Zu den Ursprüngen Kataloniens Wilfried der Haarige und ein Besuch in Girona

Düsseldorf (RP). Graf Wilfried der Haarige war es, der im 9. Jahrhundert durch die Vereinigung der 14 ursprünglichen Grafschaften den Grundstein zu Alt-Catalunya unter der Führung des Hauses Barcelona legte. Viele Heldengeschichten ranken sich seitdem um diesen struppigen Haudegen, der in einer Schlacht zur Vertreibung der Araber aus dem Nordosten Spaniens sein Leben ließ.

Magische Feste in Katalonien
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Foto: Privat

Wilfried begegnet den Reisenden in Monumenten und Geschichten auch immer wieder auf der touristischen Route durch die Pyrenäengrafschaften, zurück zu den Ursprüngen Kataloniens.

Es ist eine Route, die beeindruckende Gebirgslandschaften mit der Schönheit der romanischen Architektur verbindet. Sie berührt zahllose Klöster, Kirchen und Burgen und hält Unterkünfte vom Campingplatz übers preiswerte Landhotel bis zum 4-Sterne-"Parador" bereit. Das alles bei deftiger Kost aus der katalonischen Bergküche.

Zeitgeschichtlich reicht die Tour vom wenig bekannten 9. bis ins 15. Jahrhundert, als Alt-Catalunya mit dem Tod Martins des Menschlichen, der keine Nachkommen zeugte, erlosch und sich Catalunya Nova mit seiner sehr eigenen Sprache und Kultur erhob.

"Herren des Salzes"

Die Herren der bombastischen Burg von Cardona (www.cardona.cat), die seit Jahren eines der staatlichen "Parador"-Hotels beherbergt, nahmen einfach wieder auf, was die Römer bei ihrem Abmarsch hatten aufgeben müssen: die Ausbeutung des Salzberges gegenüber. Als "Herren des Salzes" wurden sie unermesslich reich. Das "weiße Gold" des Mittelalters wurde noch bis in die Neuzeit geschürft, heute sind die bis in hunderte Meter Tiefe reichenden Salzstöcke Touristenattraktion.

Durch eine geniale Idee kamen die Herren von Solsona in den Vorpyrenäen zu höchsten Würden: Sie schnitten im Winter dicke Eisblöcke aus den zugefrorenen Flüsschen Negre und Bofia, lagerten sie in einem unterirdischen Gewölbe ein und machten sie im Sommer im heißen südlichen Katalonien zu glasig-weißem Gold. Der daran erinnernde "Eisbrunnen" am Stadttor von Solsona lohnt eine Besichtigung.

Unter dem 2600 Meter hoch aufsteigenden Gebirgsmassiv des doppelköpfigen Pedraforca ("Gegabelter Berg") kreuzt eine Nebenroute den Jakobsweg und einen Pfad der "Bons Homes" ("Gute Menschen") der urchristlichen Katharer-Sekte, deren Anhänger im 13. Jahrhundert auf der Flucht vor dem offiziellen Rom Unterschlupf in Pyrenäen-Dörfern fanden.

Nach einem Abstecher ins Boi-Tal, dessen Ensemble romanischer Kirchen komplett ins Kulturerbe der Unesco aufgenommen wurde, taucht Besalù auf, wo sich bereits viele Badeurlauber von der nun nur noch 60 Kilometer entfernten Costa Brava tummeln. Im Judenviertel des unter Denkmalschutz gestellten pittoresken mittelalterlichen Städtchens (www.besalu.cat) wurde eines der letzten "Miqvés" ausgegraben und restauriert: ein Bad zur spirituellen Reinigung.

Molekular-Sternekoch im Glas-Kubus

Vor dem Cap de Creus, dort, wo die Pyrenäen im Mittelmeer versinken, schwenkt eine Route ab zum Kloster Món Sant Benet. Drinnen flimmert in einer Multivisionsschau die oft martialisch-grauselige Kirchengeschichte über eine kalkweiße Wand. Draußen taucht die eigentliche Überraschung hinter den altehrwürdigen Mauern auf. Im hochmodernen Glas-Kubus hat Molekular-Sternekoch Ferran Adrià seine TV-Kochschule eingerichtet. Das Tüpfelchen auf dem "i" dieser Reise in die Entstehungszeit Kataloniens ist eine Stippvisite im antiken Girona, in der "Stadt Karls des Großen".

Für ihn ist neben den arabischen Bädern, dem Judenviertel und den Jugendstilhäusern von Rafael Masó in der Kathedrale "Santa Maria" ein mächtiger Thron in Marmor geschlagen, auf dem er allerdings nie saß. Dafür wurde dort anno Dazumal der ebenfalls nach wie vor hochverehrte haarige Wilfried gesichtet: als er dafür sorgte, dass sich schließlich auch das widerspenstige kleine Girona dem Bund der Grafen anschloss und so zu der nach Barcelona zweitschönsten Stadt Kataloniens aufblühen konnte.

(RP)
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