Hintergrund Was Sie über Fernbusreisen wissen sollten
Am 1. Januar 2013 ist ein 80 Jahres altes Monopol im Personenbeförderungsgesetz gefallen. Nun dürfen auch private Busunternehmen Linien-Verbindungen zwischen großen deutschen Städten anbieten. Wir sagen Ihnen, was der Wechsel von der Schiene auf die Straße kostet, für wen sich das neue Angebot lohnt und welche Verbindungen es schon gibt.
Sind Tickets für Reisen mit Fernbussen billiger als Bahnticktes?
Ja, grundsätzlich sind die Tickets für Reisen mit Fernbus bei allen Verbindungen günstiger, bei Erwachsenenkarten ohne Ermäßigung im Schnitt um die 50 Prozent. Eine Fahrt von Düsseldorf nach Freiburg beispielsweise kostet beim Anbieter meinfernbus.de für einen Erwachsenen je nach Uhrzeit rund 20 Euro pro Strecke. Eine Bahnkarte (mit dem ICE) kostet in der Regel mindestens 79 Euro. Die Fahrt mit der Deutschen Bahn dauert bis viereinhalb Stunden und beinhaltet ein- oder zweimaliges Umsteigen. Der Bus braucht für die Strecke zwischen Düsseldorf und Freiburg sechseinhalb Stunden - vorausgesetzt die Straßen sind frei. Und wie bei sonstigen Ticket-Buchungen gilt auch beim Fernbus: Je früher man bucht, desto günstiger wird es.
Für wen lohnt sich das neue Fernbus-Angebot?
Den klassischen Fernbus-Reisenden gibt es noch nicht. Wochenend- und Berufspendler, die es eilig haben, nach Hause zu kommen und weniger aufs Geld achten müssen, werden wohl auch in Zukunft auf die Bahn setzen oder bei längeren Strecken, wie etwa von München nach Hamburg, fliegen. Für Jugendliche, Studenten und Gruppenreisende ist die neue Möglichkeit aber sehr attraktiv. Auch bei einer Städtereise kann mit der Anreise per Fernbus noch den ein oder anderen Euro sparen.
Wie sieht das Streckennetz bei den Fernbussen aus?
Bisher ist das Fernbus-Streckennetz noch nicht flächendeckend, hier ist die Bahn, die auch in kleineren Städten Bahnhöfe hat, noch klar im Vorteil. Verkehrsexperten schätzen jedoch, dass das Fernbusnetz, abhängig vom Erfolg des Angebots, nach und nach dichter wird. Immer mehr Busunternehmen steigen in den Mark ein. In NRW werden neben den Standorten Köln und Düsseldorf nun auch kleinere Haltestellen angefahren. Strecken bis 50 Kilometer dürfen auch weiterhin nicht von Fernbussen befahren werden.
Wie steht es um den Komfort bei den Fernbussen?
Hinsichtlich der Sauberkeit müssen sich die Fernbusse nicht hinter der Bahn verstecken. In der Bahn ist allerdings etwas mehr Beinfreiheit vorhanden als im Reisebus. Meinfernbus.de bietet eine kostenlosen W-Lan Zugang. Snacks und Getränke gibt es dort gegen Aufpreis. In den meisten Reisebussen herrscht Anschnallpflicht, die aber nicht auf Kosten der Bequemlichkeit geht. Die Tickets für die Fahrt können, neben der frühzeitigen Buchung im Internet, in der Regel beim Fahrer gekauft werden. Ein praktischer Service, zumal der Kauf beim Fahrer sicher einfacher vonstattengeht, als etwa beim Ticketautomaten der Bahn. Neben einem Handgepäck dürfen bei bei Meinfernbus.de zwei Gepäckstücke mit einer Maximalgröße von 67 x 50 x 27 cm mitgenommen werden.
Welche Anbieter gibt es?
Die beiden privaten Unternehmen Meinfernbus.de und deinBus.de sind relativ junge Firmen und bieten weiterhin echte Schnäppchenpreise an. Neben den festen Verbindungen bietet deinbus.de noch ein weiteres Konzept ähnlich der Mitfahrzentrale: Hier kann man ein Gruppe für eine bestimmte Verbindung gründen und Mitfahrer suchen. Sind genügend Mitfahrer vorhanden, kümmert sich meinfernbus.de um die Organisation. Der größte Anbieter von fernbus-Reisen ist BerlinLinienBus, eine Tochter der Deutschen Bahn und ein Zusammenschluss mehrerer Busunternehmen. Da Bus-Fernreisen nach Berlin auch schon vor der Öffnung des Marktes erlaubt waren, sind Verbindungen nach Berlin bei weitem am häufigsten. Ausländische Anbieter wie National Express (England) oder Veolia (Frankreich) zögern noch, in den deutschen Markt einzusteigen. Die deutsche Post und der ADAC haben 2014 ein gemeinsames Fernbus-Unternehmen gegründet, den ADAC Postbus.
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