Rosenmontag ohne Pappnasen Wo in Deutschland kein Karneval gefeiert wird

Baltrum · Viele begeisterte Narren warten schon auf Rosenmontag. Aber es gibt auch Karnevalshasser, denen der Rummel auf die Nerven geht. Sie wollen nicht schunkeln und nicht singen, sondern ihre Ruhe haben, so wie auf Baltrum oder im Berchtesgadener Land, notfalls untertage.

Tipps für Karnevalsflüchtlinge
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Tipps für Karnevalsflüchtlinge

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Wenn Rosenmontag naht, nehmen manche ihren Jahresurlaub, nur um die tollen Tage durchzufeiern. Und manche Narren würden lieber auf Weihnachten verzichten als auf die Karnevalsparty. Andere möchten am liebsten weit weg sein, wenn Kamelle fliegen und das Funkenmariechen die Beine hochwirft. Aber was ist die ideale Alternative für Karnevalshasser und Karnevalsflüchtlinge?

Ruhe in Mecklenburg-Vorpommern: Vielleicht findet sich die Alternative in Mecklenburg-Vorpommern. "Es gibt jedenfalls wenige Touristen, die wegen des Karnevals zu uns kommen", sagt Tobias Woitendorf vom Tourismusverband des Bundeslandes im Nordosten. "Aber es gibt viele, die kommen, weil es den hier so gut wie gar nicht gibt." Mecklenburg-Vorpommern zählt zwar gut 80 Karnevalsvereine, Städte wie Anklam und Sternberg haben sogar eine sehr aktive Karnevalskultur. Aber das sind doch Ausnahmen. "An der Küste gibt es kaum Karnevalisten", sagt Woitendorf. "Und wir haben es insgesamt nicht so mit Helau und Alaaf und Brimborium."

Am Strand von Usedom, an den Kreideklippen von Rügen, am Bodden auf dem Darß sind keine Kamelle werfenden Faschingsprinzen zu erwarten. "Mecklenburg-Vorpommern ist die natürliche Alternative zum Karneval", sagt Woitendorf. Und es gibt es auch Urlauber, die genau das schätzen. "Die machen lieber ein Wellness-Wochenende an der Ostsee als Karnevalsgedöns. Entspannung, Ruhe, in die Sauna gehen, abends schön essen und ein Buch lesen." Hinzu kommt: "Die Karnevalswoche ist Nebensaison, da wird nicht an der Preisschraube gedreht."

Auf die Halligen von Schleswig-Holstein: Beim Badeurlaub ist Schleswig-Holstein der Hauptkonkurrent für Mecklenburg-Vorpommern. Und beim Thema Karneval? Da ist der hohe Norden ebenfalls eine relativ sichere Sache. Zwar geht es in Marne in Dithmarschen am Rosenmontag hoch her. Aber weiter in Richtung Dänemark wird die Luft für feierfreudige Karnevalisten immer dünner. Wer Ruhe sucht und mit Narren nichts zu tun haben möchte, ist deshalb in Nordfriesland richtig: Der Landkreis ist in jeder Hinsicht weit weg von den Karnevalshochburgen. Vor der nordfriesischen Küste liegen Inseln wie Amrum und Föhr und vor allem die karnevalssicheren Halligen. Langeneß und Oland gehören dazu.

"Bei uns in der Grundschule wird schon mal gefeiert", sagt Britta Johannsen vom Fremdenverkehrsbüro der beiden Halligen. Sonst ist von Karnevalisten nichts zu sehen oder hören. Touristen gibt es auch noch nicht viele. "An den Tagen um Rosenmontag werden es ein paar mehr", sagt Johannsen. Gerade aus dem Rheinland reisten dann ruhesuchende Karnevalsflüchter an: "Die wohnen oft in den Straßen, wo tagelang gefeiert wird und sind dankbar, wenn sie von dem Tohuwabohu mal nichts mitkriegen", berichtet Johannsen.

Die meisten blieben nur ein paar Tage, manche aber auch eine Woche. Von den rund 200 Gästebetten auf beiden Halligen seien vor Saisonbeginn aber nie alle belegt. Das liegt auch daran, dass man erst einmal hinkommen muss: Die Fähre fährt im Winter nur an fünf Tagen pro Woche. Anlegen kann sie nur, wenn auf Langeneß nicht "Land unter" ist - und das kann im Winter schon mal passieren. "Im Januar und Februar ist bei uns die Hauptsturmzeit", erzählt Johannsen.

Manche Gäste kommen gerade, um das mitzuerleben. Andere reisen zum Biikebrennen an - dem traditionsreichen Fest, bei dem am 21. Februar der Winter ausgetrieben wird. Wenn Biikebrennen und Karneval zusammenfallen, ist Nordfriesland bei Karnevalsflüchtern besonders gefragt. "Das ist in diesem Jahr aber nicht so", sagt Johannsen.

