Nach 24-stündiger Notfall-Landung Ryanair-Maschine von Passagieren gekapert und geplündert

Düsseldorf · Weil ihnen die Notlandung einer Ryanair-Maschine in Madrid auf dem Weg von Marokko nach Paris zu lange dauerte, nahmen die Passagiere kurzerhand die Crew als Geiseln und begannen Alkohol und Parfum zu stehlen. Die "barbarische Szene" musste von der Polizei gestoppt werden.

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Welche Auswirkungen es haben kann, wenn viele Menschen auf engem Raum sehr viel Zeit verbringen müssen, zeigte jetzt ein dramatisches Ereignis auf einem Ryanair-Flug von Rabat in Marokko nach Paris. Wie die englische Dailymail berichtet, musste der Billig-Flieger am Samstag in Madrid notlanden, nachdem ein Passagier an Bord ernsthaft erkrankt war.

Nachdem der Fluggast medizinisch versorgt war, konnte die Maschine zwar in Madrid wieder starten, allerdings war es zu spät für eine Landung in Paris. Dort war bereits das Nachtflugverbot in Kraft getreten. Stattdessen musste der Pilot in Nantes zwischenlanden, wo die 170 Passagiere die Nacht verbringen sollten.

Dass sich der als zweieinhalb Stunden angesetzte Flug plötzlich zu einer 24-stündigen Odyssee ohne Essen entwickelte, verkrafteten die Nerven der Passagiere allerdings nicht besonders gut. In Nantes angekommen, drehten sie durch. Ein Gepäck-Mitarbeiter sagte, die Fluggäste hätten sich "beinahe tierisch und barbarisch gegenüber dem Flugzeug, der Crew und dem Personal am Boden verhalten".

Sie waren müde, genervt und hungrig

Die Situation artete so sehr aus, dass die Polizei gerufen werden musste, um die Meute zu bändigen. Allerdings ohne Erfolg: Anstatt sich zu beruhigen, begannen die Randalierer die zollfreien Waren zu plündern. Zigaretten, Essen, Getränke, Parfum und "alles andere, irgendwie Wertvolle" sei gestohlen worden. "Unglückliche" und "ganz besonders respektlose Passagiere" hätten die Crew zugleich als Geiseln genommen.

Ein Mann sagte, er habe dem Personal am Boden oder der Polizei nichts vorzuwerfen, "sie waren alle sehr professionell", zitiert die Dailymail die französische Zeitung Metronews. Zugleich sagt der Passagier: "Ich bin kein Räuber und auch kein Geiselnehmer. Wir waren müde und genervt durch das schlechte Management. Wir waren durstig, hungrig und bekamen keinerlei Informationen über unser Schicksal." Die Beschlagnahmung der Getränke und des Essens sei eine Kompensation gewesen, sagte der Passagier weiter: "Nach sieben Stunden im Flugzeug — statt zweieinhalb — mussten die Leute einfach etwas essen.”

Nachdem die Polizei das Flugzeug geräumt hatte, wollte Ryanair wohl weiteren Ärger vermeiden und ließ die Passagiere nach einigen Stunden in einem Hotel mit Bussen nach Paris fahren, wo sie am Sonntagmorgen ankamen.

Sales und Marketing Managerin der Fluglinie, Henrike Schmidt, sagte dazu: "Ryanair entschuldigt sich bei allen Passagieren, die von dieser Verzögerung betroffen waren." Laut dpa-Informationen hat eine weitere Ryanair-Sprecherin am Dienstag in Dublin allerdings die Berichte dementiert: "Es hat keine Meuterei gegeben." Die Darstellung von Plünderungen bestätigte die Fluggesellschaft nicht. Die Passagiere hätten eine Hotel-Übernachtung bezahlt bekommen und seien am nächsten Morgen per Bus nach Paris Beauvais gebracht worden.

(ham)
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