkt am Kap von Punta Mesco noch den Smaragd-Eidechsen und der Ziegenherde, die sich gefährlich nahe an den Klippen durch die niedrigen Büsche der Macchia frisst. Wandergruppen sind noch nicht in Sicht. Nach Süden hin, zur Spitze der Halbinsel bei Portovenere, verlieren sich die bis zu 800 Meter hohen Ausläufer des Ligurischen Apennin im Dunst. Dort liegen sie, die anderen vier Dörfer der Cinque Terre, der "Fünf Länder": Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore.

Verbunden sind die abgelegenen Orte seit jeher durch Pfade, die oberhalb der Dörfer durch die Berge und Weinterrassen führen. Vom Aussichtspunkt über Punta Mesco geht es eine halbe Stunde bergab nach Monterosso al Mare. Dort schließt sich der "Sentiero Azzurro" an. Der auf Karten blau markierte Küstenwanderweg 2 ist wahrscheinlich der bekannteste Trampelpfad Italiens. Über neun Kilometer führt er auf und ab - durch Weinberge, Olivenhaine und entlang der Steilküste. Und hinter jeder Biegung taucht das intensiv blaue Mittelmeer auf - oder eines der Dörfer.

Cinque Terre: Vorreiter für nachhaltigen Tourismus

Das Meeresschutzgebiet der Cinque Terre ist seit 1999 Teil des größten Walschutzgebietes Europas. Das "Heiligtum der Meeressäuger" streckt sich von hier bis nach Sardinien und Frankreich aus. Die großen Pott- und Finnwale können zwar nur bei Whale Watching-Touren gesichtet werden, die weit aufs Meer führen. Doch ab und zu lässt sich ein Streifendelfin vor der Steilküste blicken.

Auch an Land tragen die Schutzbemühungen inzwischen Früchte: Die Region, seit 1997 Weltkulturerbe, hat sich in Italien zum Vorreiter für nachhaltigen Tourismus gemausert. Autos wurden aus den Orten verbannt. Tagesgäste und Einheimische gelangen mit dem Zug - jeder der fünf Orte hat einen Bahnhof - und mit gasbetriebenen Bussen an jeden halbwegs interessanten Ort inner- und außerhalb des Parco Nazionale delle Cinque Terre. Für Unterkünfte, Restaurants und Lebensmittelgeschäfte wurden Umweltsiegel eingeführt.

Bei Hilfen für den umweltfreundlichen Konsum hören die Öko-Angebote nicht auf. Wer will, kann selbst Hand anlegen und so die Folgen der Landflucht eindämmen. Als der Tourismus ein sicheres Einkommen versprach, wollten sich viele Winzer in den seit Jahrhunderten ärmlichen Dörfern nicht mehr in ihren Weinbergen mühen. Die über viele Generationen instand gehaltenen Trockensteinmauern zerfielen zusehends, die steilen Weinterrassen rutschen ab, ganze Hänge wurden instabil.

Initiativen wie "Protect the cinque terre" mit Sitz in Vernazza haben aus der Not eine Tugend gemacht: Gäste sollen für zwei, drei Tage zu Weinbauern werden und täglich ein paar Stunden in den Weinbergen die Steinmauern instand setzen. Für die Plackerei gibt es im Gegenzug das, was vielen Tagestouristen verborgen bleibt: Bei geführten Touren Einblicke in die Geschichte und das Alltagsleben der Cinque Terre. Und abends bei Wein, Fisch, Pasta und anderen lokalen Köstlichkeiten entspannten Kontakt zu den Vernazzesi.

(tmn/top)
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