Ein Jahr Fernbusse in NRW "Ich denke, das werde ich öfter machen"

Köln/Dortmund · Seit gut einem Jahr fahren in NRW Fernbusse im innerdeutschen Verkehr. 42 Linien führen durch das Land. So ruhig wie auf Schienen reist man auf der Autobahn nicht. Dennoch fällt eine ersten Bilanz positiv aus. Viele Kunden sind zufrieden.

 Anbieter von Reisen mit Fernbussen gibt es überall in Deutschalnd. Dieser Bus macht sich gerade auf die Reise von Hannover nach Hamburg.

Anbieter von Reisen mit Fernbussen gibt es überall in Deutschalnd. Dieser Bus macht sich gerade auf die Reise von Hannover nach Hamburg.

Foto: dpa, Christoph Schmidt

Der Sitz wippt auf und ab, die Beine lassen sich nicht ganz ausstrecken. Bequem gepolstert ist der Platz dennoch. Mit einem Fernbus von ADAC und Post geht es quer durch Nordrhein-Westfalen: von Köln über Essen nach Dortmund. Andere Anbieter in NRW sind etwa MeinFernbus, FlixBus oder City2City.

Zum Jahresbeginn 2013 hatte die Bundesregierung das ursprünglich zum Schutz der Bahnverbindungen eingerichtete innerdeutsche Fernbusverbot aufgehoben. Seitdem entstanden 80 innerdeutsche Linien, 42 davon führen durch NRW, wie aus einer Studie des Berliner Iges-Instituts hervorgeht. Sie ist in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Omniubusunternehmen entstanden.

Häufig nutzen Studenten oder Rentner die Busse, aber auch Geschäftsleute. Der Bus auf der Strecke Köln-Dortmund ist an diesem Montagmorgen allerdings nur sehr schwach besetzt - mit gerade mal vier Fahrgästen.

Einer von ihnen ist Christoph Moser. Er arbeitet im Kundenservice eines Telefonunternehmens in Dortmund und hat am Wochenende eine Freundin in der Nähe von Frankfurt besucht - nun ist er auf dem Rückweg. "Die Fahrt mit dem Fernbus ist Premiere für mich, aber ich denke, ich werde es häufiger machen", sagt der 34-Jährige. Seine Begründung: Auf den Bus könne man sich eher verlassen als auf die Bahn, die oft Verspätung habe.

"Preis und Leistung stimmen"

Der 25-jährige Student Johannes Schnell ist auf dem Weg zu einem Freund in Dortmund. Der Jurist Stephan Gregor, derzeit arbeitslos, besucht seine Eltern in Essen. Der 38-Jährige hätte auch die Bahn nehmen können, er hat auch eine Bahncard. Doch die Fahrt hätte fast 13 Euro mehr gekostet und wäre nur drei Minuten schneller gewesen. Jetzt hat er gerade einmal sechs Euro bezahlt. "Preis und Leistung stimmen", findet er. Im Bus gibt es kostenloses W-Lan, und über eine eigene App können Hörbücher und Kinofilme geladen werden.

Auch ein Bahnsprecher bestätigt, dass die Fernbusse im Vergleich zum Normalpreis der Bahn häufig günstiger sind. Großenteils buchten die Kunden aber nicht mehr zum Normalpreis, sondern hätten eine Bahncard oder nutzen die Rabatte, so der Sprecher. Die Busse bräuchten auch länger. So dauert eine Fahrt von Düsseldorf nach Berlin mit der Bahn gut vier Stunden, mit einem Fernbus sind es fast neun. Reisen mit der Bahn sei zudem umweltfreundlicher. "Das hängt immer von der Auslastung ab", sagt dazu Heidi Tischmann, Referentin für Verkehrspolitik beim Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Insgesamt begrüße der Club die Entwicklung auf dem Fernbusmarkt. Für die Umweltbilanz seien sie deutlich besser als der Flug- und Autoverkehr. "Wir empfehlen auch, Bahnpreise zu vergleichen, auch dort gibt es günstige 29 Euro Angebote", empfiehlt Tischmann.

Die größten Anbieter bei Fernbussen in NRW sind laut Iges-Institut derzeit MeinFernbus mit elf Linien und FlixBus mit zehn. Hinzu kommen unter anderem DeinBus, City2City und Deutsche Touring. Besonders viele Verbindungen gibt es nach Berlin und in die Rhein-Main-Region.
"Das Fernbusangebot in NRW hat schon einen sehr hohen Ausbaustand erreicht", sagt Iges-Experte Christoph Gipp. Ingesamt starten und enden laut Iges jede Woche etwa 1000 Fernbusse in NRW.

Die Haltestellen liegen nicht unbedingt zentral: So fährt der Bus in Köln nicht vom Hauptbahnhof, sondern von der anderen Rheinseite in Deutz ab. Ländliche Regionen werden kaum angefahren. Ein weiterer Schwachpunkt ist laut Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) der mangelnde Komfort der Haltestellen. Nicht immer seien die Terminals behindertengerecht oder hätten ein Dach. Gäste blieben dann häufig im Regen stehen.

(lnw)
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