Sonst wird's teuer Mietwagen früh buchen

München/Köln (RPO). Kleinere Flotten, höhere Preise: Die Finanzkrise wirkt sich noch immer auf die Mietwagen-Firmen aus. Vor allem in den Mittelmeerländern stehen wie schon im vergangenen Jahr deutlich weniger Autos zur Verfügung. Experten raten Urlaubern daher, schnell zu buchen.

Luxus-Mietwagen für jeden Geschmack
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Die Autohersteller geben nicht mehr so viele Rückkaufgarantien ab wie noch vor der Krise - mit der Folge, dass die Leihwagenanbieter weniger Wagen orderten. Die Situation in der Saison 2010 schätzen Experten nun ähnlich ein - allerdings mit weniger schweren Auswirkungen. Trotzdem raten sie dazu, Mietwagen so früh wie möglich zu buchen.

Vor allem auf der Iberischen Halbinsel seien auch 2010 deutlich weniger Leihwagen verfügbar, sagt Kai Sannwald, Geschäftsführer des Vermittlers Sunny Cars in München. Nach seiner Einschätzung sind es in Portugal wohl 20 Prozent und in Spanien sogar 30 Prozent weniger Autos als im Sommer 2008, als es noch keine Finanzkrise gab. Insbesondere Mallorca und die anderen Balearen steuerten auf neue Mietwagen-Engpässe zu: Auf dem spanischen Festland ließen sich Fahrzeuge schnell zum Beispiel von Alicante nach Barcelona bringen, "auf den Inseln ist man da nicht so flexibel". Gleiches gelte für die Kanarischen Inseln, auch wenn es diese "längst nicht so hart" treffe wie die Balearen.

Für Sannwald ist klar: Wer sich spät entschließt, laufe Gefahr, "entweder sehr hohe Preise zahlen zu müssen oder gar keinen Wagen mehr zu kriegen". Das gelte vor allem für Last-Minute-Urlauber, die erst im Juli oder August entscheiden, wohin ihre Reise geht. Wer sicher sein will, sollte sich frühzeitig um einen Wagen kümmern: "Sich die Flüge und die Finca langfristig sichern und den Mietwagen erst 14 Tage vorher reservieren - das ist nicht mehr empfehlenswert." Viele Touristen hätten das schon verinnerlicht: Die Zahl der Vorausbuchungen für den Sommer lag bei Sunny Cars von November bis Februar um fast ein Viertel über dem Vorjahreswert.

Andere Vermittler und Experten sehen die Situation nicht ganz so schwierig. Noch gebe es keine Hinweise darauf, dass es zu Engpässen in der Sommersaison kommen könnte, sagt Katrin Müllenbach-Schlimme vom ADAC in München. Dennoch sei es wichtig, Leihwagen früh zu buchen: "Sonst kann es passieren, dass es die Wunschkategorie bei den Fahrzeugen nicht mehr gibt". Auch Christian Mahnke, Chef des Marktbeobachters Billiger-Mietwagen.de aus Köln, sagt voraus: "Je später man bucht, desto teurer wird es" - auch wenn nicht davon auszugehen sei, dass sich die Situation vom Sommer 2009 wiederholt.

Preisschub im Sommer

Die Daten des Marktbeobachters zeigen für die beiden vergangenen Jahre einen interessanten Trend - zum Beispiel auf Mallorca. 2008 gab es dort verhältnismäßig stabile Preise für Mietwagen: Wer in den Monaten Januar bis Juni einen für den Sommer buchte, zahlte im Schnitt 20,83 bis 22,89 Euro pro Tag - die Schwankungen waren gering. Anfang 2009 kostete ein Fahrzeug für die Sommersaison nur noch 18,86 bis 19,00 Euro, bevor die Preise wieder knapp über 20 Euro stiegen. Im Juni 2009, also kurz vor der Saison, gab es dann aber einen klaren Preisschub: Im Schnitt kostete ein Mietwagen 34,36 Euro am Tag - was deutlich macht, dass die Nachfrage stärker wuchs als das Angebot.

In dieser Lage sind die Mietwagenfirmen letztlich immer noch. Die Finanzierung von Leihwagen bleibe auch 2010 ein Problem, stellt der Vermittler Holiday Autos in München fest. Dennoch bestehe kein Grund, Panik zu verbreiten, sagt Geschäftsführerin Anna Wolfsteiner. Es werde zwar zu Engpässen kommen, "aber nicht in dem Maße wie 2009".

Die Verbraucher hätten aus der Situation gelernt, und zwar selbst da, wo es nicht erforderlich scheint, ist Wolfsteiners Beobachtung: "Wir haben zum Beispiel starke Mietwagen-Vorausbuchungen für die USA, wie es sie früher nicht gab" - denn in den USA werden Mietwagen eher kurzfristig reserviert. Dies wäre auch heute noch okay, weil unter anderem die Inlandsnachfrage nach Leihwagen stark zurückgegangen ist. Trotzdem buchten die USA-Touristen ihren Mietwagen jetzt frühzeitig.

Die kleiner gewordenen Leihwagenflotten am Mittelmeer wiederum führen dazu, dass die Preise hoch bleiben - auch für Touristen, die sich schon jetzt das Fahrzeug für den Sommer sichern. Auf Mallorca zum Beispiel mussten Urlauber, die von Januar bis März 2010 einen Wagen für die Sommermonate buchten, laut Billiger-mietwagen.de im Schnitt 31,19 bis 34,49 Euro pro Tag zahlen - das waren um rund zwei Drittel höhere Preise als im gleichen Vorjahreszeitraum. Diese höheren Tarife ließen zugleich die Nachfrage sinken, sagt Mahnke. Für Last-Minute-Kunden könne es im Sommer dennoch "wieder knapp werden".

Und auf eines müssten sich Urlauber in jedem Fall einstellen, sagt Sunny-Cars-Chef Sannwald voraus: Leihwagen bleiben tendenziell länger als früher in den Flotten der Vermieter, weil sie sich nicht mehr so leicht an die Hersteller zurückgeben lassen. "Die Zeiten, in denen man sich ziemlich darauf verlassen konnte, dass ein Auto keine 10 000 Kilometer drauf hatte, sind definitiv vorbei." Stattdessen trenne sich unter den Verleihern die Spreu vom Weizen: "Etablierte Anbieter werden versuchen, ihr Qualitätsversprechen trotzdem zu halten." Die Leihfahrzeuge seien dann zwar älter - aber weiterhin gut in Schuss.

(tmn/mais)
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