Keimschleuder Flugzeug Gefährliche Bakterien überleben tagelang an Bord

Washington · Gefährliche Bakterien können sich in Flugzeugen bis zu eine Woche lang halten. Vor allem die Tasche des Vordersitzes bietet einen guten Nährboden für sie, das ergab eine aktuelle Studie. Wir erklären, mit welchen Keimen Sie an Bord rechnen müssen und wann Sie am meisten gefährdet sind.

 Auf Armlehnen, Klapptabletts und an den Taschen des Vordersitzes können sich im Flugzeug gefährliche Keime halten.

Auf Armlehnen, Klapptabletts und an den Taschen des Vordersitzes können sich im Flugzeug gefährliche Keime halten.

Foto: shutterstock/ My Good Images

Ein leeres Flugzeug bietet nicht nur eine angenehme Ruhe. Wer zu den ersten gehört, die ein Flugzeug betreten, könnte fast glauben, er kommt in einen lupenreinen Raum. Dem ist jedoch ganz und gar nicht so, wie US-Forscher bei der Jahreskonferenz der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie in Boston erklärten. Zwar hustet oder niest niemand so lange das Flugzeug noch fast leer ist, doch die vorherigen Passagiere hinterlassen ebenfalls Bakterienspuren - und das dauerhaft.

Bei Tests fanden die Wissenschaftler heraus, dass das Darmbakterium E.coli bis zu vier Tage lang an einer Armlehne nachzuweisen war. Der als Krankenhauskeim bekannte Keim MRSA (Methillicin-resistenter Staphylococcus aureus) haftete demnach bei Untersuchungen sogar bis zu einer Woche an der Tasche auf der Rückseite eines Flugzeugsitzes. Er kann schwere bis tödliche Infektionen verursachen und ist gegen die meisten gängigen Antibiotika resistent.

"Unsere Forschungen zeigen, dass diese Bakterien mehrere Tage auf bestimmten Oberflächen überleben können, was zu einem Risiko der Übertragung per Hautkontakt führt", sagte der Hauptautor der Studie, der Biologe Kiril Waglenow von der Universität Auburn im US-Bundesstaat Alabama.

Für die Untersuchungen brachten die Forscher die Bakterien im Labor auf Armlehnen, Klapptabletts oder auf in Flugzeugtoiletten verbauten Metallknöpfen auf und setzten sie "flugzeugtypischen Verhältnissen" aus.

Die Sache mit der Klimaanlage

Aber nicht nur die Oberflächen im Flugzeug können Krankheiten übertragen, vielmehr sind kranke Passagiere in der Kabine das größte Gesundheitsrisiko, wie Studien zeigen. Vor allem auf Langzeitflügen von bis zu elf Stunden ist damit zu rechnen, dass sich in der First Class ein bis drei Personen bei einem Grippeinfizierten in derselben Kabine anstecken, und fünf bis zehn Personen in der Economy Class. Zum Vergleich: Auf Flügen bis zu fünf Stunden infizieren sich unter den gleichen Umständen in der First Class ein bis drei Passagiere, in der Economy Class zwei bis fünf.

Die oftmals als Keimschleuder verdächtigte Klimaanlage ist dagegen nicht unbedingt Ursache von Krankheiten. Das liegt zum einen daran, dass die von ihr ausgegebene Luft zur Hälfte aus von außen angesaugter Luft besteht, die über den Wolken so kalt ist, dass kaum eine Bakterie überlebt. Zum anderen, wird das Innen-Außenluft-Gemisch gefiltert. Problematisch ist vielmehr die Zeit, in der die Maschine auf dem Boden auf das Abflugsignal wartet. In dieser Phase ist die Lüftung nicht eingeschaltet, und Viren und Bakterien von kranken Passagieren können sich leicht im Flugzeug ausbreiten.

(ham)
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