Service Zeitgeschichte am Grünen Band

Der Eiserne Vorhang teilte Deutschland und hinterließ Spuren. Nach 25 Jahren gibt es zwar keine Trennung mehr zwischen West und Ost - die Grenze ist aber immer noch präsent.

Schüsse, Tote, Scheinwerferanlagen: Eine knapp 1400 Kilometer lange Grenze teilte Deutschland im Kalten Krieg in Ost und West. Vor 25 Jahren war die Wiedervereinigung - ein Jahr zuvor fiel die Mauer. Was davon übrig geblieben ist? Das Grüne Band, ein Naturschutzprojekt, das sich entlang der alten Grenze schlängelt. Tipps für eine Zeitreise: Point Alpha Das US-Camp "Point Alpha" ist kein Geheimtipp, aber dort lässt sich die Zeit zurückdrehen. "Mit Sicherheit ist es das beste Museum an der innerdeutschen Grenze", sagt Autor Werner Schwanfelder überzeugt. Seit 15 Jahren reist er immer wieder entlang des Grünen Bandes und weiß: "An diesem Punkt ragte die DDR am weitesten nach Westen." Heute erinnert ein Museum an den Beobachtungsstützpunkt. Rund 100.000 Besucher kommen jährlich nach Geisa an die Grenze zwischen Hessen und Thüringen. www.pointalpha.com

Skulpturenpark Deutsche Einheit Wo einst der Grenzübergang zwischen Eußenhausen und Henneberg in der Rhön lag, steht heute Kunst. Angefangen hat es 1996 mit der Skulptur "Die goldene Brücke": ein Symbol für die deutsche Einheit. "Jahr für Jahr kommen weitere Objekte hinzu, die alle in irgendeiner Art und Weise mit dem Thema Grenze und Wiedervereinigung in Verbindung stehen", sagt Brigitte Proß vom Stadtmarketing Mellrichstadt. Ein Meer aus Fahnen, ein Erschossener auf der Flucht, ein flüsterndes Pärchen: Die Skulpturen erzählen von Geschichten an der Grenze. www.skulpturenpark-deutsche-einheit.de

Little Berlin Ein Panzer, Wachtürme, ein Stück Mauer. Alles erinnert an die Vergangenheit. Genau auf der Grenze zwischen Thüringen und Bayern, mitten durch das 50-Seelen-Dorf Mödlareuth, verlief die Mauer. Daher auch der Name, den die Amerikaner dem Dorf gaben: Little Berlin. "Hier wurde ich das erste Mal so richtig mit der Grenze konfrontiert", berichtet Schwanfelder von seiner Grenzreise, die er am ehemaligen Dreiländereck begann. Jährlich kommen rund 75.000Menschen in das Museumsdorf. "Es ist einfach nur beeindruckend, trotz der vielen Besucher." www.moedlareuth.de

Grenzdenkmal Hötensleben: Einer der wenigen noch erhaltenden Todesstreifen ist in Hötensleben in Sachsen-Anhalt zu finden. "An der engsten Stelle ist der Streifen nur 35 Meter breit, normalerweise waren es 500 Meter", sagt Achim Walther, Vorsitzender des Grenzdenkmalvereins. Der Grund: Der Ort war zu groß, um die Menschen zwangsumsiedeln. "Bei uns gab es zwei Mauern. Die auf der Ostseite, dann kam der Streifen und dann noch eine Mauer." Die Gärten mancher Einwohner grenzten direkt an den Eisernen Vorhang. Heute stehen noch 350 Meter der alten Grenzanlage. Hier können Besucher die Geschichte noch spüren. www.grenzdenkmal.com

Dorfrepublik Rüterberg Eine Enklave mitten in Deutschland, abgeschnitten und umgeben von Grenzen - das erlebten 400 Einwohner zu DDR-Zeiten in Rüterberg in Mecklenburg-Vorpommern. Auf der einen Seite die Elbe, auf der anderen ein Grenzzaun. "Zwischen 23 und 5 Uhr kamen wir weder rein noch raus. Das Tor war abgeschlossen", erzählt Meinhard Schmechel. Er war von 1981 bis 2004 Bürgermeister des kleinen Ortes. "Wir haben viel gefeiert. Der Zusammenhalt war enorm. Wir mussten alles selber machen." Nach der Wende durfte sich die Enklave offiziell "Dorfrepublik" nennen. Ein Museum erinnert heute an das Dorfleben in der Isolation. Schmechel bietet Führungen an. Anmeldung unter Tel. 038758 2 03 33, Mehr Infos im Internet: www.doemitz.de/index.php/stadt-doemitz/ot-rueterberg

(RP)
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