Urlaub in Deutschland Warum in die Ferne schweifen?

Berlin · Urlaub in Deutschland boomt auch angesichts der angespannten Sicherheitslage seit Jahren. Die Branche blickt voller Optimismus in die Zukunft, wie eine Umfrage des DIHK belegt.

Inseln wie (im Bild) Langeoog werden als Reiseziele bei Deutschen wieder beliebter. Gleiches gilt auch für die Berge - Urlaub in Deutschland ist wieder in.

Inseln wie (im Bild) Langeoog werden als Reiseziele bei Deutschen wieder beliebter. Gleiches gilt auch für die Berge - Urlaub in Deutschland ist wieder in.

Foto: dpa

Die Küsten von Nordsee und Ostsee bleiben die beliebtesten Ziele. Dahinter liegen die Fluss- und Seenlandschaften sowie die Alpen und das Alpenvorland. Dies geht aus dem noch unveröffentlichten Tourismuskonjunkturbericht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages hervor, der unserer Redaktion vorliegt.

Vom Hotelbetrieb bis zum Omnibus-Unternehmen frohlockt die Branche: In den vergangenen fünf Jahren gab es einen steten Anstieg in der Einschätzung der Urlaubsanbieter, was ihre eigene Geschäftslage und die Erwartungen für die Zukunft betrifft.

"Der Deutschlandtourismus geht mit starkem Rückenwind in das Weihnachtsgeschäft. Die Branche steht vor einem Rekordwinter", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Achim Dercks, unserer Redaktion. Gründe für die gute Situationen seien die Konsumlaune und die angespannte Sicherheitslage in zahlreichen ausländischen Urlaubsregionen, sagt Dercks. Sie motiviere viele Deutsche dazu, Urlaub lieber im eigenen Land zu machen.

5000 Unternehmen befragt

Wie aus einer Umfrage des DIHK unter mehr als 5000 Unternehmen der Tourismusbranche hervorgeht, bewerten 56 Prozent der Befragten ihre Lage als gut. Nur acht Prozent gaben an, es gehe ihnen schlecht. Dem DIHK zufolge sind das die besten Befragungswerte seit Beginn der Unternehmens-Umfrage Mitte der 90er Jahre.

Allein die Reisebüros erwarten für den Winter 2016/17 schlechtere Geschäfte. Ihnen macht die Konkurrenz durch zunehmende Online-Buchungen der Urlauber zu schaffen. Zudem verunsichert die Reisebüros die geplante Umsetzung der neuen EU-Pauschalreiserichtlinie, mit der mehr Verbraucherschutz und dadurch höhere Haftungsrisiken für Veranstalter geschaffen werden sollen.

Während die Reisebüros dadurch in der Defensive sind, zeigen sich die Reiseveranstalter sehr optimistisch. "Trotz oder gerade wegen der unsicheren weltpolitischen Lage gewinnt die sichere Pauschalreise an Bedeutung, nur die Zielgebiete der Reisen verändern sich", heißt es im DIHK-Konjunktur bericht.

Die sonnigen Aussichten für Deutschland als Urlaubsziel werden allerdings durch den Personalmangel eingetrübt. Die Branche sucht händeringend nach gelernten und ungelernten Kräften. So fehlen zwei Drittel der Busunternehmen Fahrer. Im Hotel- und Gastgewerbe suchen zwei Drittel der Betriebe Fachkräfte mit einer dualen Berufsausbildung. Auf Campingplätzen fehlt vor allem auch ungelerntes Personal.

Den Personalmangel sehen die Urlaubsanbieter als eines der größten wirtschaftlichen Risiken für ihre boomende Branche. "In der Gastronomie suchen fast drei Viertel der Betriebe vergeblich nach Köchen und Servicemitarbeitern", sagte Dercks. Viele machten aus der Not eine Tugend. "Die Bereitschaft zur Integration von Flüchtlingen ist in der Branche sehr hoch." Ein Viertel der Betriebe im Gastgewerbe beschäftigt bereits Flüchtlinge oder wolle dies innerhalb der nächsten zwei Jahre tun.

Umfrage vor dem Anschlag

Die Zahl der Gäste aus dem Ausland, die zu großen Teilen Städtetouristen seien, gingen dem Tourismuskonjunktur-Bericht zufolge zuletzt leicht zurück. Grund seien häufig Sicherheitsbedenken. Die Umfrage fand vor dem Anschlag in Berlin statt.

Allerdings bremst der Anschlag das Tourismus-Geschäft, das zuletzt 30 Millionen Besucher in einem Jahr in Berlin verzeichnete, derzeit nicht. Burkhard Kieker, Geschäftsführer von "Visit Berlin", stellt fest: "Die Berliner Hotels verzeichnen keine Stornierungen. Im Gegenteil, es gibt sogar wieder Buchungen für einen Berlin-Aufenthalt um Weihnachten und Silvester."

(qua)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort