Touristen sorgen für Probleme Mount Everest verkommt zur Müllkippe

Nepal · Dem Reiz, den höchsten Berg der Welt zu bezwingen, erliegen inzwischen nicht mehr nur passionierte Bergsteiger. Der Mount Everest wird immer mehr zum Ausflugsziel für abenteuerlustige Touristen. Nur leider vergessen sie häufig, dass sie sich mit diesem Aufstieg auch einer hohen Gefahr aussetzen.

Mount Everest verkommt zur Müllkippe
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Zehn Personen starben in dieser Saison bei dem Versuch, den 8848 Meter hohen Berg im Himalaya zu besteigen, darunter auch zwei Deutsche. So viele, wie seit langem nicht mehr. Das Problem: Auch immer mehr Ungeübte wagen den Aufstieg und scheitern — an den harten Bedingungen. Wie welt-online berichtet, kann die Temperatur ab 8000 Metern auf bis zu Minus 60 Grad fallen. Außerdem beträgt der Sauerstoffgehalt in der Luft nur noch ein Drittel des Meeresspiegelniveaus.

Teilnahme kostet bis zu 65.000 Euro

Laut der Internetseite EverstNews.com haben in diesem Jahr bislang 425 Bergsteiger den Gipfel erklommen — im Vergleich dazu machen sich aber pro Tag bis zu 150 Personen, inzwischen vorwiegend in kommerziellen Großexpeditionen, auf den Weg den Mount Everest hinauf. Darunter beispielsweise auch Rentner jenseits der 70 und 16-jährige Schüler. Für jeden dieser Hobby-Bergsteiger kostet dieser gefährliche Trip zwischen 30.000 und 65.000 Euro.

Aber nicht nur, dass sich die Touristen einer hohen Gefahr aussetzen, gleichzeitig bringen sie auch das ökologische Gleichgewicht durcheinander. Um die Umgebung auf die oftmals unerfahrenen aber gut zahlenden Hobby-Bergsteiger einzustellen, wird der Berg von Veranstaltern immer mehr mit Seilen und Leitern für einen möglichst mühelosen Aufstieg präpariert.

"Wir verurteilen das Treiben am Mount Everest nicht grundsätzlich. Allerdings halten wir es auch nicht für sinnvoll, dass Menschen mit wenig alpinistischer Erfahrung einen solchen Berg angehen", sagt Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein. Die Vorbereitung, die einer solchen Besteigung vorangehen, dauern laut Verein mehrere Jahre. Bei der Besteigung kleinerer Berge lernen die Betreffenden erst, ob sie für größere Höhen überhaupt geeignet sind. Für Trainierte kann das Erreichen des Base Camps auf 5300 Metern Höhe zunächst Herausforderung genug sein. Für den weiteren Aufstieg wird langjährige Bergsteiger-Erfahrung von Experten dringend empfohlen.

Staus durch Schwächere

Inzwischen stehen die Anhänger sogar Schlange am höchsten Berg der Welt. Diese Schlangen sorgen für Staus, da nicht alle Bergsteiger bei dem Tempo mithalten können. Wenn Schwächere - am Fixseil eingehängt - eine Pause machen, können auch die anderen nicht vorankommen. Durch das Warten erhöhen sich auch die Risiken, Erfrierungen zu erleiden oder durch den anhaltenden Sauerstoffmangel die Höhenkrankheit zu bekommen. Symptome können dabei Übelkeit, Atemnot und Schwindel sein.

Wer von dem neuen Hype profitiert, sind hingegen das Land Nepal und die ansässigen Bergführer. Sie verdienen an der hohen Teilnahmegebühr für die Expeditionen, außerdem müssen die zahlreichen Touristen auch irgendwo unterkommen. Es gibt sogar Einheimische, die täglich mit Erfrischungsgetränken bepackt zum Base Camp marschieren, um sie dort den Touristen zu verkaufen. Sie verdienen sich damit ihren Lebensunterhalt - ihnen sichert das Interesse am Mount Everest die Existenz.

Die Hobby-Bergsteiger hinterlassen allerdings unübersehbare Spuren, bei ihrem Versuch, den höchsten Berg der Welt zu erklimmen. Plastik, Glas, Metalle, und in jüngerer Zeit Batterien und Sauerstoffflaschen, bleiben vermehrt zurück. Acht Tonnen Müll hat die Umweltorganisation EcoHimal nach eigenen Angaben seit 2011 bereits vom Berg heruntergeholt — ebenfalls auf eigene Gefahr.

Acht Tonnen Müll in knapp zwei Jahren

Kurt Luger von EcoHimal sieht im Berg- und Wandertourismus eine Wachstumsbranche. "Derzeit kommen etwa 35.000 Touristen in das Gebiet und doppelt so viele Helfer, also rund 100.000 Personen. Diese Zahlen beunruhigen mich nicht, aber die Qualität der Lodges (Unterbringungen) und der Sanitäreinrichtungen muss noch besser werden."

Im wachsenden Tourismus erkennt Luger auch eine Chance: Wenn er geplant und ökologisch einwandfrei betrieben würde, könne er die Landschaft sogar schützen. Denn die Everest Region ist seit 1976 Nationalpark und seit 1979 Weltnaturerbe. "Außerdem ist der Tourismus die hauptsächliche Einnahmequelle für die Einheimischen. Dort oben - über 3600 Meter - wächst nichts mehr, nur der Tourismus."

(anch/csr/ac)
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