Fast zu schön, um wahr zu sein Trauminsel vor Afrika

Düsseldorf (RP). Mitten im Indischen Ozean taucht plötzlich dieser Lichtpunkt auf. Das muss die Landebahn sein, mutmaßen die Fluggäste und hoffen auf die Erfahrung des jungen Piloten.

Trauminseln vor Mosambik
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Trauminseln vor Mosambik

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580 Meter ist die Bahn lang, an zwei Seiten berührt sie das Meer. Da wäre es schön, wenn John, so heißt der Kapitän in Pilotenhemd, kurzer Hose und Schnürstiefeln, die Cessna zentimetergenau nach unten brächte. Auf John ist Verlass: Punktlandung im Dunkeln.

Kaum steht das Flugzeug, umfängt es die Nacht: Hotelmanager Jannie Claassen hat die Lampe ausgeknipst, es ist stockduster. Das, was wir Gäste für eine amtliche Landebahnbefeuerung hielten, war nichts weiter als eine überdimensionierte Taschenlampe, mit der der Chef des Hauses die Spätankömmlinge hereingewunken hat. Willkommen auf Medjumbe Island, einer winzigen Insel vor der Küste Nord-Mosambiks!

Medjumbe gehört zur Rani-Hotelgruppe und ist vor allem eines: Ein Eiland für Flitterwöchner oder Menschen, die es ruhig und einsam lieben. Gerade einmal einen Kilometer lang und 500 Meter breit ist das Inselchen; man hat es mit seinem weißen Traumstrand vor dem fototapetenreifen türkisfarbenen Wasser in knapp 30 Minuten locker barfuß umrundet. Es sei denn, man lässt sich von den unwirklich schönen Muscheln ablenken, die alle paar Meter an den Strand gespült werden.

Das ist so wunderbar, das muss Kulisse sein. Ist es aber nicht. Medjumbe ist echt — spätestens der Blick auf die Rechnung lässt jedes noch so verträumte Hochzeitspaar wieder in der Realität landen. Circa 350 Euro kostet eins der 13 Strandchalets — alle mit Whirlpool auf der Terrasse, die ohnehin schon direkt ans Meer grenzt — pro Person und Nacht. Dafür gibt es abends gegrilltes Meergetier satt und einen unbezahlbaren Blick auf den Indischen Ozean.

Wer es weniger romantisch mag, der ist auf der Nachbarinsel Matemo, mit 32 Quadratkilometern die größte im Archipel, besser aufgehoben. Die exklusive Anlage hat 24 Zimmer, ist aber selten mehr als halb belegt. Der Gründer der Rani Resorts, ein saudiarabischer Geschäftsmann namens Adel Aujuan, betreibe die Anlagen offenbar nicht, um damit reich zu werden, sagt das niederländisch-südafrikanische Management-Ehepaar Linda und Douw Cloete und zuckt dabei mit den Schultern. Aujuan sei Moslem, er wolle die ebenfalls islamischen Einheimischen unterstützen. In den kleinen Dörfern auf Matemo baut er daher Schulen, Moscheen und auch Krankenstationen.

Matemo bietet einige Ausflugsmöglichkeiten: Das Resort organisiert Touren in Dörfer der Einheimischen oder auf die Insel Ibo. Diese ist unbedingt einen Besuch wert. Die verfallenen Regierungshäuser dort — Ibo Island war im 19. Jahrhundert Handelszentrum und heimliche Hauptstadt Mosambiks — erinnern in ihrem maroden Charme an ein Havanna in Miniaturausgabe. Drei teils verfallene Forts zeugen davon, wie umkämpft Ibo Island einst war, denn es ist eine der wenigen Inseln im Quirimbas Nationalpark, die über Frischwasser verfügen. Vor zehn Jahren bauten Europäer die ersten Lodges und starteten damit den Tourismus auf der Insel, der sich sehr langsam aufbaut: Auf Ibo Island sind Zimmerpreise um 300 Euro normal.

Die Preise sind den Lieferbedingungen geschuldet: Bis auf das, was das Meer bietet, werden sämtliche Nahrungsmittel auf die Inseln geflogen. So kommt es, dass der Hoteldirektor von Medjumbe Island die riesige Lampe, mit der er das Flugzeug einwies, anschließend nutzt, um beim Ausladen von Coladosen, Obst und Arbeitsmaterial die Luken der Cessna auszuleuchten. Praktisch, diese mobilen Landebahnsignale!

(RP)
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