Folge 6 Sommertour: Der kopflose Räuberhauptmann

Gruiten/Schöller (RP). Die Menschen zitterten, wenn er mit seiner Bande auftauchte. Der Räuberhauptmann Auerbäumer Hannes terrorisierte Ende des 18. Jahrhunderts die Gegend um Schöller, Gruiten und Mettmann. Einziger Zeuge der Überfälle, Morde und Entführungen ist der Auerbäumer Turm am Eingang zum Gut Schöller.

Der Volksmund nennt ihn auch Schinderhannes-Turm. Doch der Räuber aus Schöller ist nicht zu verwechseln mit dem bekannten Schurken aus dem Hunsrück und Taunus.

Der Turm aus Bruchstein, die vergitterten Fenster, das dichte Grün und das fast unheimliche Rauschen der Düssel im Hintergrund - mit ein bisschen Fantasie glaubt man, den Auerbäumer Hannes in der Ferne zu entdecken. Dass aus ihm ein berüchtigter Räuber wurde, könnte die Schuld französischer Truppen gewesen sein. Die überquerten 1795 im Krieg gegen Preußen und Österreich den Rhein und zwangen die Herrschaft Schöller zu Handlangerarbeiten und Lebensmittelabgaben. Einige der Unterdrückten wurden zu Räubern. So auch Hannes vom Auerbaum, benannt nach seinem - 1928 abgebrannten - Geburtshaus "Am Auerbaum".

Der Räuberhauptmann hatte es auf französische Emigranten und Kaufleute abgesehen. Vom Gut Auerbaum zog er mit seinem Gefolge los. Opfer schleppten sie in die Keller des Hauses, knebelten, folterten, raubten sie aus und brachten sie um. Ein französisches Kind hatten Hannes Komplizen auf dem Gewissen. Verhaftet wurde jedoch nur der Räuberhauptmann. Er wurde im Schlossturm von Schöller gefangen gehalten. Im eisernen Käfig am Fenster sollen Verbrecher mit Honig bestrichen und Bienen und Wespen überlassen worden sein.

Die Richter verurteilten den Auerbäumer Hannes zum Tode. Der jedoch ließ ein Seil aus dem Turmfenster baumeln und versteckte sich in einer Truhe. Die Wächter schlugen ob der angeblichen Flucht Alarm. Hannes schleppte sich derweil in Ketten zu einer Schmiede und ohne Fesseln nach Holland. Dort schrieb er spottend nach Schöller: "Wer stehlen will und sich nicht lassen hangen, muß sich in Schöller lassen fangen."

Später kehrte der Räuber zurück. Er wurde gefasst und erneut zum Tode verurteilt. Der Henker köpfte ihn 1796 beim Kartenspielen. So entstand vermutlich der Beiname Köpp-Hannes.

Anfahrt A46 bis Haan-Ost. Rtg. Gruiten über Gräfrather und Gruitener Str.; nach 2 km rechts in die Hochstr., nach 1,5 km links in Mettmanner Str., vierte rechts in Osterholzer Str., nach 500 Metern links in die Hahnenfurther Str.; kurz vor Haus Schöller links in die Straße Zur Düssel.

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