Reisebüro oder Internet? Wo man am besten eine Pauschalreise bucht

Berlin · Flüge und Hotels werden von vielen Reisenden längst über das Internet gebucht. Doch das gilt mittlerweile auch für die Pauschalreise. Doch welcher Buchungsweg ist besser - online oder im Reisebüro? Beide Varianten haben ihre Vorteile.

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Foto: shutterstock/ Samot

Vor nicht allzu langer Zeit galt die Pauschalreise als Domäne des Reisebüros. Preis- und sicherheitsbewusste Urlauber buchten dort bei einer Tasse Kaffee ihre Pakete, die mindestens aus Flug, Unterkunft und Flughafen-Transfer enthalten - ob zwei Hotelwochen auf Mallorca oder Cluburlaub auf Kreta. Mit dem Einzug des Internets in die Haushalte haben die Reisevermittler mächtige Konkurrenz erhalten. Nicht mehr nur bei der Buchung einzelner Reisebausteine, sondern auch beim Reisebüroklassiker Pauschalreise.

Die Pauschalreise ist ein Erfolgsmodell und wurde bereits 1841 vom Tourismus-Pionier Thomas Cook erfunden. Der Kunde profitiert von den Einkaufskonditionen der Veranstalter und dem deshalb meist günstigeren Preis gegenüber der Buchung einzelner Bausteine. Das Pauschalreiserecht sichert ihn für den Fall einer Insolvenz des Anbieters ab, obendrein vermittelt ein Reiseleiter vor Ort Sicherheit. Ein Rundum-Sorglos-Paket.

28 Millionen Pauschalreisen pro Jahr

Pro Jahr werden in Deutschland rund 28 Millionen Pauschalreisen gebucht, hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen ermittelt. Nach wie vor sind sie damit die bedeutendste Organisationsform des Urlaubs. Und noch sind die mehr als 9000 Reisebüros die wichtigsten Buchungsstellen deutscher Pauschalurlauber. Doch selbst getätigte Onlinebuchungen nehmen zu. Machten sie 2005 nur 11 Prozent aller Reisebuchungen aus, waren es 2014 bereits 35 Prozent. Tendenz steigend. Tourismusforscher rechnen damit, dass schon vor 2020 die Mehrheit der Urlaube online gebucht wird.

Wo liegen heute die Vor- und Nachteile der beiden Buchungswege? Thomas Dippe von der Allianz selbständiger Reiseunternehmen (asr) und Inhaber eines Reisebüros in Potsdam schlägt natürlich eine Bresche für den klassischen Weg: "In den Reisebüros werden die Kunden von fachkompetenten Mitarbeitern beraten." Selbst reiseerprobte Kunden könnten "weit über das Maß der Onlineangebote" betreut werden. Klar ist: Beratung gibt es online nicht. Wer ein passendes Urlaubsangebot finden will, muss es selbst finden.

David Armstrong aus der Geschäftsführung des Schnäppchenportals Urlaubspiraten preist dagegen die riesige Angebotspalette bei der Onlinebuchung einer Pauschalreise an. Außerdem könnten Kunden rund um die Uhr buchen und von jedem beliebigen Ort auf Angebote zugreifen. Metasuchmaschinen durchsuchten mehrere Portale und lieferten Nutzern inzwischen einen übersichtlichen und unabhängigen Überblick.

Gibt es preisliche Unterschiede je nach Buchungsweg?

Könnte der Preis ein Argument sein? Dass Pauschalreisen im Internet günstiger zu bekommen sind, ist eine falsche Vermutung. "Der Preis für die identische Veranstalterreise ist überall der gleiche, egal ob im Internet bei einem Online-Reiseportal, auf der Webseite des Reiseveranstalters, im Reisebüro oder im TV-Shoppingkanal", erklärt Sibylle Zeuch, Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV). "Das schreibt das deutsche Handelsgesetzbuch vor."

Die Stiftung Warentest hat das 2015 kontrolliert. Innerhalb von zwei Stunden nach der Beratung im Reisebüro suchten die Tester die Preise für die Reisen im Internet und fanden keine Unterschiede. Die Logik dahinter: Reisebüros und Onlineanbieter greifen auf dieselben Datenbanken der Veranstalter zurück.

Genau hinschauen und mitdenken sollten angehende Urlauber hier wie dort: Online werden beispielsweise geschickt Reiseversicherungen untergejubelt und als zusätzlicher Posten auf den Reisepreis aufgeschlagen. Seriöse Portale haben laut Verband Internet Reisevertrieb (VIR) mindestens Impressum, AGBs, ihre Rechtsform und die Handelsregisternummer veröffentlicht.

Doch auch im Reisebüro geht es nicht immer transparent zu: Die Mitarbeiter können Reisen anpreisen, die eine höhere Provision einbringen, selbst wenn es günstigere vergleichbare Angebote gibt. Onliner David Armstrong sagt: "Nicht jedes Reisebüro bietet eine vom Reiseveranstalter unabhängige Beratung an."

Die rechtlichen Ansprüche sind immer gleich

Egal ob online oder im Reisebüro gebucht - rechtliche Unterschiede gibt es bei der Pauschalreise nicht. Die 2015 erlassene EU-Richtlinie zum Rechtsschutz von Pauschalreisen unterstreicht die Gleichstellung. "Treten Mängel auf, ist immer der Veranstalter der Ansprechpartner", sagt Armstrong. "Der Buchungsweg ist nicht entscheidend."

Viele Pauschalreisende fühlen sich sicherer, wenn sie sich erst online informieren, aber dann doch im Reisebüro buchen. Das sei durchaus üblich, bestätigt Thomas Dippe. "Neben dem Katalog ist das Internet für viele die zentrale Informationsquelle für die Planung", sagt Sibylle Zeuch vom DRV. Da aber immer mehr Angebote auf den Markt kämen, könne das Netz nur eine erste Orientierung bieten. Die "Lotsen" seien hier die Reisebüromitarbeiter.

Noch haben die Reisebüros die Nase vorn. Nur 37 Prozent derer, die sich im Internet über eine Pauschalreise informieren, buchen auch dort. Der Anteil dürfte sich aber weiter zugunsten der Internetanbieter verschieben. Die Kunden entwickeln sich.

Für immer mehr wird der Umgang mit Online-Quellen selbstverständlich, Erfahrungen anderer Reisender sind frei verfügbar. Schnell und unkompliziert finden Reisewillige Foren-Einträge, Berichte, Videos oder Fotos anderer Urlauber. Spezielle Bewertungsportale geben Hinweise und helfen bei der Entscheidung. Der Urlauber wird quasi selbst zum Reisespezialisten - wenn er will.

Andererseits dürfte es auch in Zukunft Menschen geben, die ein Gesicht hinter ihrer Buchung schätzen. Und die Mitarbeiter im Reisebüro greifen meist auf viel Erfahrung zurück. "Sie sind in der Lage herauszufinden, was der Kunde wirklich will", glaubt deshalb Reisebürochef Thomas Dippe.

(dpa)
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