Zunehmende Zwei-Klassen-Gesellschaft Nur Reiche reisen nach Belieben

Berlin (RPO). Deutschland ist Reiseweltmeister und wird es 2010 voraussichtlich bleiben. Doch eine Studie zeigt: Die Schere zwischen denen, die unbekümmert in Urlaub fahren, und denen, die daheim bleiben und sparen müssen, ist 2009 weiter auseinander gegangen.

Fakten der Deutschen Tourismusanalyse 2010
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Fakten der Deutschen Tourismusanalyse 2010

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Foto: gms/ Jens Schierenbach

Dies geht aus der 26. Deutschen Tourismusanalyse der BAT Stiftung für Zukunftsfragen hervor, in der 4000 Bundesbürger ab 14 Jahren nach ihrem Urlaubsverhalten 2009 und ihrer Reiseabsicht für 2010 befragt wurden. Die Analyse wurde auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin vorgestellt.

"Die Reiselust der Bundesbürger ist ungebrochen und die Talsohle im Tourismus überwunden. Gleichwohl ist die Urlaubsreise kein Gut mehr für alle Bürger", fasst Tourismusexperte Dr. Ulrich Reinhardt die Ergebnisse der Studie zusammen.
Im Durchschnitt verreiste 2009 jeder zweite Bundesbürger fünf Tage oder länger. Damit lag die Reiseintensität auf demselben Niveau wie 2008. Doch aufgeschlüsselt nach Berufsgruppen zeigt sich eine deutliche Spaltung der Gesellschaft — ja nach Berufsgruppe und Geldbeutel der Reisenden.

Immer öfter Urlaub auf Balkonien

"Es hat sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in Mobile und Immobile herausgebildet. Die einen machen sich mehr Gedanken um Reiseziele als um das Reisebudget, während die anderen immer öfter rechnen und sparen müssen und ihren Urlaub oftmals auf Balkonien oder in Bad Meingarten verbringen", so Reinhardt.

So leisteten sich vier Fünftel aller Beamten eine Reise. Bei den Arbeitern waren es dagegen nur etwa halb so viele. Eine noch größere Kluft zeigt sich bei der Einteilung nach Einkommen: Die Besserverdienenden (Nettoeinkommen über 3500 Euro) verreisten ganz selbstverständlich in die Ferien. Für drei Viertel von ihnen ist die jährliche Reise fast obligatorisch. Zwei Fünftel dieser Einkommensgruppe gönnten sich 2009 sogar zwei und mehr Reisen. Davon können die Geringverdienenden (Haushaltsnettoeinkommen unter 1000 Euro) nur träumen: Nur jeder Fünfte konnte sich einen Urlaub leisten.

Die soziale Schichtung zeigt sich auch bei der Verweildauer am Urlaubsort. Betrug sie im Durchschnitt 2009 genau 13 Tage, so blieben junge Erwachsene nur etwa zehn Tage im Urlaub. Der Grund: Die jüngeren Reisenden hatten mit 790 Euro ein deutlich niedrigeres Budget zur Verfügung als die älteren. Der Durchschnitt lag 2009 bei 1038 Euro. Damit ist das Urlaubsbudget etwa auf dem Stand von 2004 (1025 Euro) geblieben. Das meiste Geld für den Urlaub geben kinderlosen Paare aus (1198 Euro), die zudem auch lange vor Ort bleiben (13,2 Tage).

Die deutsche Tourismusbranche kann insgesamt betrachtet allerdings aufatmen. Trotz Verunsicherung und Zukunftssorgen wollen die Deutschen auch 2010 ihrem Ruf als Reiseweltmeister wieder gerecht werden. 42 Prozent der Deutschen sitzen gedanklich bereits auf gepackten Koffern und planen fest, 2010 wenigstens eine Reise zu unternehmen. Jeder neunte Bürger (11 Prozent) will sogar zwei oder mehr Reisen in der kommenden Saison machen.

(qui/kpl)
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