Hotel der Dickhäuter Zu Besuch im größten Elefantendorf Thailands

Ban Ta Klang · Elefanten sind Thailands Nationaltiere. Früher arbeiteten sie im Wald und waren Touristenattraktion. Doch diese Zeiten sind vorbei. Im größten Elefantendorf Thailands haben sie ein neues Zuhause gefunden. Immer mehr Touristen kommen.

Das gröte Elefantendorf Thailands
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Die Schulkinder in ihren knallgelben Uniformen sind schon bei der Fahrt von Surin nach Ban Ta Klang begeistert. Der Busfahrer stoppt vor einem Buddha-Tempel. Mönche in safrangelben Gewändern schreiten zwischen zwei mächtigen Elefanten aus Stein durch das Eingangsportal die Stufen hoch. Doch in diesem Moment kommen die Originale: Zwei große Dickhäuter mit ihren Führern trotten gemächlich an den steinernen Kolossen vorbei und die Landstraße weiter nach Ban Ta Klang. Noch drei Kilometer sind es dorthin. Im gemütlichen Elefantentempo sind das gut 30 Minuten. Der Weg führt vorbei an Reisfeldern und gackernden Hühnern.

Kun Nang beobachtet die Szene, die für sie Alltag ist. Die 41-Jährige serviert Straßenarbeitern in ihrer Garküche Frühstück: Fischsuppe, Reis und Tee. Dann zeigt sie auf die andere Seite, wo ein Paar mit Rucksack und aufgenähter Schweizer Fahne auf einen Laster mit Pritsche und Bänken steigt. "Ausländische Touristen, die wie Thais reisen, gibt es nicht viele hier", sagt die Frau. In dem Gefährt sitzen schon einige Marktfrauen und Bauern, Reissäcke und Körbe voller Gemüse stehen neben ihnen.

190 Elefanten und 1400 Menschen

Nach der Ankunft in Ban Ta Klang wird es lebhaft. Aus einem Bauernhof fährt ein grüner Traktor, kurz danach stolziert ein riesiger Dickhäuter aus dem Gehöft auf die Dorfstraße. Auf ihm sitzt ein kleiner Junge, begleitet vom Mahout, dem Elefantenführer. Aus allen Richtungen marschieren nun Dickhäuter zum Elephant Village am Rand der Gemeinde. Vor allem ältere Tiere sowie Mütter mit Nachwuchs leben und schlafen mit ihren Mahouts in diesem Elefantenpark. Der bietet Mensch und Tier ausreichend Platz, hat auch ein Wäldchen, einen Tümpel und ein Elephant Study Center zur Fortbildung.

"Wir sind eines der größten Elefantendörfer der Welt", sagt Prakit Klangpattana nicht ohne Stolz. Der 52 Jahre alte Ortsvorsteher zählt auf: "Bei uns leben 190 Elefanten und 1400 Menschen". Einige Familien, auch die von Prakit, haben Gästezimmer. So bringt der Tourismus ein Zubrot.

Eine Übernachtung im schlichten Zimmer mit drei reichlichen, immer frisch zubereiteten Mahlzeiten kostet knapp 20 Euro. Das Fahrrad vom Sohn gibt es oft gratis, ebenfalls die Motorradtour mit dem Vater in die Nachbardörfer. Wer abends ein paar Flaschen Bier und Cola für sich und die Familie zum Umtrunk auf der Terrasse kauft, wird gewiss auch gleich ein paar Nachbarn treffen. Die meisten Bewohner hier gehören zur ethnischen Gruppe der Suay. Die gelten schon seit Jahrhunderten als Elefantenexperten. Früher waren sie auch Jäger und Zähmer. Heute halten sie Elefanten wie Freunde und Haustiere.

Fütterung von Klein und Groß

Im Elephant Village am Dorfrand ist gerade Fütterung. Ein großer Lastwagen liefert langes Schilfgras, das auch auf Feldern und in Gärten wächst. Manche Elefanten tragen die ihnen zustehende Ration vom Abladeplatz selbst in ihr Haus. Dieses besteht aus vier Pfosten mit einem Schatten spendenden Dach und ein paar Büschen drumherum. Touristen spazieren zwischen Palmen, Laubbäumen, roten und weißen Bougainvillea über die Wege, lassen sich von den Mahouts über Lebensweise und Namen der Tiere informieren.

Die Kinder sind natürlich am meisten von den Elefantenbabys fasziniert. "Wir sind nun über drei Stunden hier. Es ist wunderbar", erzählt ein Vater aus Bangkok einem Paar aus Köln. Seine Familie hat auch schon Elefantenparks bei Pattaya gesehen, wo mehr Russen, Deutsche und Briten als Thais dicht gedrängt die Shows verfolgen. Aber das sei dort nur kurzweiliger Zirkus, meint der Mann aus Bangkok.

