Infektionsgefahr Warum Sie im Flugzeug nicht am Gang sitzen sollten

Düsseldorf · Der Gangplatz ist bei Reisenden, die sich zwischendurch die Beine vertreten möchten besonders beliebt. Zugleich ist er aber auch der gefährlichste Platz im Flieger, gibt ein US-Forscher jetzt zu bedenken. Denn nirgends sonst sei die Ansteckungsgefahr so hoch. Eine Erklärung.

Flugzeug: Lieber nicht am Gang sitzen
Foto: Shutterstock.com/ StudioSmart

Große Ausbrüche gefährlicher Krankheiten wie Ebola oder auch SARS versetzen Flugreisende immer wieder in Sorge: Kann man beruhigt ins Flugzeug steigen, oder muss man damit rechnen, sich anzustecken? Der Mikrobiologe Charles Gerba von der University of Arizona in Tucson sagt, das hängt insbesondere vom Sitzplatz ab.

Vor allem der Gangplatz birgt laut dem Experten ein gesundheitliches Risiko. Passagiere, die hier sitzen, kommen insgesamt wesentlich häufiger mit anderen Reisenden - und entsprechend mit mehr Viren und Bakterien - in Kontakt. Zudem zirkuliere die Atemluft im Flugzeug nicht gleichmäßig, sondern würde vor allem von oben nach unten gedrückt. Passagiere auf dem Gangplatz atmeten deshalb insbesondere die Atemluft der vorbeigehenden Reisenden ein.

Als Beispiel gab er einen Flug aus dem Jahr 2008 an. Damals steckten sich auf dem Weg von Boston nach Los Angeles mehrere Passagiere mit dem Norovirus an. In der Folge erlitten so viele Reisende Erbrechen und Durchfall, dass das Flugzeug in Chicago notlanden musste. Wie eine spätere Untersuchung des Gesundheitsamtes zeigte, hatten sich vor allem jene Passagiere angesteckt, die am Gang gesessen hatten. Gerba weist in dem Interview auf dem Wissenschaftsblog io9.com auch daraufhin, dass die vorbeigehenden Passagiere auch häufig Teile des Sitzes berühren und somit ebenfalls Bakterien hinterlassen. Als eine weitere Keimstätte nennt er die Flugzeugtoiletten und deren Waschbecken, die häufig so klein seien, dass gerade Menschen mit großen Händen auf das Waschen verzichten würden.

Dass gerade dieses Anfassen in Flugzeugen zu Bakterienrückständen führt, erklärten US-Forscher auch auf der Jahreskonferenz für Mikrobiologie. Bei Tests fanden die Wissenschaftler heraus, dass das Darmbakterium E.coli bis zu vier Tage lang an einer Armlehne nachzuweisen war. Der als Krankenhauskeim bekannte Keim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) haftete demnach bei Untersuchungen sogar bis zu einer Woche an der Tasche auf der Rückseite eines Flugzeugsitzes. Er kann schwere bis tödliche Infektionen verursachen und ist gegen die meisten gängigen Antibiotika resistent.

Den besten hygienischen Schutz bieten laut Gerba Desinfektionstücher oder Gels, die Passagiere mehrfach während eines Fluges nutzen sollten, und der Platz am Fenster, denn dort sammelten sich im Verhältnis noch am wenigsten Keime.

(ham )
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