Nara in Japan Wiege des japanischen Buddhismus

Nara · Nicht weit von Kyoto entfernt liegt Nara, die erste Hauptstadt Japans, und Entstehungspunkt des japanischen Buddhismus. Bis heute zählt sie zu den schönsten Orten des Landes. Reich an Tempeln, Mythen und Traditionen.

Japan: Mystisches Nara
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Tokyo, Kyoto, Nara - das Land der aufgehenden Sonne hat in seiner Geschichte schon mehrere Hauptstädte gehabt. Den meisten Besuchern unbekannt ist jedoch die alte Kaiserstadt Nara. Nur 50 Kilometer von Tokyo gehört sie zu den kulturellen Besonderheiten des Landes.

Zwischen 710 und 784 war die Stadt unter dem Namen Heijo-kyo der Sitz des japanischen Kaiserhauses. Ausgezeichnet wird die Nara-Ära vor allem durch den massiven Aufschwung des Buddhismus zu dieser Zeit. Religion und Mönche erhielten damals immer mehr Einfluss. Zahlreiche Tempel und Klöster wurden gebaut, und der Buddismus letztlich zur Landesreligion erhoben. Zwar hat die Stadt selbst inzwischen ihren Einfluss verloren. Doch die ältesten Klöster des Landes sind noch immer gut erhalten, und verraten Besuchern und Touristen viel über den kulturellen und geistigen Ursprung des modernen Japans.

Japan - das Reich der Niedlichkeit
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Weltkulturerbe-Stätte

Wie viel Bedeutung die Stadt hat, zeigt sich auch an der Zahl der Weltkulturerbestätte. Gleich acht Weltkulturerbestätte und ein Weltnaturerbe beherbergt Nara.

Der wohl berühmteste Tempel ist der Todaiji Tempel. Seine Wurzeln reichen bis in das Jahr 735 zurück, als Japan von einer Pockenepidemie heimgesucht wurde. Um die Bevölkerung vor weiteren Katastrophen dieser Art zu schützen, baute Kaiser Shomu den Todaiji Tempel. Bis heute ist er das größte Holzgebäude der Welt und beherbergt eine der größten Buddha-Statuen.

Der Gangoji Tempel gilt als der älteste Tempel Japans. Er wurde 593 in Asuka gebaut und erst später nach Nara verlegt. Der Tempel beherbergt viele wertvolle Statuen wie den medizinischen Buddha, und noch heute geht die Legende, in ihm sei der Buddhismus gegründet worden.

Ein besonders mystischer Ort ist der Kasugayama-Urwald. Obwohl er ein natürliches Gebilde ist, wurde er aufgrund seiner kulturell-religiösen Bedeutung für die Japaner zum Weltkulturerbe erhoben. Er ist Bestandteil des weitläufigen Nara-Parks, und wird als heiliger Wald verehrt. Mit Ausnahme der Wanderwege für Besucher blieb der Urwald über tausend Jahre unberührt. Der Wald grenzt an den heiligen Berg Kasugayama, von dem er auch sei­nen Namen hat.

Das Nara bis heute animistisch-buddhistisch geprägt ist, erkennt man an den rund 1200 Rehen und Hirschen, die sich im örtlichen Stadtpark tummeln. In vorbuddhistischer Zeit galten die Tiere als "Gesandte des Himmels", und durften nicht gejagt werden. Noch immer werden sie verehrt.

So soll der Kasuga-Taisha-Schrein etwa, zu Ehren eines weißen Rehs erbaut worden sein, das im Nara-Park gefunden wurde. Auf dem Weg zu dem Schrein kann man den zahmen Tieren immer wieder begegnen. Denn er liegt tief im Wald, abgeschieden von den anderen Tempelanlagen. Eine kiesbedeckte Allee, die von tausenden Stein- und Bronzelaternen eingerahmt ist, weist Besuchern den Weg zu dem Heiligtum.

Mehr über die Nara-Geschichte ist vor allem am Heijo-kyo Kaiserpalast zu finden. Er war das Herrschaftszentrum der Nara-Zeit, und wurde von Tenno Kammu 749 erbaut. Nach chinesischem Vorbild war die Stadt in Quadrate aufgeteilt. Die zentrale Straße lief direkt auf den Palast zu. Rund 200.000 Einwohner zählte die Stadt damals, rund 10.000 arbeiteten in der Verwaltung. Bis heute gilt Nara als geistiges Zentrum des Landes, da hier auch die japanische Geschichtsschreibung begann.

Der Fall Naras

Zwar wurde der Buddhismus bereits im 6. Jahrhundert, aus China kommend, in Japan eingeführt, doch erst in Nara kam er vollständig zur Blüte. Allerdings wurde er durch die Vielzahl an Tempeln und Mönchen im Laufe der Zeit so mächtig, dass ein Machtkampf mit dem Kaiserhaus entbrannte. Die buddhistischen Mönche erhoben immer mehr Mitspracherecht in wichtigen politischen Fragen.

Nachdem dann noch der Priester Dokyo eine Kaiserin verführte und damit beinahe den Thron an sich gerissen hätte, beschloss der Hof, sich dem wachsenden Einfluss des Klerus zu entziehen, und gründete als neue Residenz das rund 50 Kilometer entfernte Kyoto. Somit endete die Nara-Ära nach nur 75 Jahren.

(ham)
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