Traditionelles San-Fermín-Fest in Pamplona Mehr als 40 Verletzte bei Stiertreiben

Pamplona (RPO). Mehr als 40 Menschen sind beim traditionellen Stiertreiben im nordspanischen Pamplona so schwer verletzt worden, dass sie in Krankenhäusern behandelt werden mussten.

Pamplona 2011: Stürze bei der Stierhatz
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Am letzten Tag des traditionellen San-Fermín-Festes verletzten sich nach Angaben der Organisatoren am Donnerstag drei Teilnehmer beim Rennen mit den Stieren durch die engen Gassen der Altstadt.

Die sechs Stiere mit einem Gewicht von jeweils einer halben Tonne legten beim letzten Rennen am Donnerstagmorgen die 846,6 Meter lange Strecke in nur zwei Minuten und 20 Sekunden zurück, wie eine Sprecherin der Organisatoren sagte. Schaulustige in weißer Kleidung und mit roten Tüchern in den Händen säumten wie jeden Tag die Strecke, viele sprangen den Tieren in den Weg und rannten vor ihnen weg.

Der Sprecherin zufolge verletzte sich am Donnerstag ein 21-jähriger Franzose durch einen Sturz an der linken Schulter. Zwei 43 und 54 Jahre alte Einwohner von Pamplona zogen sich Prellungen und Schnittwunden zu. Alle drei wurden im Krankenhaus behandelt.

Insgesamt wurden damit in diesem Jahr 43 Menschen nach dem Stiertreiben in Krankenhäusern behandelt, sechs mehr als im Vorjahr. Der schlimmste Fall ereignete sich am Dienstag, als ein Stier einem Einheimischen mit seinem Horn eine 20 Zentimeter tiefe Wunde in den Körper rammte. Das Zwerchfell des 40-jährigen Mikel Sabate aus Pamplona wurde durchstoßen, lebenswichtige Organe wurden aber nicht verletzt.

"Das ist das Risiko des Stiertreibens", sagte Sabate von seinem Krankenhausbett aus. "Von einem Horn gestoßen zu werden, ist wie ein Faustschlag oder von einem Lastwagen überrollt zu werden", beschrieb er die Schmerzen.

Auch ein 23-jähriger Franzose, ein 25-jähriger Australier und ein 41-jähriger Spanier wurden in diesem Jahr von Hörnern aufgespießt. Die Gesundheitsministerin der Region Navarra, Marta Vera Janin, sprach von einem "sehr ruhigen" Verlauf des Stiertreibens angesichts der hohen Risiken.

Während des San-Fermín-Festes laufen allmorgendlich hunderte Todesmutige vor den Stieren durch die Straßen. Dabei werden jedes Jahr 200 bis 300 Menschen verletzt, manchmal sogar tödlich. Zuletzt gab es vor zwei Jahren ein Todesopfer bei dem umstrittenen Spektakel: Ein Stier rammte einem 27-jährigen Spanier seine Hörner in Hals, Herz und Lunge. Während des Festes finden auch Stierkämpfe, religiöse Prozessionen, Konzerte sowie Trinkgelage in den Straßen statt.

"Zu San Fermín ist alles erlaubt"

In diesem Jahr beschwerten sich Frauengruppen über sexuelle Übergriffe während des Festes. Nach Angaben der Gruppen "Andrea" und "Lunes Lilas" erstattete eine 22-Jährige am Montag Anzeige wegen sexueller Belästigung. Sie sei in einer öffentlichen Toilette von einem Mann belästigt worden, den sie zuvor in einer Kneipe kennengelernt habe. Eine 16-Jährige sei am Wochenende vergewaltigt worden.

Die Gruppen werfen der Stadtverwaltung von Pamplona vor, das Problem zu vertuschen. Seit Jahren gelte in Pamplona der Spruch "Zu San Fermín ist alles erlaubt", kritisierte die Frauenrechtlerin Zurine Altable.

Am Montag protestierten etwa 200 Menschen in Pamplona gegen sexuelle Übergriffe während des Festes, für Donnerstagabend war eine weitere Demonstration geplant.

Das Fest bringt der 200.000-Einwohner-Stadt gute Einnahmen. Im vergangenen Jahr lockte das Ereignis 1,5 Millionen Besucher an. Auch in diesem Jahr wurde mit dieser Zahl gerechnet.

(AFP/pes-)
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