Immer mehr Besucher folgen nun einem Dutzend Elefanten, das Richtung Tribüne trottet. Auch aus dem kleinen Museum, von den Kiosken und Ruhebänken strömen nun die Gäste zur Schau mit malenden, tanzenden und Tore schießenden Dickhäutern. Die werden von manchen Parkbesuchern mit Bambusstückchen und Bananen verköstigt. Kinder dürfen fürs Foto auch auf dem Rüssel sitzen. Nach dem Ende der Schau bleiben noch viele. Ein paar Eltern reden mit zwei Elefantenführern, die Englisch können.

Die Atmosphäre ist entspannt. Wer gut zuhört, lernt viel: Früher bevölkerten die Dickhäuter zu Zehntausenden die üppigen Wälder Thailands. Heute sind es noch einige Hundert. Die Rodungen nahmen den Tieren den Lebensraum, die folgenden Verbote zur Abholzung den Arbeitselefanten ihren Job, weil sie nichts mehr zum Stapeln und Tragen hatten. "Bei uns geht es den Tieren viel besser als früher in der Stadt", sagt ein Mahout.

Elefant in der City

Vor zwölf Jahren gab es noch etwa 100 Elefanten in Bangkok, die mit ihren Führern um Futter und Geld bettelten. Die Schlagzeilen über den Amoklauf eines Tieres, das sich durch Lärm, Verkehr und Betatschen drangsaliert fühlte, rief die Regierung auf den Plan. Die Dickhäuter mussten die Stadt verlassen. Viele sind nun in Ban Ta Klang zu Hause. Alle Thais, vor allem auch die Mitglieder des Königshauses, verehren die Tiere. Ein Weißer Elefant schmückt das Wappen Thailands. Heute ist ein durchschnittlicher Tag im Elephant Village: 250 Besucher bei der Schau vormittags und 350 nachmittags. In den Schulferien können es zusammen 1600 Gäste sein. Von November bis April, wenn es nicht zu heiß ist, sind davon etwa ein Viertel Ausländer. Die Anreise ist weit, doch der Weg lohnt sich.

Eine vierköpfige einheimische Familie zahlt für Eintritt, Imbiss, Getränke und Leckereien für die Tiere zusammen etwa 14 Euro, eine ausländische wegen des teureren Tickets am Eingang um die 24 Euro. Faszinierend sind ein Ausritt (ab 5 Euro) und ein Besuch am Fluss, wenn dort bis zu 40 Elefanten baden, schnauben und spritzen. Von Surin und Bangkok bieten Reisebüros Touren nach Ban Ta Klang.

Im Elefantenpark arbeiten auch Volontäre aus aller Welt, die von privaten und gemeinnützigen Organisationen vermittelt werden. Jureerat Boonwan ist für dieses Programm verantwortlich. Die 29-Jährige erläutert: "Die Volontäre haben einen eigenen Elefanten, um den sie sich kümmern müssen, und werden vom Mahout angelernt. Zum Programm zählen auch Aufforstung und das Herstellen von feinem Papier aus Elefantendung."

Zum Dickhäuter-Festival

Prakit Klangpattana, der als Elefantenexperte auch schon in Japan war, hat ein paar Wünsche: "Wir hoffen auf noch mehr Platz für die Tiere und zusätzliches eigenes Land für die Mahouts zum Futteranbau. Kommune, Staat, Sponsoren und Hilfsorganisationen tun viel, dennoch sind die finanziellen Mittel begrenzt." Urlauber seien immer willkommen, wenn sie wie bisher die Traditionen und Sitten der Bewohner respektieren. Auf Massentourismus ist das Dorf ohnehin nicht eingestellt. Mahout Nong reibt die roten Entzündungen auf dem Rücken und hinter dem Ohr von Elefanten-Teenager Apow mit Salbe ein. "Die Kräutermischung wirkt. Die Wunden heilen allmählich", sagt der 29-jährige Führer.

In November zieht es ihn und die anderen in die Stadt Surin zum Elefantenauftrieb, eines der größten Dickhäuter-Festivals in Thailand. Dann sollten Bahn, Bus und Hotel schon lange vorher reserviert werden. Auch für den, der nach spannenden Tagen im Elefantendorf ein komfortables Zimmer mit Klimaanlage und ein großes Steak braucht, ist die Stadt richtig. An einigen Plätzen ist zu sehen, wie sehr auch hier die Dickhäuter verehrt werden. In einem Park stehen besonders große Elefantenstatuen mit Kriegern, die für ihr Königreich kämpften.

(dpa)
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