Ein "kleiner Schock" Fluggast erlebt Gift-Alarm bei Germanwings

Köln · Für Ralf Schäfer war es ein "kleiner Schock", als er erfuhr, dass er und seine Frau wahrscheinlich nur knapp an einem Unglück vorbeigeschrammt sind. Der 45-Jährige aus Bad Honnef und seine Frau Michaela waren an Bord der mit 149 Passagieren besetzten Germanwings-Maschine, deren Piloten am 19. Dezember 2010 einen Hilferuf abgesetzt hatten.

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Sie waren von giftigen Dämpfen im Cockpit benommen und konnten den Flieger gerade noch sicher landen. Schäfer, der damals Fotos vom Einsatz der Feuerwehrleute im Cockpit schoss, hatte den Vorfall vergessen — bis dieser in der vergangenen Woche öffentlich wurde. "Da wurde mir erstmal flau im Magen", sagt er. "Weil einem schlagartig bewusst wird, was hätte passieren können."

Die Lufthansa-Tochter Germanwings bestreitet allerdings nach wie vor, dass auf dem Flug eine Gefahr für die Passagiere bestand. "Die Piloten im Cockpit sagen, sie hätten jederzeit alles unter Kontrolle gehabt", sagte ein Sprecher. Die Namen der Piloten hält Germanwings geheim.

Berichte, denen zufolge das Unternehmen den Vorfall zu vertuschen versucht haben soll, wies der Sprecher energisch zurück. "Die Piloten haben noch aus dem Cockpit heraus einen Bericht an die zuständigen Behörden verfasst", sagte der Sprecher. Es sei nicht die Aufgabe von Germanwings zu erklären, warum die Details zu der Untersuchung erst jetzt öffentlich wurden.

Während der jüngere Co-Pilot nach dem Vorfall sechs Monate lang dienstunfähig war, sei der ältere fünf Tage später bereits wieder ins Cockpit zurückgekehrt. Die drei Tage dazwischen habe er "planmäßig" frei gehabt, so der Sprecher, einen weiteren sei er krankheitsbedingt ausgefallen.

Schäfer beruhigt das nicht. Er hat den Bericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung gelesen, in dem von einer "Fast-Bewusstlosigkeit" der Piloten die Rede ist. Dazu kommen die Beobachtungen, die der Unternehmensberater und Vielflieger selbst gemacht hat.

Er sei nach der Landung noch nie von Fahrzeugen mit Blaulicht in Empfang genommen worden. Außerdem stiegen danach Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten in die Maschine. Er werde zwar weiter fliegen, sagt Schäfer. "Aber wenn es komisch riecht, werde ich sicher aufmerksamer sein."

(jis/tor)
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