Streik bei der Lufthansa Piloten legen heute München lahm

Düsseldorf · Mit einem achtstündigen Streik erhöht die Vereinigung Cockpit den Druck. Auch Düsseldorf und Köln-Bonn sind betroffen. Das ist nicht die einzige schlechte Nachricht für Kunden: Die Lufthansa will auch die Ticketpreise erhöhen.

Diese Rechte haben Reisende bei einem Flugbegleiter-Streik
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Foto: dapd, Mario Vedder

Der vierte Pilotenstreik innerhalb von fünf Monaten trifft heute die Lufthansa-Passagiere am Münchner Flughafen. Zwischen 10 und 18 Uhr werden vom zweitwichtigsten Lufthansa-Drehkreuz keine Flieger mehr abheben, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit mitteilte. Auch Flughäfen in Nordrhein-Westfalen sind betroffen. Nach einer Aufstellung der Lufthansa wurden jeweils fünf Flüge zwischen Düsseldorf und München gestrichen. Auch jeweils zwei Verbindungen zwischen Köln-Bonn und München sollen dem Tarifstreit zum Opfer fallen.

Die Lufthansa reagierte mit "völligem Unverständnis" auf die Streikankündigung, wie eine Sprecherin sagte. Der Arbeitskampf treffe erneut unbeteiligte Fluggäste und sei gezielt auf das nahende Ferienende in Bayern gerichtet. Das Unternehmen konzentriere sich nun darauf, die Passagiere zu informieren und zu betreuen.

"Die Lufthansa wird versuchen, so weit wie möglich einen Bogen um München zu machen", sagte der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt unserer Zeitung. Ein Flieger, der von Hamburg über München nach Frankfurt fliege, um am Ende des Tages in Madrid zu landen, werde einfach den Stopp in München auslassen. "Eine solche Umleitung lässt sich auch in einem solch kurzfristigen Zeitfenster umsetzen."

Allerdings werden nach Angaben des Experten trotzdem einige Maschinen in München landen. "Das Management muss schließlich bei der Planung auch verschiedene Kriterien im Blick behalten: Sind am nächsten Tag, wenn der Streik endet, genügend Maschinen in München, um den Normalbetrieb wieder aufzunehmen?" Zudem handele es sich bei München um ein Drehkreuz. "Die Lufthansa wird deshalb trotz der Streikdrohung einige Flüge in München landen lassen, damit die Passagiere dort Langstreckenanschlüsse bekommen, die von den nicht bestreikten Star-Alliance-Partnern durchgeführt werden."

In der Vergangenheit hatte die Fluggesellschaft auch Mitglieder des Managements, die selbst Piloten sind, dazu verpflichtet, einige Flüge zu übernehmen. Das sei keine reine PR-Strategie, sagte Großbongardt. "Das Unternehmen hat dann 200 Passagiere ans Reiseziel gebracht. Ohnehin hält sich der Imageschaden für den Konzern in Grenzen, weil die Fluggäste sehr wohl wissen, wer für das Chaos verantwortlich ist: die Piloten."

Der Luftfahrtexperte spielt vor allem auf die Cockpit-Forderung an, denn diese lasse jedes Maß vermissen. "Es geht ihnen ja darum, dass sich jemand mit 55 Jahren nach eigenem Ermessen und nicht nach einem Medizin-Check in einen sehr gut bezahlten Ruhestand verabschiedet, für den er selbst keinerlei finanzielle Beiträge geleistet hat." Zwar sei es richtig, dass der Job eines Piloten auf der Langstrecke sehr aufreibend sei. "Allerdings dürfte die Zahl derjenigen, die mit 55 Jahren am Limit sind, sehr, sehr überschaubar sein", so der Experte.

Die Streiks sind nicht die einzige schlechte Nachricht für Kunden der Kranich-Airline: Lufthansa-Flüge werden teurer. Ab 11. September steigen Ticket-Preise auf Nordamerika-Strecken in der Economy-Class um 20 bis 30 Euro. Auf den Strecken nach Asien, Nahost, Afrika und Südamerika steigen die Ticketpreise im Schnitt um fünf Euro in der Economy-Class und um zehn Euro in der Business-Class. Das sagte gestern ein Lufthansa-Sprecher. Auch bei Flügen innerhalb Europas hebt die Lufthansa die Tarife um zehn Euro an, innerdeutsche Flüge bleiben von der Preiserhöhung allerdings ebenso unberührt wie Flüge nach Österreich und in die Schweiz. First-Class-Flüge mit der Lufthansa sind von der Preiserhöhung generell ausgenommen. "Wir haben die Preiserhöhung seit Langem geplant. Es gibt dafür keinen externen Anlass", sagte der Sprecher. Die Billigflugtöchter Germanwings und Eurowings erhöhen ihre Preise nicht.

(RP)
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