Willkommen im Jahr des Affen

Das Tet-Fest leitet am 8. Februar nach dem Mondkalender das neue Jahr ein. Es ist das größte Fest der Vietnamesen. Familien und Freunde treffen sich, man ehrt die Ahnen und begleicht seine Schulden - immer mehr Familien verreisen auch.

"Die Familie ist das Wichtigste", ist sich Guide Huang mit der Mehrheit seiner vietnamesischen Landsleute einig. Alljährlicher Höhepunkt ist für sie das Tet-Fest, das am ersten Tag des ersten Mondes im neuen Jahr gefeiert wird - in diesem Jahr am 8. Februar. "Tet ist für uns wie Weihnachten und Neujahr zusammen", sagt Huang. Die Vorbereitungen zu den dreitägigen Feierlichkeiten, die 2016 das Jahr des Affen einläuten, laufen schon seit Dezember auf Hochtouren.

Viele der etwa vier Millionen Vietnamesen, die im Ausland leben, sind angereist, um Familie und Freunde zu besuchen. In der Innenstadt Hanois floriert das Treiben auf den Märkten. Es gibt süßen Klebreiskuchen, der zu Tet gehört wie Lebkuchen zu Weihnachten. Zweiradbesitzer schnallen Pfirsich- und Kumquatbäumchen auf ihren Gepäckträger, um die Neujahrsbäume nach Hause zu schaffen, wo sie später die Wohnzimmer zieren. Auch Huang schätzt mit prüfendem Blick ab, welches Bäumchen seiner Familie am besten gefallen könnte. "Daheim wird jetzt geputzt, dekoriert und gebacken, da habe ich gerne den Baumeinkauf übernommen", erzählt er lächelnd. "Und was die Geschenke angeht, so haben wir es nicht ganz so schwer wie ihr", fügt er hinzu. "Wenn die ganze Familie zusammenkommt, wird am liebsten gut gegessen, getrunken und geredet. Lediglich die Kinder beschenken wir mit Kleinigkeiten und Geldkuverts, und wir besuchen mit Opfergaben unsere Tempel, um Gutes für das neue Jahr zu erbitten."

Im Anschluss an die Familienfeier führt der Weg zu Freunden und Bekannten, so dass es eng in Bussen und Bahnen wird. "Man ist gut beraten, sich rechtzeitig um Reisetickets zu kümmern", meint Huang, "denn immer mehr Landsleute können es sich leisten, während der freien Tage zu verreisen. Viele Hotels sind ausgebucht." Wohin aber zieht es die Bewohner Hanois, wenn sie sich rund um das Tet-Fest eine Auszeit gönnen? Huang zögert nicht lange: "Zwei äußerst populäre Reiseziele liegen jeweils nur drei Autostunden von der Hauptstadt entfernt."

Das erste Ziel führt auf der erst kürzlich fertig gestellten Autobahn nach Nordwesten. Durch malerische Landschaften folgt die Straße dem Tal des Roten Flusses bis nach Lao Cai, dann geht es westwärts in die Berge nach Sapa. In den 1920er Jahren von den Franzosen auf 1600 Höhenmetern als Sommerresidenz errichtet, könnte die kleine Stadt heute als das Zermatt Vietnams gelten. Umsäumt von Zwei- und Dreitausendern schmiegen sich die Häuser an die Hänge, reihen sich ehrwürdige Kolonialbauten an Sportausstatterläden, mischen sich mit Hotels, Pensionen und unterschiedlichen Restaurants. Abends tanzen Jugendliche auf dem zentralen Platz, in den Gaststätten stößt man mit Reiswein an und erfreut sich an süß-saurem Schweinefleisch, gebackenem Hähnchen und vegetarischen Gerichten.

Doch der eigentliche Höhepunkt sind die geometrisch angelegten Reisterrassen im Tal unterhalb der Stadt. Wanderwege verbinden dort kleine Weiler, in denen freundliche Frauen in der Kleidung der nationalen Minderheiten der H'Mong und Roten Dzao zu einer Erfrischung oder Stärkung einladen. Kinder spielen am Wegesrand, und Wasserbüffel genießen die ruhige Abendstimmung. Als die Sonne am Morgen langsam den Nebel über den Niederungen auflöst, zeigt sich die Berglandschaft von ihrer schönsten Seite, als wäre sie auf wallenden Wolken gebaut.

Ähnlich idyllisch ist das zweite Lieblingsziel der Vietnamesen, die Ha-Long-Bucht, etwa drei Autostunden östlich von Hanoi, von wo aus sie zu einer Kreuzfahrt aufbrechen. Rund 2000 bizarre, mit dichtem Grün bewachsene Karstfelsen ragen aus dem türkisfarbenen Wasser. Fischer werfen von Ruderbooten ihre Netze aus, andere sind mit der Austern- und Fischzucht beschäftigt. Ihre Frauen ziehen mit Souvenirs beladen von einem Ausflugsboot zum anderen. Hin und wieder tauchen Fischersiedlungen auf, deren Hütten auf Stelzen im Golf von Tonkin stehen. Tagelang könnte man durch diese beeindruckende Wasserlandschaft fahren, hier mal schnorcheln, dort mal baden oder mit dem Kajak entlegene Buchten und Höhlen erkunden. Je weiter man sich von Ha Long entfernt, desto einsamer, authentischer und bezaubernder wird die Landschaft.

Die Redaktion wurde von der Vietnam Administration of Tourism und Turkish Airlines zu dieser Reise eingeladen.

(RP)
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