Vorbereitung auf Fußball-EM Warschau setzt auf Wolkenkratzer

Warschau · Früher war es für Ortsfremde recht einfach, sich im Warschauer Stadtzentrum zurecht zu finden – sie mussten einfach nach dem Kulturpalast Ausschau halten, der weithin sichtbar aufragte. Dieser ist noch immer das höchste Gebäude der polnischen Hauptstadt, aber moderne Bürogebäude haben die Skyline verändert. Inzwischen gilt Warschau als eine der zehn Städte mit der höchsten Wolkenkratzerdichte Europas.

Die polnische Stadt Warschau in Bildern
7 Bilder

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Früher war es für Ortsfremde recht einfach, sich im Warschauer Stadtzentrum zurecht zu finden — sie mussten einfach nach dem Kulturpalast Ausschau halten, der weithin sichtbar aufragte. Dieser ist noch immer das höchste Gebäude der polnischen Hauptstadt, aber moderne Bürogebäude haben die Skyline verändert. Inzwischen gilt Warschau als eine der zehn Städte mit der höchsten Wolkenkratzerdichte Europas.

Die modernen Glasbauten stehen auch für das neue Selbstbild des einst so grauen, von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs gezeichneten Warschau. Die Stadt hat nicht die Schönheit Krakaus oder den hanseatischen Charakter von Danzig. Hier wird nicht geschlendert, der Puls Warschaus ist schnell. Und auch wenn viele Polen Warschau nicht gerade lieben, sind sich alle einig: Für Karriere, Erfolg und Geld sind in keiner anderen Stadt Polens die Chancen so groß.

Städtereisende haben Warschau in der Vergangenheit eher die kalte Schulter gezeigt. Mit der Fußballeuropameisterschaft in diesem Jahr dürfte sich das ändern — das Eröffnungsspiel wird in Warschau ausgetragen, ebenso ein Viertelfinale und ein Halbfinale. Gute Gründe also, um die Stadt an der Weichsel doch einmal kennenzulernen.

Fanzone am Kulturpalast

Die Fanzone mit großen Videoleinwänden wird unmittelbar neben dem Kulturpalast auf dem Plac Defilad eingerichtet als Orientierungsmerkmal bleibt das als "Traum eines verrückten Zuckerbäckers" verspottete Gebäude also erhalten. Ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft: die Marszalkowska-Straße, Warschaus größte Einkaufsmeile, die inzwischen vor allem von westlichen Firmenketten geprägt ist.

Die klassischen Flaniermeilen der Warschauer dagegen sind die Straßen Nowy Swiat und Krakowskie Przedmiescie entlang des einstigen Königswegs zwischen dem Königsschloss in der Altstadt und der königlichen Sommerresidenz im Lazienki-Park. Mittlerweile reihen sich in der Nowy Swiat Cafés, Kneipen und Restaurants aneinander. Sushi Bars haben viele der alten Milchbars ersetzt, in denen es früher billige fleischlose Gerichte gab. Inzwischen haben die Preise in der Nowy Swiat westeuropäisches Niveau erreicht.

Leicht übersehen Besucher zwischen Werbeschildern und Leuchtreklamen die steinernen Gedenktafeln an vielen Gebäudemauern und Hinterhofeingängen. Sie erinnern an die Opfer von Massenerschießungen während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg, an Widerstandskämpfer der polnischen Untergrundbewegung.

Die Häuser entlang des Königswegs und in der Altstadt mit ihren pastell- und bonbonfarbenen Fassaden mögen zwar aussehen, als säumten sie schon ein paar Jahrhunderte die historische Flaniermeile Warschaus. Doch sie stammen fast ausschließlich aus der Nachkriegszeit — nach dem tragisch gescheiterten Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung im Sommer 1944 ließen die Nationalsozialisten die Stadt systematisch zerstören. Der Wiederaufbau des historischen Warschaus war für die Polen nach 1945 auch ein Stück Selbstbehauptung.

Stadion vom Schlossplatz aus sichtbar

Vom Warschauer Schlossplatz aus ist am östlichen Weichselufer das neue, moderne Nationalstadion sichtbar. Die Stadionwände sind in den polnischen Nationalfarben weiß und rot gehalten, ein wenig erinnert die Stadionform an die Königskrone des Adlers im polnischen Wappen. Das Stadion mit seinen rund 58.000 Plätzen ist das größte und modernste Polens, auch wenn die lange Bauzeit den EM-Planern reichlich Kopfschmerzen bereitete. Denn ursprünglich sollte das Ende Januar eröffnete Stadion bereits acht Monate vorher fertig sein.

Das östliche Weichselufer mit dem Stadtteil Praga war lange Zeit die hässlichere und vernachlässigte Seite Warschaus. Noch immer hat das alte Arbeiterviertel Praga finstere Ecken, die man abends besser meiden sollte. Doch in den vergangenen Jahren haben Künstler, die in Praga erschwingliche Ateliers fanden, dem Stadtteil nach und nach einen In-Status gegeben.

Vor allem rund um die Straße des 11. November sind angesagte Kneipen und Clubs entstanden. Und im Skaryszewski-Park neben dem neuen Nationalstadion, in dem noch vor wenigen Jahren Waffen- und Drogenhändler ihre Deals abwickelten, drehen nun Jogger und Inline-Skater ihre Runden.

Das Nationalstadion wiederum hat das "Stadion des Jahrzehnts" ersetzt, das 1955 auf dem Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs errichtet worden war und nach 1989 zu einem der größten Freiluftmärkte Osteuropas wurde. Nichts erinnert mehr an die unzähligen Händler chinesischer Haushaltsartikel, gefälschter Markenturnschuhe, geschmuggelter Zigaretten oder Raubkopien der neuesten Hollywoodproduktionen.

(dpa)
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