Souk-Touren Schöner shoppen in Marrakesch

Marrakesch bleibt en vogue. Nicht nur für viele Promis, Künstler und Designer, die im "St. Tropez des Orients" entspannen und sich inspirieren lassen. Die Stadt ist zudem ein Shopping-Mekka. Ein Streifzug durch die Souks.

Schöner shoppen in Marrakesch
Foto: Shutterstock/Posztos

Angelina Jolie kann einem leidtun. Zu gern hätte sie in Marrakesch getan, was alle Frauen lieben: auf Einkaufstour die Souks durchkämmen. Aber wie hätte das ausgesehen? Kreischende Touristen, die ein gemeinsames Foto wollen? Angelina schickte ihren Butler. Dieser 20-Hektar-Basar ist der größte Marokkos und liegt am Rande des Platzes Djemaa El Fna mit seinen Garküchen, Schlangenbeschwörern, Akrobaten, Gauklern und Wahrsagern.

Normalsterbliche haben es leichter. Geduld und sportlicher Ehrgeiz beim Handeln sind dennoch nötig. Gut, wenn man einen Kenner wie Peter Bergmann dabei hat. Der 66-jährige Däne lebt seit mehr als 40 Jahren in Marrakesch, führt den Riad Ifoulki als familiäres Domizil und war früher selbst Antiquitätenhändler. Auf der überdachten Hauptgasse Rue Souk Semarine dringen wir ein ins Labyrinth der Läden und Werkstätten.

Der Basar teilt sich in Quartiere für Textilien, Schmuck, Lederprodukte, Holzarbeiten, Gewürze, Teppiche und Eisenwaren. Eselkarren, Mopeds und Fußgänger drängen aneinander vorbei. Stimmengewirr dringt durch Hufschläge und Karrengeratter. In einer ruhigeren Gasse steuern wir einen winzigen Laden an. Bis unter die Decke stapeln sich bunte Tücher und Schals. Erst mal mäßig beeindruckt tun, hatte Peter mir eingeschärft.

Basarkrämer sind Menschenkenner, sie lesen in Blicken und Gesten. Der Mittvierziger legt mir den Stoff um die Schultern, lobt den fließenden Fall: "Für Sie, Madame, kostet der Schal heute nur 300 Dirham." Was ungefähr 30 Euro entspricht. "Oh, das ist viel mehr, als ich ausgeben wollte", entgegne ich bekümmert. "70 Dirham wären akzeptabel." Der Händler reißt die Augen auf: "Madame! Das ist handgewebt. Hier, nehmen Sie einen Tee, schauen Sie sich das kostbare Stück in Ruhe an." Die Verkäufer arbeiten mit Theatralik, schaffen eine nette Atmosphäre. So meldet sich beim Kunden sein schlechtes Gewissen, wenn er ohne Einkauf geht. "Naja, 90 Dirham wären okay." Der Händler seufzt, legt die Stirn in Falten: "150 Dirham. Das ist ruinös, aber der Schal ist wie für Sie geschaffen." Für 100 Dirham wandert das Tuch schließlich in meine Tasche.

Der Mann strahlt, er hat ein blendendes Geschäft gemacht. Wir schlendern weiter, Peter erklärt das Zahl-Prinzip: "Als Tourist wird man so eingeschätzt, dass man mehr zahlen kann als ein Einheimischer. Wenn Lederpantoffeln 120 Dirham kosten, also zwölf Euro, ist das auch in Ordnung. Man sollte überlegen, wer an der Ware verdienen muss: etwa der Schafzüchter, der Gerber, der Färber, der Händler."

Wir kommen zu Schnitzereien aus gemasertem Thujaholz. "Man findet immer etwas Besseres", bemerkt Peter. Trotzdem lohnt es sich, bei Gefallen sofort zuzugreifen: Den einen Laden, in dem man ein besonderes Teil entdeckt hat, findet man eh nicht wieder. Nach drei Stunden verrät mir Peter bei einem frisch gepressten Orangensaft, wie Promis einkaufen, wenn sie nicht im Hotel bleiben: "In Läden bitten sie um einen Termin nach Geschäftsschluss." Zum Beispiel bei "Aya's", der besten Adresse für maßgeschneiderte Kaftane in der Gasse Derb Jedid Bab Mellah. Sarah Jessica Parker, Julia Roberts und Tom Hanks wurden hier fündig. Aber mal ehrlich: Den geforderten Preis zu zahlen, ohne zu handeln? Das Luxusleben der Stars ist manchmal ziemlich öde.

(RP)
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