Rietschen Rückkehr über die Muskauer Heide

Rietschen · In knapp 20 Jahren ist die Population von zwei Wölfen auf zehn Rudel und zwei Paare angewachsen.

Der erste Wolf wurde 1996 auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in der Muskauer Heide gesichtet. Zwei Jahre später waren dort bereits zwei Wölfe entdeckt worden. Wiederum zwei Jahre später konnte das erste Rudel mit mindestens vier Welpen nachgewiesen werden. Die Elterntiere des Muskauer Heide-Rudels bekamen 2001 vermutlich zwei weitere Welpen. 2005 ging aus diesem ersten Rudel in seinem westlichen Territorium das Nochtener Rudel hervor. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits ein zweites Rudel. Im Laufe der Jahre dockten weitere dieser Familienverbände an, so dass aktuell nach Angaben des Kontaktbüros Wolfsregion Lausitz in Rietschen (Landkreis Görlitz) in der sächsischen Oberlausitz zehn Wolfsrudel und zwei Wolfspaare bestätigt sind.

Inzwischen fühlen sich die Tiere aber auch in der südbrandenburgischen Niederlausitz, in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen und Sachsen-Anhalt wohl. Auch in Baden-Württemberg wurde jetzt ein Wolf nachgewiesen, nachdem die DNA eines Kadavers untersucht worden war. 24 Wolfsrudel vermuten Experten mittlerweile deutschlandweit, deren Begründer oder Vorfahren allesamt aus der Lausitz kommen.

Größter Feind der Wölfe ist der Verkehr. 2013 und 2014 wurden, ebenfalls laut Kontaktbüro, jeweils vier Tiere überfahren. Obwohl der Wolf geschützt ist, wurden vergangenes Jahr in Sachsen zwei Wölfe geschossen. Auf brandenburgischer Seite wurden 2014 zwei erschossene Wölfe mit abgetrenntem Kopf aufgefunden - im August im Naturschutzgebiet Lieberoser Heide nahe Cottbus an einer Bundesstraße, im Dezember bei Hirschfeld im Landkreis Elbe-Elster.

Andererseits beklagen Nutztierhalter Verluste. 92 Nutztiere, meist Schafe, rissen Wölfe 2014 in Sachsen, 35 mehr als im Vorjahr, so das Kontaktbüro. Mindestens zwei Drittel dieser Vorfälle ereigneten sich jedoch in Gebieten, in denen sich neue Rudel gebildet haben und Nutztierhalter nicht ausreichend vorbereitet waren auf die Ankunft des Wolfs. Viele Tiere seien nur unzureichend geschützt gewesen, Schafe nur angepflockt. Für Wölfe sei das eine Einladung. Nutztierhalter bekommen den Bau von Schutzzäunen oder die Anschaffung von Herdenschutzhunden gefördert.

(dpr)
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