Ostseebad Sopot ist noch ein Geheimtipp Auf Europas längster Seebrücke

Sopot (RPO). Bewaldete Höhen auf der einen Seite, die Ostsee mit der längsten Seebrücke Europas auf der anderen: Der polnische Kurort Sopot an der Danziger Bucht gilt noch als Geheimtipp. Anfang des 20. Jahrhunderts amüsierten sich hier wie in Biarritz oder Livorno die Reichen und Schönen Europas.

Sopot, Polens Monte Carlo
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"Vor dem Zweiten Weltkrieg trug er wegen seines eleganten Spielcasinos und der Luxushotels den Beinamen Monte Carlo des Nordens", erzählt Boreslaw Podraszko, ein Urlauber aus Warschau. Damals, als die Stadt sich noch Zoppot schrieb, war sie ein bevorzugtes Ziel der Gutbetuchten. Heute können sich auch Normalbürger den Aufenthalt leisten.

"Das Klima ist sanft und mückenfrei, das Wasser klimabedingt wärmer als an anderen Ostseestränden", schwärmt Cezary Kozlowski, der neben Podraszko im Sand sitzt und sein Bier trinkt. Beide sehen von hier die Attraktion der Stadt: Mehr als 500 Meter weit ragt die hölzerne Seebrücke ins Meer, es ist die längste Europas. Etwa zwei Millionen Besucher kommen im Jahr hierher, ist von Tourismusmanagern zu hören.

Große Sehenswürdigkeiten darf der Besucher nicht erwarten, dafür aber eine sowohl familiäre als auch von Jugendlichen geprägte Atmosphäre an einem langen feinen Sandstrand. Wer Unterbrechungen mag, unternimmt einen Ausflug ins benachbarte Danzig (Gdansk). Die Fahrt mit der "Schnellen Stadtbahn" dauert eine knappe halbe Stunde. Der einstige Ordensrittersitz Marienburg - größter Backsteinbau und eine der mächtigsten Verteidigungsanlagen Europas - liegt etwa 60 Straßenkilometer entfernt.

"Sommerhauptstadt Polens" nennen die Sopoter ihren Badeort, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Prägung als "Kurort der Werktätigen" abgestreift hat. Zwei internationale Hotelketten managen die beiden großen Luxushotels in Strandnähe. Eines von ihnen ist das 1927 eröffnete traditionelle "Grand Hotel", in den früher viele Prominente übernachteten und sich auch jetzt finanzkräftige Gäste einfinden. Die meisten Urlauber aber nächtigen in einer der zahlreichen günstigen Unterkünfte.

Vom Kurort zum Spaßbad

Bereits 1823 gründete der Elsässer Johann Georg Haffner, der als Arzt in Diensten Napoleons gestanden hatte, den ersten Strandbadebetrieb mit Klima-Sanatorium. Auch heute gibt es Reha-Einrichtungen. Doch die Mehrzahl der Besucher in den Sommermonaten will Strandleben pur. Open-Air-Discos schließen manchmal erst mit Sonnenaufgang. In der 101 Jahre alten "Waldoper", finden jeden Sommer Musikfestivals statt. Sogar Elton John trat dort schon auf.

Zum Bummeln lädt die "Monciak" genannte Fußgängerzone ein, die durch die Stadt direkt zum Strand führt. Cafés, Restaurants, Imbisse und Boutiquen reihen sich hier in den renovierten Bürgerhäusern aneinander. Vor einem Gebäude bleiben alle Neuankömmlinge stehen: Es sieht aus wie eine zerquetschte Bierdose. "Betrunkenes Haus" nennen es die Einheimischen. Es soll an den Stil des spanischen Architekten Antonio Gaudí erinnern.

Der exzentrische Schauspieler Klaus Kinski (1926 - 1991), der es mit Filmen wie "Fitzcarraldo" oder "Nosferatu" zu Weltruhm brachte, kam in Sopot zur Welt. An ihn erinnert eine Gedenktafel, und in seinem Geburtshaus ist ein Pub seines Namens untergebracht. Filmplakate des Schauspielers hängen hier, und seine Filme werden vorgeführt.

Infos:

Polnisches Fremdenverkehrsamt, Kurfürstendamm 71, 10709 Berlin (Tel.: 030/210 09 20, E-Mail: info.de@polen.travel). Internet: Informationen der Stadtverwaltung Sopot (www.sopot.pl)

(dpa/mais)
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