Jeder zweite Flug fällt aus Das müssen Sie zum Streik bei Lufthansa wissen

Frankfurt/Düsseldorf · Bei der Lufthansa fallen am Mittwoch fast 900 Flüge aus, auch der Düsseldorfer Airport ist betroffen. Die Piloten bestreiken ganztägig die gesamte Fluglinie. Die Gewerkschaft Cockpit fordert mehr Gehalt für die Piloten.

Diese Rechte haben Reisende bei einem Flugbegleiter-Streik
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Foto: dapd, Mario Vedder

Bis zuletzt versuchte die Lufthansa, einen Piloten-Streik zu verhindern. Am späten Dienstagabend wurde vor Gericht noch verhandelt. Die Fluggesellschaft wollte verhindern, dass — so wie beim Streik des Kabinenpersonals am Dienstag - erneut ein Teil des Konzerns lahmgelegt wird. Durch einen Streik der Piloten würde am Mittwoch jeder zweite der 1800 Flüge ausfallen, die das Unternehmen unter eigener Marke anbietet. Rund 100.000 der geplanten 145.000 Passagiere wären betroffen, erklärt Lufthansa. 51 von 128 Interkontinentalflügen fallen weg. Am Dienstag fiel bereits jede siebte der 442 Verbindungen beim Diskountableger Eurowings aus — von den 62 Ausfällen waren angeblich nur 4100 Passagiere betroffen.

  • Wie ist Düsseldorf von den Streiks betroffen? In Düsseldorf wurden am Mittwoch nach Angaben des Airports 52 von 94 geplanten Eurowings-Verbindungen gestrichen, darunter Flüge nach Berlin, Prag und Wien. "Die Situation war relativ ruhig", sagte ein Sprecher des Flughafens. Eurowings hat in Düsseldorf 17 Flugzeuge stationiert. Wegen des heutigen Piloten-Streiks bei Lufthansa wurden 30 der 38 geplanten Verbindungen annulliert. Geplant waren zehn Flüge von und nach Frankfurt, die alle ausfallen, und 28 Verbindungen nach München. Hiervon finden nur acht Flüge von und nach München statt.
  • Wie sollten Passagiere reagieren? Sie müssen sich online oder per Telefon informieren, ob ihr Flug abgesagt wurde und ob es eine Alternative gibt. Konkret zeigt die Erfahrung, dass Lufthansa sehr bemüht ist, Ausfälle zu vermeiden. So erhielt ein Paar, das bei Eurowings einen Flug nach Mailand gebucht hatte, am Dienstag am Flughafen Düsseldorf direkt eine Alternativverbindung via Lufthansa ab Frankfurt. Und als vor einem Jahr ein Flug nach San Francisco bestreikt wurde, reservierte Lufthansa Passagieren ohne Aufpreis eine Alternativroute mit Air France über Paris. Thomas Schnalke, Düsseldorfer Flughafenchef, sagt dazu: "Es ist gut, dass die Airlines auf Arbeitskämpfe flexibel reagieren können. Sie können zehntausende Passagiere schnell umbuchen. Da müssen Passagiere zwar eine andere Verbindung wählen, kommen aber trotzdem ans Ziel." Lufthansa will Passagiere auf innerdeutschen Flügen bevorzugt auf Züge, jene bei internationalen Flügen vor allem auf andere Airlines im eigenen Konzern wie Swiss oder Austrian umbuchen.
  • Was haben beide Streiks gemeinsam? Die zwei Arbeitskämpfe bestätigen, dass der Verteilungsstreit in der früheren Boombranche Luftverkehr immer härter wird. So fordern die 5400 Piloten von Lufthansa vorrangig eine rund 20-prozentige nachträgliche Gehaltshöhung, weil sie über zunehmend schlechtere Chancen auf Beförderungen enttäuscht sind. Denn Vorstandschef Carsten Spohr baut neue Kapazitäten praktisch nur abseits der Lufthansa-Flotte auf, um aus den da geltenden sehr teuren Tarifverträgen von Gehältern bis zu 250.000 Euro im Jahr zu flüchten. Bei Eurowings ruft die Gewerkschaft Verdi die von ihr vertretenen Flugbegleiter vorrangig zum Streik auf, um sich gegen die konkurrierende Gewerkschaft Ufo abzusetzen. Verdi fordert sieben Prozent mehr Lohn und eine bessere Regelung der Dienstzeiten.
  • Warum gibt es keine Kompromisse? Bei den Piloten lehnt die Vereinigung Cockpit (VC) ab, einen Schlichter zu berufen, weil jedes bisherige Angebot völlig indiskutabel gewesen wäre - dabei hatte Lufthansa ein Lohnplus von 2,8 Prozent vorgeschlagen. Bei den Flugbegleitern lehnt Verdi Verhandlungen gemeinsam mit der konkurrierenden Ufo ab. Man habe "als mitgliederstärkste Gewerkschaft" bei Eurowings das Recht auf einen eigenen Tarifvertrag, sagt Verdi-Bundesvorstand Christine Behle. Nun schaukeln sich die Gewerkschaften gegenseitig hoch. So legte ein Ufo-Streik gegen Eurowings und Germanwings gemeinsam am 27. Oktober 400 von 550 Flügen lahm.
(RP)
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