Rom Rom putzt sich fürs Heilige Jahr heraus

Rom · Vor dem Ansturm der rund elf Millionen Pilger werden Straßen repariert und Grünanlagen erweitert.

Spät, vielleicht aber noch nicht zu spät hat in Rom der erwartete Bauboom zum Heiligen Jahr eingesetzt. Straßen werden aufgerissen und repariert, Bürgersteige erweitert, Parks und Grünanlagen gereinigt. Vor allem im Umkreis der großen Basiliken - Lateran, Maria Maggiore und Petersdom - sind Baustellen und Umleitungen eingerichtet, ebenso entlang der alten und modernen Pilgerwege zum Vatikan.

Unterdessen korrigiert die Stadt Rom ihre bisherigen Schätzungen von 30 Millionen Pilgern nach unten. In den vergangenen Heiligen Jahren sei stets die Zahl der Pilger gestiegen, während die der normalen Touristen zurückging, sagte der für die Vorbereitung zuständige Stadtpräfekt Franco Gabrielli. Zum bevorstehenden "Jubiläum der Barmherzigkeit" dürfte der Einbruch im klassischen Tourismus nicht durch die Heilig-Jahr-Besucher ausgeglichen werden, sagte er. Seine jüngsten Expertisen sprächen von täglich 30.000 Ankommenden - und die könne die Vier-Millionen-Metropole gut verkraften. Unter dem Strich käme man damit auf gerade elf Millionen Besucher, rechnet Gabrielli. Der Vatikan hat sich an allen bisherigen Zahlenspekulationen nicht beteiligt. Die Organisatoren vom Rat zur Neuevangelisierung werben dafür, das Jubiläum der Barmherzigkeit nicht nur in Rom, sondern dezentral in allen Diözesen weltweit zu begehen. Dennoch wissen sie um den Rom-Effekt und um die Anziehungskraft von Papst Franziskus. Zu einigen Großereignissen könne man sich bis zu eine Million Teilnehmer vorstellen.

Eine besondere Attraktion, gerade für Pilger aus Süditalien, wird mit Beginn der Fastenzeit 2016 die Ausstellung der Reliquien von Pater Pio (1887-1968) im Petersdom sein. Rätsel gibt es noch um die Jubiläumsfeier für die Mitarbeiter katholischer Hilfsorganisationen am 4. September 2016, dem "Gedenktag der seligen Mutter Teresa von Kalkutta", wie das offizielle Programm lapidar vermerkt. Inzwischen verdichten sich Spekulationen, dass die albanische Friedensnobelpreisträgerin an diesem Tag heiliggesprochen werden könnte. Bestandteil des Heilig-Jahr-Programms sind aber auch der Weltjugendtag Ende Juli in Krakau und das Treffen für die 13- bis 16-Jährigen am 24. April, zu denen ebenfalls ein großer Andrang erwartet wird.

Mehr Sorge als allzu hohe Besucherzahlen und offene Baustellen bereitet dem Stadtpräfekten aber die Sicherheitslage. "Es ist das erste Heilige Jahr in der Ära des ,Islamischen Staates'", wird Gabrielli von der Zeitung "La Repubblica" zitiert. Der IS habe auch das Christentum, den Vatikan und Rom insgesamt im Visier. Seit Fotomontagen mit der gehissten schwarzen IS-Flagge auf dem Obelisken des Petersplatzes und dem Kolosseum im Internet und in der IS-Zeitschrift "Dabiq" erschienen, hat Italien die Polizei- und Militärpräsenz an neuralgischen Punkten der Stadt verstärkt. Für die Dauer des Heiligen Jahres sollen zusätzliche 1500 Soldaten in Rom für Sicherheit sorgen. Per Dekret hat die Regierung zudem 5000 neue Stellen für Carabinieri, Polizisten und Finanzpolizisten geschaffen, von denen auch das Heilige Jahr profitieren soll. 45 Millionen Euro stünden für die Ausstattung mit Autos, Kameras und Metalldetektoren bereit.

(kna)
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