Zinnowitz bietet mildes Seeklima Zinnowitz: Deutschlands sonnigster Ort

Zinnowitz (RPO). Frühmorgens taucht sie als glutroter Feuerball aus der Ostsee auf, abends versinkt sie über den Wäldern und Wiesen von Usedom. Die Sonne ist der treueste Dauergast auf Deutschlands zweitgrößter Insel. 1917,5 Stunden scheint sie im langfristigen Durchschnitt pro Jahr auf Usedom. Diesen Rekordwert hat der Deutsche Wetterdienst über 30 Jahre hinweg in seiner Station in Zinnowitz im Nordwesten Usedoms gemessen.

Zinnowitz - Deutschlands sonnigster Ort
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"Über der kalten Ostsee bilden sich eben viel weniger Quellwolken als über dem aufgeheizten Land", sagt einer der Rettungsschwimmer am Strand von Zinnowitz. Außerdem kämen die Tiefausläufer vom Atlantik nur noch abgeschwächt über Usedom an. Neben ihrem Sonnenrekord punktet Rügens Nachbarinsel noch mit weiteren Superlativen: Elf zertifizierte Wellness-Hotels sind Europarekord. Und auch der Strand ist spitze: Bis zu 70 Meter breit funkelt er im Sonnenlicht wie auf einer Insel der Malediven, auf die sich Hunderte Strandkörbe verirrt haben.

"Auch die Länge von 42 Kilometern ist einzigartig", schwärmt Rolf Seelige-Steinhoff. Der Unternehmer hat nach der Wende 120 Millionen Euro in die Sanierung von Hotels und Villen gesteckt und damit großen Anteil daran, dass Usedoms Seebäder heute wieder in der Pracht der Kaiserzeit erstrahlen. Damals wie heute zieht das milde Seeklima und der lange Strand Badeurlauber magisch an - allerdings erreicht die Ostsee nie Werte wie im Mittelmeer. Ein Glück, dass Usedom so viel Sonne abbekommt - sie wärmt die Schwimmer wieder auf.

Immer mehr kommen aber gar nicht nur zum Baden nach Zinnowitz, wo Segler und Surfer ihre Bahnen ziehen und Urlauber mit den "Adler-Schiffen" von Seebad zu Seebad schippern. Andere bleiben gleich an Land. So strampeln unzählige Radler über die Uferpromenade und verschwinden am Ortsende in den Wiesen und Wäldern, die bis an den Strand reichen. Das Radwegenetz der Insel ist 150 Kilometer lang. Wer keine Lust mehr hat, gibt sein Leihrad an einer der vielen Service-Stationen ab und fährt mit Bus oder der Inselbahn zurück.

Zu den schönsten Radwanderungen zählt die "Feininger Rad-Tour", die an mehr als 80 Motiven vorbeiführt, die der deutsch-amerikanische Maler Lyonel Feininger auf Usedom verewigt hat. Das berühmteste ist die "Holländerwindmühle" von Benz. Neben Feiniger kamen etliche andere Prominente wie der Walzerkönig Johann Strauss, Kurt Tucholsky und Maxim Gorki. Weil auch Kaiser Wilhelm II. häufig zu Gast war, nennen sich die östlichen Badeorte Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck "Kaiserbäder".

Das schönste ist Ahlbeck an der Grenze zum polnischen Swinemünde. Hier stehen viele prachtvolle Bädervillen, die älteste Seebrücke Deutschlands, die Loriot in seinem Kino-Film "Pappa ante Portas" als Kulisse nutzte, und der "Ahlbecker Hof". In dem Romantikhotel direkt an der Seebrücke herrscht noch immer ein bisschen vom Flair der großen alten Zeit, als Berlins Mächtige und Reiche zur Sommerfrische nach Usedom kamen.

Zinnowitz ist bodenständiger. Dort liebt man Fischbrötchen und Räucherfisch am Strand. Auf der Seebrücke stehen staunende Touristen um die Tauchkapsel, in der man trockenen Fußes auf den Boden der Ostsee abtauchen kann. Einige Strandwanderer strecken die Nase in die leicht salzige Brise, andere suchen den Strand nach Bernstein-Klumpen ab, die die Ostsee immer mal wieder ausspuckt. Wie Bernstein strahlen im Abendlicht nun auch die in kräftigen Ockertönen gestrichenen Villen, die zwischen den dichten Wäldern hinter der Zinnowitzer Uferpromenade hervorlugen. Die Bausünden aus der DDR-Zeit halten sich in Grenzen. Nur ein damals unter dem Namen "Roter Oktober" bekannter Hotelklotz fällt in Zinnowitz auf.

Wenige Kilometer entfernt liegt Peenemünde, wo man die einstige Waffenversuchsanstalt der Nazis besuchen kann, in der der spätere stellvertretende NASA-Direktor Wernher von Braun den Raketenantrieb entwickelte. Nur mit Muskelkraft sind dagegen die Wanderer auf dem 400 Kilometer langen Wanderwegenetz unterwegs. Die schönsten Wege führen entlang der Küste und im Inneren der Insel rund um das Achterwasser, wie der große Binnensee im Inneren der Insel heißt.

Dort liegt auch das größte Golf-Resort der Insel. Am Balmer See schlagen Golfer auf gleich zwei 18-Loch-Turnier-Plätzen in himmlischer Ruhe mit Blick auf weiße Segelboote ab. Daneben bietet die Anlage einen 9-Loch-Übungsplatz für Spieler ohne Platzreife, eine Golfschule und ein Hotel.

Hoch über den Köpfen der Golfer kreisen Seeadler - so viele wie nirgendwo sonst in Deutschland. Genauso imposant wie die majestätischen Tiere in der Luft ist nur noch die Antonow. Vom Flughafen Zirchow können Gäste in dem weltweit größten noch fliegenden Doppeldecker zu Rundflügen über Usedom starten, das mittlerweile in der Sommersaison von vielen Großstädten per Direktflug erreichbar ist.

Noch aber stammen die meisten Besucher aus Berlin und Nord-Ostdeutschland. Und die kommen mit dem Auto. Parkplätze sind in den Seebädern deshalb schwer zu finden und die für Cabrio- und Motorradfahrer traumhaften Alleestraßen in der Hauptsaison oft überfüllt. Klingt der Verkehr in der Nebensaison ab, wird Usedom ruhiger und noch schöner.

(tmn)
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