Von Krefeld nach Heidelberg Nostalgische Reise mit der Dampflok

Krefeld · Eine Fahrt mit der Dampflokomitive 01 1066 läßt die Herzen von Eisenbahnfreunden höher schlagen. Die nostalgische Eisenbahn ist nun zum ersten Mal von Krefeld nach Heidelberg gefahren - an Weinbergen und Burgen vorbei.

Langsam schnaufend fährt die 01 1066 in den Krefelder Hauptbahnhof ein. Es ist erst kurz vor 7 Uhr und dennoch haben sich Dutzende Schaulustige auf den Weg gemacht, um die größte noch in Betrieb befindliche Dampflokomotive Deutschlands zu sehen.

Die Eisenbahnfreunde zücken ihre Fotoapparate, nicht wenige haben sogar eine Kamera mit Stativ aufgebaut und filmen. Die Fans an der Strecke werden der Dampflok den ganzen Tag über treu bleiben. In welchen Bahnhof die 01 1066 auch einfährt, welche Brücke sie unterwegs auch passiert, überall wird sie bereits erwartet und freudig begrüßt, was Lokführer Sebastian Bauer stets mit einem langgezogenen Tuten erwidert.

Die neue alte Art zu reisen

Innen haben es sich die Passagiere inzwischen bequem gemacht. In den urigen Abteilen gibt es je sechs Sitzplätze. Der edle rote Lederbezug, historische Fotos und Spiegel bilden ein gemütliches Ambiente. Es ist die Entdeckung einer völlig neuen Art zu reisen, die genau genommen eine ganz alte ist. Es geht gemächlich zu, langsam ist die Lokomotive aber nicht. In der Spitze schafft es die mehr als 70 Jahre alte Lok auf 140 Stundenkilometern. Mit einem ICE kann das gute Stück zwar nicht mithalten, aber mit jedem Regionalzug nimmt es die 01 1066 noch locker auf.

Für viele Fahrgäste ist ohnehin der Weg das Ziel. "Es gibt natürlich viele Eisenbahnfans in Deutschland. Die Szene weiß immer genau, wann wir wo unterwegs sind", erklärt Burkhard Pick, Vorstand der Ulmer Eisenbahnfreunde, die den historischen Dampfschnellzug betreiben. Auch dieses Mal sind wieder viele Eisenbahnkenner an Bord. Sie stehen an den Fenstern, fachsimpeln und fotografieren.

Doch beschränkt sich die Zielgruppe der Museumsfahrten längst nicht mehr auf diese Klientel. "Wir wollen historische Eisenbahnen auf der Schiene erlebbar halten. Um möglichst viele Leute anzusprechen, setzten wir dabei auf einen Dreiklang. Das Erlebnis Dampflokfahrt kombinieren wir mit einer schönen Strecke und einem attraktiven Ziel", sagt Pick und freut sich, dass auch dieses Mal fast alle der 288 Sitzplätze in den fünf historischen Wagons aus den 1930er- bis 1960er-Jahren belegt sind.

Fahrt an Weinbergen und Burgen vorbei

Das Konzept Dampflok, Strecke und Ziel geht von der Fahrt von Krefeld nach Heidelberg voll auf. Kurz nach der nordrhein-westfälischen Landesgrenze beginnt der eindrucksvollste Streckenabschnitt. Die Fahrt geht durch das enge Mittelrheintal mit seinen Weinbergen und Burgen. Stundenlang gibt es immer wieder tolle Aussichten auf den Rhein und auf die einzigartige Landschaft. Nicht umsonst ist der Abschnitt zwischen Deutschem Eck bei Koblenz und dem Bingener Mäuseturm seit 2002 offizielles Weltkulturerbe der UNESCO. Zu den Städten und Sehenswürdigkeiten an der Strecke wie dem Loreleyfelsen oder Burg Pfalzgrafenstein, die auf einer Rheininsel liegt, liefert Judith Fritz von den Eisenbahnfreunden sorgfältig recherchierte Infos über die Lautsprechanlage in jedes Abteil.

Bevor die Rückfahrt auf der anderen Rheinseite noch einmal für neue Eindrücke und Blickwinkel sorgen wird, wartet erst einmal Heidelberg. Die kurpfälzische Residenzstadt ist ein gut gewähltes Ziel für einen Tagesausflug und auch bei internationalen Touristen sehr beliebt. Japaner und englischsprachige Gäste prägen das Erscheinungsbild an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Über der Kulisse der im zweiten Weltkrieg nicht zerstörten, historischen Altstadt mit ihren roten Dächern thront die mächtige Schlossruine. Ein Spaziergang über die alte Brücke, eine Schifffahrt über den Neckar oder einen Abstecher mit der Bergbahn, um auf dem Königstuhl eine wunderbare Aussicht zu genießen, gehören sicherlich zu den Höhepunkten der ältesten Universitätsstadt Deutschlands.

Überwiegend in Süddeutschland unterwegs

Als die Dampflok Stunden später wieder in den Krefelder Hauptbahnhof einfährt, ist es schon Nacht. Es war das erste Mal, dass der historische Dampfzug von Krefeld aus zu einer seiner Ausflugsfahrten gestartet ist. "Normalerweise sind wir überwiegend in Süddeutschland unterwegs. Der Transfer der Lok wäre schlichtweg zu teuer, schließlich machen all unsere Vereinsmitglieder ihre Arbeit ehrenamtlich", erklärt Lokführer und Vorstandsmitglied Sebastian Bauer.

Nur weil die Dampflok zuvor im Krefelder Eisenbahnwerk restauriert worden war, kam es zu der Möglichkeit, eine weitere Fahrt von dort anzubieten. Die Ulmer Eisenbahnfreunde sind mit der Resonanz zufrieden. "Wenn es die Rahmenbedingungen zulassen, werden wir in den nächsten Jahren noch einmal eine Sonderfahrt von Krefeld oder vom Niederrhein aus anbieten", stellt Bauer in Aussicht. Ein Angebot, das längst nicht nur Eisenbahnkenner im Auge behalten sollten.

(anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort