Ökotourismus auf Borneo Stinke-Blume soll Touristen locken

Ulu Geroh (RPO). Ihre roten Blüten sind gigantisch und dienen den Einheimischen als Heilmittel. Die Riesenblumen im Dschungel von Borneo sind eine Rarität, doch sie haben ihre Schattenseiten. Sie stinken erbärmlich und sehen aus wie verwesendes Fleisch. Trotzdem soll die durch Abholzung bedrohte Rafflesia nun Touristen anlocken.

Geheimnisvolles Borneo
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Auf der Insel des Indonesischen Archipels werden Stammesmitglieder, die die ledrigen Blüten einst zur Produktion von Naturmedizin abernteten, zu Naturführern ausgebildet. Sie sollen die außergewöhnliche Pflanze schützen und den Urlaubern zeigen, wenn sie blüht.

Die Rafflesia verdankt ihren Namen dem britischen Entdecker Stamford Raffles, dem sie 1818 auf Borneo auffiel. Dort war sie lange als medizinisches Mittel begehrt. "Früher haben wir die Knospen gesammelt und sie an Händler verkauft", sagt Long Kadak, die zum Stamm der Semai gehört und in einem malerischen Dorf im Norden der Insel lebt. "Wir haben viele Säcke abtransportiert. Aber jetzt verkaufen wir keine mehr. Wir wollen, dass Touristen kommen und sie betrachten. Das bringt uns viel mehr Einkommen."

Long gehört zu rund einem Dutzend Naturführern, die den Besuchern der Insel die größten Rafflesien zeigen, aber auch bezaubernde Schmetterlingshaine und versteckte Wasserfälle. Das Ausbildungsprogramm habe vergessenes Wissen neu erschlossen, sagt die 51-jährige Witwe, während sie mit Touristen im Schlepptau einen steilen Dschungelpfad erklimmt. "Früher wussten nur die Alten, wo die Rafflesien wachsen. Junge Leute sind gar nicht mehr weit in den Regenwald hineingegangen." Vor allem sei jetzt allen klar, wie wertvoll die seltenen Pflanzen seien, sagt Long. "Wir müssen sie beschützen."

Das von der malaysischen Regierung initiiert Programm habe die Chancen für die Rafflesia verbessert, sagt Abdul Latiff Mohamad von der National University of Malaysia. Die Pflanze verfügt weder über Blätter noch Wurzeln und wächst als Parasit nur auf bestimmten Rebengewächsen in Teilen der tropischen Regenwälder von Indonesien, Malaysia, Thailand und den Philippinen. "Als wir begannen, die Rafflesia zu erforschen, wussten wir nicht viel - nur, dass manche Ureinwohner sie sammeln", sagt Mohamad. "Wir fürchteten vor zehn Jahren die Ausrottung, wenn das so weiter gegangen wäre."

Blüte mit einem Meter Durchmesser

Es ist unklar, wie viele Arten der Rafflesia es gibt, doch viele Experten gehen von 24 aus - wovon drei bereits ausgestorben sind. Ihre meist rötlich schimmernde Blüte braucht mehr als neun Monate, um sich zu entwickeln, ist dann aber nur für ein paar Tage zu sehen. Der Durchmesser erreicht bis zu einen Meter. Den aasigen Gestank haben nur bestimmte Arten, und auch er ist nur wenige Tage lang zu riechen. Er selbst habe den Geruch selten wahrgenommen, sagt der Wissenschafter Mohamad. "Die Fliegen haben zum Glück einen besseren Geruchssinn." Die Insekten werden von Farbe und Geruch zur Bestäubung angelockt.

Die Ursprünge des staatlichen Ausbildungsprogramms reichen zurück bis 1993, als der Mitarbeiter eines Nationalparks von Borneo die Anwohner bat, ihn auf offene Blüten hinzuweisen: Er wollte dann den Hotels Bescheid geben, damit die ihre Touristen schicken. Neben dem zusätzlichen Einkommen für die lokale Bevölkerung habe der staatliche geförderte Ökotourismus auch dazu geführt, dass die Rafflesien von den Einheimischen stärker geachtet würden, sagt Mohamad. In anderen Gegenden würden die Blüten aber noch säckeweise abgeerntet. "Das tut mir weh", sagt er. "Ich bin ein Wissenschaftler, und ich glaube nicht, dass wir das Recht haben, irgendetwas auszurotten."

Info:

Borneo: Borneo ist eine Insel im Indonesischen. Sie ist aufgeteilgt zwischen den drei Staaten Indonesien, Malaysia und Brunei. Mit einer Fläche von 751.936 Quadratkilometern ist sie nach Grönland und Neuguinea die drittgrößte Insel der Welt.

Klima: Im südlichen Teil Borneos gibt es keine ausgeprägte Regenzeit, im Norden gibt es zwei Regenperioden. Das Klima ist überwiegend tropisch-heiß.

Reisezeit: keine bestimmte Reisezeit, Niederschläge verteilen sich auf das ganze Jahr. Im Juli regnet es manchmal etwas weniger.

Anreise: Über die Flughäfen Jakarta oder Bali (Denpasar).

Einreise und Visum: Deutsche Staatsangehörige benötigen einen sechs Monate gültigen Reisepass und ein Visum. Es wird bei der Einreise durch die Behörden erteilt und kostet 25 Dollar für einen Aufenthalt bis zu 30 Tagen.

Gesundheit: Das Auswärtige Amt empfiehlt als sinnvollen Impfschutz: Schutz gegen Tetanus, Diphtherie, insbesondere auch Poliomyelitis und Hepatitis A, bei Langzeitaufenthalt über vier Wochen auch Hepatitis B, Tollwut, Japanisches Enzephalitis und Typhus. Ein hohes Malariarisiko besteht in tiefer gelegenen Gebieten von Borneo.

(AFP/mais)
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