Spektakuläre Tour an Steilwand im Yosemite-Park 305 Meter vor dem Gipfel des Wahnsinns
San Francisco · Zwei Wochen sind sie bereits in der Wand unterwegs. Die Freestyle-Kletterer Tommy Caldwell und Kevin Jorgensen haben sich ein Wahnsinnsprojekt vorgenommen: Sie wollen die vertikal aufsteigende, 915 Meter hohe Dawn Wall im Yosemite Nationalpark erklettern. Zwei Drittel sind geschafft.
Nach zwei Wochen hat einer der beiden bereits die Höhe von 610 Metern erreicht. Damit fehlen noch 305. Insgesamt 915 steile Meter misst der spektakuläre Granitfelsen im Yosemite Nationalpark in Kalifornien.
Am Freitag habe der 36-jährige Tommy Caldwell einen Felsvorsprung in 610 Meter Höhe erreicht, sagte der Fotograf Tom Evans, der die Reise aufzeichnet. Caldwells Freund Kevin Jorgenson habe etwas weiter darunter einen der schwierigsten Abschnitte an der Wand bewältigt.
Die beiden Männer verlassen sich bei der Besteigung der vertikalen Dawn Wall am El Capitan lediglich auf ihre Kraft und Fingerfertigkeit. Caldwell könnte der erste sein, der die legendäre Wand, die die steilste des El Capitan ist, ohne Hilfsmittel bezwingt. Ihr Abenteuer dokumentieren sie durch zahlreiche Bilder im Internet, etwa bei Facebook oder Instagram.
Ohne Hilfsmittel, das bedeutet Verzicht auf Seile, Haken oder Anker. Nur mit reiner Muskelkraft ziehen sich die beiden Extremsportler Meter für Meter nach oben. Unter Kletterern ist El Capitan legendär. Noch niemand hat ihn bezwungen. "Es ist fast unmöglich, ihn zu klettern", sagt der erfahrene Freeclimber Alex Honnold der New York Times.
Viele Vorsprünge sind nicht nur steil, sondern bieten auch kaum Halt. Mit ihren Fingern müssen sich die Kletterer an den winzigsten Spalten festklammern. Immerhin ein Sicherungsseil ist erlaubt. Zudem ist der Wahnsinn gut durchgeplant. Ein Kletterer bringt Nachschub an Lebensmitteln, die Mobiltelefone werden durch Sonnenakkus aufgeladen.
Am Samstag teilte Caldwell in einem euphorischen Beitrag mit, das Schwierigste sei nun geschafft.
