Ferien im Leihzelt Feste Campingunterkünfte mieten

München · Der Hering will im sandigen Zeltplatzboden nicht halten, und wo ist eigentlich die Mittelstange hin? Camping kann Nerven kosten. Immer mehr Natururlauber reisen deshalb mit leichtem Gepäck und schlafen in Zelten, Hütten oder Wohnmobilen, die zum Platz gehören.

Camping leicht gemacht
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Ein nicht besonders luxuriöses Wohnmobil kostet 40 000 Euro - da kommt beim Besitzer schnell ein schlechtes Gewissen auf, wenn das Gefährt mal einen Sommer lang unbenutzt in der Garage steht. Und auch ein Urlaub im eigenen Zelt hat seine Tücken - vor allem beim Aufbau des mobilen Heims. Doch deshalb gleich auf das Camping-Gefühl verzichten?

In diese Kerbe schlagen Unternehmen, die Mietcamping anbieten. Eurocamp ist so eines. Die Kunden wollen das Naturerlebnis des Campens, aber ohne den Stress des Aufbauens eines Zeltes oder die Kosten der Anschaffung eines Wohnmobils. Zwischen 40 und 160 Euro zahlen drei Personen für einen Tag in einer Eurocamp-Unterkunft. Der Preis hängt unter anderem von der Reisezeit und dem gebuchten Quartier ab. Unterkommen können Mietcamper etwa in Zelten, Bungalows, kleinen Hütten oder Mobilheimen. Das Unternehmen mietet Standplätze auf verschiedenen Campingplätzen Europas, stellt seine Quartiere dort auf und vermietet sie an Touristen, erklärt Geschäftsführer Martin Rodenbeck.

"Das ist aber nicht die Regel", sagt Dirk Dunkelberg vom Deutschen Tourismusverband (DTV). Die meisten Mietunterkünfte gehören den Campingplatzbetreibern, die sie dann selbst an Urlauber vermieten. "Die Campingunternehmer lassen sich das eher ungern aus der Hand nehmen." Allerdings sei nur ein kleiner Anteil der Parzellen auf den Plätzen für Camper ohne eigenes Equipment reserviert, den Großteil belegten die klassischen Zelt-, Caravan- oder Wohnmobilbesitzer. In Deutschland sei das Phänomen des Mietcampings noch recht jung, sagt Viktoria Groß vom Deutschen Camping-Club (DCC). Vorbilder sind laut Dunkelberg vor allem die Benelux-Länder und Südeuropa, wo Campingplätze schon länger und in größerem Ausmaß Unterkünfte vermieten.

Während das Mietcamping zunimmt, geht die Zahl der Dauercamper zurück. Die aktuellsten Zahlen stammen aus einer Studie des Wirtschaftsministeriums zum Campingmarkt in Deutschland im Jahr 2009/10. Vergleichsdaten stammen aus einer Erhebung aus dem Jahr 2003. Demnach ist die Zahl der Dauerstandplätze pro Campingplatz in diesem Zeitraum um durchschnittlich knapp 8 Prozent gesunken, die der Mietunterkünfte um mehr als 15 Prozent gestiegen. Die Zahl der übrigen Plätze, der sogenannten Touristikstandplätze blieb fast konstant. Allerdings spielen Dauerstandplätze mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent an allen Standplätzen absolut gesehen noch immer eine deutlich größere Rolle als Mietunterkünfte mit einem Anteil von etwas mehr als 2 Prozent.

Das eine bedingt das andere zwar nicht, aber es profitiert davon. Das sagt Gunter Riechey, der Präsident des Bundesverbands der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD). Denn auf die ehemaligen Dauerstandplätze stellen heute viele Platzbetreiber Mietunterkünfte, sagt Dunkelberg. Die freigewordenen Plätze belegen laut Riechey außerdem einen weiteren Trend der Branche: Die einzelnen Standplätze werden größer. Eine Parzelle war noch vor einigen Jahren durchschnittlich 80 Quadratmeter groß, heute dagegen 120. "Das ist auch notwendig, um komfortabel ein 7 oder 8 Meter langes Wohnmobil zu stellen", sagt Riechey.

Kein übertriebener Luxus, die Natur vor der Haustür haben, aber trotzdem mit leichtem Gepäck reisen - was unterscheidet das Mietcamping vom Urlaub im Ferienhaus? Ein Hauptvorteil der gemieteten Campingunterkunft ist laut Groß die Natur. Direkt am Seeufer oder mitten im Wald - das gibt es ihrer Ansicht nach eben nur auf einem Campingplatz und nicht in Pensionen, Ferienhäusern oder Hotels. Der Grund: Die ersten Campingplätze entstanden in Deutschland in den 50er und 60er Jahren. Meistens waren die Betreiber Bauern, die Camper auf ihre schön gelegenen Wiesen ließen und sich damit ein Zubrot verdienten. "Ein Hotel hat oft nicht die Möglichkeit gehabt, einen Grund zu kaufen, der derart in der ersten Reihe ist."

Mietcamping sei außerdem eine gute Möglichkeit für Camper, die Gäste bekommen, sagt Dunkelberg. Großeltern, die ihre Kinder und Enkel auf dem Campingplatz besuchen, nächtigen entspannter im Mietquartier als bei der jungen Familie im Wohnmobil. Auch finanziell ist Mietcamping für viele vorteilhaft: Wer nur ab und zu campen will, mietet lieber, statt zu kaufen. Gleiches gilt laut Riechey für Urlauber, die nur ein Zelt haben, aber gelegentlich doch etwas mehr Komfort wollen. Außerdem sparen sie sich den Aufwand, einen Caravan zu transportieren, und damit auch die hohen Spritkosten. Auch wenn Camper, die nur einziehen statt aufzubauen, weniger mit sich herumschleppen müssen: Ganz so leicht wie beim Urlaub im Hotel oder im Ferienhaus darf das Reisegepäck von Mietcampern dann doch nicht sein. "Sie müssen sich gründlich informieren, wie die Unterkunft ausgestattet ist", rät Groß. Geschirr oder Schlafsack müssen Urlauber in Mietheime manchmal selber mitbringen. Zudem sollte man früh buchen. "Denn ein Platz hat meistens keine 50 Mietunterkünfte, sondern eher nur 5."

(dpa/jco)
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