Keine Pappnasen in Niedersachen: Karnevalsfreie Zonen gibt es aber auch weiter südlich: Die Niedersachsen feiern zwar Fasching, Braunschweig gilt sogar als Narrenhochburg. Aber je weiter man in Richtung Nordsee kommt, umso weniger ist von Umzügen, Karnevalswagen und Schunkelliedern mitzubekommen. In Ostfriesland gibt es schon etliche Ecken, die als narrensicher gelten dürfen, auf den ostfriesischen Inseln gilt das allemal. "Hier ist das ausgesprochen schwierig, auf Pappnasen zu treffen", sagt Denis Metz von der Kurverwaltung Baltrum. "Kann sein, dass mal in einer Kneipe Karnevalslieder gespielt werden, aber gefeiert wird das nicht mal in der Grundschule, nur im Kindergarten."

Die meisten Hotels auf Baltrum haben im Winter geschlossen. Wer übernachten will, hat aber gute Chancen, eine Ferienwohnung zu finden. "Die Strandkörbe sind erst ab Ostern zu mieten", sagt Metz, der selbst aus dem Sauerland stammt, eine Zeit lang in Köln gearbeitet hat und weiß, wie dort gefeiert wird. Wer damit nichts anfangen kann, sei auf Baltrum genau richtig.

Aber was macht man im Februar auf einer Insel, die gerade 500 Einwohner zählt? "Man hat den langen Strand im Winter für sich. Da kann man toll zwischen den Dünen spazieren gehen. Das ist auch für uns Insulaner klasse", erzählt Metz. "Und hinterher geht man einen heißen Tee trinken. Zwei oder drei Restaurants haben auf."

Im Elbsandsteingebirge in Sachsen: Sachsen ist für Karnevalsflüchtlinge kein sicheres Terrain - nicht nur in Dresden und Meißen wird dann gefeiert. "Die Sachsen lieben ihren Fasching", betont Ines Nebelung vom Tourismus Marketing des Landes. Beim Wellnessurlaub im Kurort Bad Elster oder in Bad Brambach zum Beispiel ist von den närrischen Tagen aber so gut wie nichts zu spüren. Und wer wirklich Ruhe haben will, kann es im Elbsandsteingebirge versuchen - in den Höhlen dort ist der Karneval weit weg.

Kaminfeuer in Brandenburg: Ähnlich ist es in Brandenburg. In der Lausitz hat Karneval durchaus Tradition. Cottbus kann sogar mit dem größten Karnevalsumzug Ostdeutschlands punkten. "Und auch Potsdam hat ein Prinzenpaar", sagt Birgit Kunkel von Brandenburg Tourismus. Aber in anderen Teilen des Landes haben Narren nicht das Sagen: Im Oderbruch oder in der Uckermark finden Karnevalsflüchter viele Gelegenheiten, die tollen Tage entspannt vorüberziehen zu lassen - "mit Wellness und gutem Essen, Spazierengehen, einem Hotel mit Kamin und einer Therme in der Nähe", wie Kunkel empfiehlt.

Untertage in Bayern: Und ganz im Süden? München ist schließlich Faschingshochburg. Trotzdem bietet Bayern für Karnevalsflüchtlinge die ein oder andere Unterschlupfmöglichkeit. Zum Beispiel im Berchtesgadener Land: "Bei uns gibt es keine große Faschingstradition", sagt Ursula Wischoll von der Tourismusorganisation der Region. "Am Faschingsdienstag gibt es kleine Umzüge, aber danach hat man wieder völlige Ruhe." Und gute Voraussetzungen, um nicht einmal an Karneval zu denken: "Wir haben dann noch gute Wintersportbedingungen, man kann Schneespaziergänge machen oder rodeln gehen und im Februar vor den Gasthäusern schon bei Sonnenschein draußen sitzen", sagt Wischoll.

Und wer ganz sicher sein will, nichts vom närrischen Treiben der Karnevalsfans mitzubekommen, kann in Berchtesgaden ins Bergwerk einfahren und in dem Salzheilstollen der lauten oberirdischen Welt entkommen. "Da unten herrscht maximale Ruhe. Vielleicht gibt es mal Yoga und mal Qigong oder Tiefenentspannung mit tibetischen Klangschalen", sagt Ursula Wischoll, "aber garantiert keine Faschingsveranstaltungen."

Dieser Artikel wurde schon vor einiger Zeit veröffentlicht. Aufgrund der Aktualität haben wir ihn aktualisiert.

(dpa/das)
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