Flugzeug, Bus oder Bahn? Womit Reisende gut ans Ziel kommen

Berlin · Bequem reisen und gleichzeitig wenig bezahlen? Mit dem richtigen Verkehrsmittel kommen Urlauber günstig und mit gutem Gewissen ans Ziel. Das sind die Vor- und Nachteile von Bahn, Bus und Flugzeug.

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Foto: dpa, dka soe axs

Eine Reise braucht Geduld. Da ist es angenehm, im Zug Musik zu hören oder im Bus Filme zu gucken. Beides schont die Umwelt und die Nerven. Besonders mit dem Fernbus lässt sich Geld sparen. Die Bahn punktet mit mehr Komfort. Welches Verkehrsmittel ist auf Kurzreisen die richtige Wahl?

Der wichtigste Faktor bei privaten Trips ist oft der Preis. Und hier ist die Fahrt mit dem Fernbus oft mit Abstand die preisgünstigste Variante, sagt Christian Winkler, Verkehrsforscher beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Der Bus lohnt sich vor allem bei kürzeren Verbindungen mit schlechten Flug- und Bahnangeboten - und für besonders preisbewusste Reisende, die für ein Schnäppchen eine längere Fahrt in Kauf nehmen.

Das Flugzeug ist dagegen das schnellste Verkehrsmittel - jedoch nur, wenn man die reine Flugzeit misst. Die Fahrt zum Flughafen, der Check-in, die Wartezeit am Gate machen das Fliegen zeitaufwendig.

Die Bahn habe sich das im vergangenen Jahr zunutze gemacht, sagt Winkler - mit dem neuen ICE-Sprinter zwischen Berlin und München. Die Neubaustrecke durch den Thüringer Wald hat die Fahrzeit zwischen beiden Metropolen von sechs Stunden auf 3:55 Stunden gesenkt. Die Sprinter halten unterwegs am Berliner Südkreuz, in Halle, Erfurt und Nürnberg. Zusätzlich fahren normale ICE mit häufigeren Stopps in 4:25 Stunden. Das Fliegen bietet hier keinen echten Zeitgewinn mehr.

Beim Fernbus kommt es darauf an: Auf einigen Strecken ist mit Staus zu rechnen, besonders wenn der Bus lange unterwegs ist. Dieser Faktor ist nicht so leicht zu kalkulieren. Wer Verspätungen vermeiden will, sollte sich vorher über die Route des Busses und die Verkehrslage informieren. Außerdem kann ein Fernbus bei Zielen im ländlichen Raum eine gute Alternative sein: Er bietet unter Umständen eine direkte Verbindung.

Neben den messbaren Faktoren Geld und Zeit sind noch andere, eher subjektive Bedürfnisse im Spiel. Der Reisende wünscht sich in der Regel möglichst wenig Stress. In der Bahn funktioniere das am besten mit einer Sitzplatzreservierung, sagt Verkehrspsychologin Andrea Häußler vom Tüv Süd in Stuttgart. Sie hält die Bahn generell für ein komfortables Verkehrsmittel: "Im Zug kann ich entspannen. Im ICE gibt es ein Bordrestaurant, die Kinder können rumlaufen."

Auch Reisebusse haben ihre Vorteile, wenn keine Staus oder Verspätungen dazwischenkommen. "Ich kann Filme gucken, surfen und abschalten", sagt Häußler. Kommt es allerdings beim Fernbus zur Verspätung, ist oft Warten im Freien angesagt. Wer mit viel Gepäck reisen will, ist oft mit der Bahn am besten bedient. In Flugzeugen und Fernbussen ist in der Regel nur ein Gepäckstück zugelassen. Wird das nicht vorher angemeldet, ist die Mitnahme nicht garantiert. Im Fernbus - etwa beim Marktführer Flixbus - ist das Zusatzgepäck sogar auf einen Koffer begrenzt.

Die Bahn ist mit Abstand das sicherste Verkehrsmittel, weiß Häußler. Darauf folgt das Flugzeug und - mit Abstand - das Auto. Abgesehen davon können gesundheitliche Faktoren entscheidend sein: Fliegen ist nicht für alle Menschen angenehm. "Durch den hohen Luftdruck und die trockene Luft trocknen die Schleimhäute aus, und die Infektionsgefahr steigt", sagt Häußler. Dazu kommen der weite Weg zum Flughafen und die Wartezeiten.

Ein grundsätzlicher Tipp für alle Verkehrsmittel lautet: Wer früh bucht, kann Geld sparen. Und: "Je weniger Flexibilität der Kunde akzeptiert, desto preiswerter wird seine Reise", sagt Falko Nordenholz vom Institut für Verkehrsforschung in Berlin.

Geht etwas schief, haben Kunden inzwischen bei allen Verkehrsmitteln einen Entschädigungsanspruch. "Bei allen Verkehrsträgern - also Flug, Bus, Bahn und Schiff - hat die EU den Verbraucherschutz in den vergangenen Jahren enorm durch gemeinsame Passagierrechte verbessert", bestätigt der Reiserechtler Ernst Führich aus Kempten.

Fluggesellschaften müssen bei Überbuchungen, Annullierungen oder Ankunftsverspätungen von mehr als drei Stunden zumutbare Ersatzflüge anbieten. Bei Ausfällen und Verspätungen haben Kunden Anspruch auf Ausgleichszahlungen von 250 bis 600 Euro, je nach Flugdistanz. Auf innerdeutschen Flügen sind es 250 Euro. Bei außergewöhnlichen Umständen wie Naturkatastrophen, Streik oder anderen Fällen von höherer Gewalt muss die Airline allerdings nicht zahlen.

Bei der Bahn gibt es ab 60 Minuten Verspätung am Zielort 25 Prozent des Fahrpreises zurück. Kommt der Zug mehr als 120 Minuten zu spät an, gibt es sogar 50 Prozent zurück. Zudem übernimmt die Bahn im Ernstfall eine Hotelübernachtung. Das gilt auch bei Sturm, technischen Defekten und höherer Gewalt.

Eine Erstattung im Fernbus gibt es ab 120 Minuten Verspätung - aber nur, wenn die Fahrt mehr als drei Stunden dauert. Wer in einen Ersatzbus steigt, verzichtet sogar auf seinen Entschädigungsanspruch. Teilweise erstatten die Unternehmen auch Geld für Verpflegung, Kleidung oder Hotelunterbringung.

Nicht zuletzt kann auch die Umwelt ein Entscheidungskriterium sein. Das Fliegen ist im Vergleich zu den anderen Verkehrsmitteln mit Abstand am schädlichsten. "Bin ich bereit, der Umwelt zuliebe meine persönlichen Reiseziele zu verändern?", sagt Häußler. Verkehrsforscher Winkler stellt fest: "Ob die Umweltwirkung bei der Entscheidung für oder gegen ein Verkehrsmittel eine Rolle spielt, hängt vor allem von der persönlichen Einstellung ab." Die Bahn verursacht beim aktuellen Strommix vergleichsweise wenig Treibhausgasemissionen pro Person und Kilometer. Noch sauberer ist ein voller Reisebus, zeigt eine Studie des Umweltbundesamtes.

(dpa/ham )
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